Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Ein superschlau ausgedachter Name, Wilhelm Tell Me, und sie „klingen extraordinary undeutsch nach einer britisch/französisch/skandinavischen Liaison: Irgendwo in der Schnittmenge von Golden Silvers, Hot Chip, Miike Snow, Metronomy und Phoenix“, wobei ich diese Werberatschlagliste noch aus der Vergangenheit heraus mit ABC ergänzen würde, und sie kommen dann halt doch ganz ordinary aus dem deutschen Hamburg. Im Frühjahr ist das Debütalbum von Wilhelm Tell Me zu erwarten, und heute Abend präsentiert sich das Quartett mit seiner allerorten ausgeborgten Eleganz im Rosi’s. Außerdem gibt es derzeit wieder haufenweise Bands drüben in Amerika mit meist knappen Namen und eher kurz gehaltenen Songs in einem fingerschnippenden, sonnigen Pop, der die gesammelten Beach Boys im Herzen und auf der Zunge trägt, und zu diesen frischen Bands zählen Tennis aus Denver, die am Samstag im Comet spielen. Diejenigen aber, die sich nicht um Karten für das längst ausverkaufte Konzert von Godspeed You! Black Emperor am Donnerstag im Astra gekümmert haben, müssen an diesem Samstagabend ersatzweise zu Giardini di Miro in den Frannz, die italienischen Postrocker, die mit Godspeed verglichen wurden, auch wenn sie ihre Klangarchitekturen nicht ganz so erhaben auftürmen wie die Kanadier und dafür in der Ebene manchmal angenehm nach dem gelassenen Fluss von Pell Mell klingen, der SST-Band aus den Achtzigern, die man gar nicht oft genug nennen kann. Und weil man sich in der Fluxus-Bewegung mal auf den 17. Januar als den Geburtstag der Kunst geeinigt hat, wird der am Montag wieder gefeiert, mit allerlei Störgeräuschen von Arto Lindsay, Felix Kubin und dem Duo des chinesischen Elektronikers Dickson Dee mit der Extremvokalistin Sainkho Namtchylak im Berghain.

■ Wilhelm Tell Me: Rosi’s, Fr, 23 Uhr. 6 €

■ Tennis: Comet, Sa, 21 Uhr. 10 €

■ Giardini di Miro: Frannz, Sa, 20 Uhr. 16 €

■ Arto Lindsay u. a.: Berghain, Mo, 20 Uhr. 15 €