TUI fliegt bald in knallgelb

Europas größter Reisekonzern schwingt den Sparhammer: Weniger Jobs, nur noch eine Fluggesellschaft, mehr Internetbuchungen und Einstieg ins lukrative Kreuzfahrt-Geschäft, so die Pläne der Konzernspitze in Hannover

„Fliegen zum Taxipreis“ – der Billigflieger HLX ist bald Geschichte. Die „sehr markanten Checker-Streifen und die Taxi-Designphilosophie“ sollen ab Januar vom Markt verschwinden, heißt es in einer Mitteilung von Europas größtem Reisekonzern TUI, zu dem HLX gehört. 100 Millionen Euro hat die TUI allein mit Werbung für HLX verbrannt – und war nicht nur deshalb ins Trudeln geraten. Die Zusammenführung der beiden Fluggesellschaften HLX und Hapagfly in der neuen knallgelben Tochter TUIfly ist ein Teil des Sparpakets, das Konzernchef Michael Frenzel am Freitag in Hamburg präsentierte. „2006 war kein gutes Jahr“, gab Frenzel zu. Insgesamt will er bis 2008 etwa 250 Millionen sparen. Dafür werden 3.600 Mitarbeiter entlassen, 400 davon in Deutschland. Vor allem die Zentrale in Hannover ist betroffen.

Frenzel kündigte an, die TUI „zum führenden europäischen webbasierten Reiseunternehmen“ umzukrempeln. Bislang erzielt der Konzern erst 18 Prozent des Umsatzes im Web, in drei Jahren sollen es 25 Prozent sein. Dazu beitragen soll „TUIfly.com“ mit „preisaggressiven“ Angeboten und Reise-Bausteinen.

An der zweiten TUI-Säule, der Hamburger Schifffahrtstochter Hapag Lloyd, will Frenzel trotz gegenteiliger Forderungen von Finanzinvestoren festhalten. Der Aufsichtsrat habe sich gegen eine Abspaltung von Hapag Lloyd ausgesprochen, betonte Frenzel. Der Logistik-Sektor biete trotz Preisverfalls und zyklischem Tief Potenziale. Im Oktober hatte sich Frenzel schriftlich an den Hamburger Senat gewandt, weil die Hapag-Lloyd rote Zahlen schreibt. Um eine drohende feindliche Übernahme abzuwehren, schlug er vor, die Stadt solle bis zu zehn Prozent der TUI-Aktien kaufen. Die Finanzbehörde erklärte lediglich, es habe „kein Gespräch“ mit Frenzel gegeben. Und somit auch kein positives Ergebnis.

Auch auf den Fußballverein Hannover 96 dürfte der neue Sparkurs Auswirkungen haben. Die TUI wolle ihr Engagement beim Bundesligisten „überprüfen“, sagte Frenzel, der auf der anderen Seite aber auch investieren will. So kündigte er an, für zwei Milliarden Euro 65 Flugzeuge bei Boeing zu kaufen. Außerdem will TUI 26 neue Hotels mit 20.000 weiteren Betten erwerben und ins Kreuzfahrt-Geschäft einsteigen. Dazu will sich der Konzern bis 2010 beim Weltmarktführer – der US- Reederei Carnival – und deren Tochter AIDA mit bis zu 25 Prozent beteiligen. KSC/SMV

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