Protest ohne Betroffene

Allseits wenig Beachtung fand eine Demo, mit der am Samstag gegen die Situation Obdachloser protestiert wurde

Mitten im Weihnachtstrubel fanden sich am Samstag an der Domsheide zwei Handvoll DemonstrantInnen zusammen, um gegen die Diskriminierung von Obdachlosen zu protestieren. „Mehr kostenlose WC’s in der Stadt“ stand auf ihren Schildern, und: „Arme sterben jünger“. Organisiert hat die Demo das Bündnis „Bürgerinnen und Bürger gegen Obdachlosigkeit“.

Das Bündnis hält die derzeitigen Angebote für Obdachlose in Bremen „nicht für befriedigend“. Es sei „menschenunwürdig“, wenn mehrere Menschen in einem Raum zusammenleben müssten. Außerdem dürften Obdachlose nicht länger von Platzverweisen für öffentliche Plätze bedroht werden.

Mit ihrer Protestaktion wollen die DemonstrantInnen „ein Zeichen im Weihnachtstrubel“ setzen, sagt Petra Klatte. Doch nur wenige PassantInnen werfen einen flüchtigen Blick auf die Schilder, vereinzelt fragen Personen nach dem Hintergrund der Aktion.

Die Obdachlosen, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite sitzen, nehmen die Demonstration zu ihren Gunsten kaum wahr. Im Gespräch mit einer Frau und einem Mann, die dort sitzend den regnerischen Tag verbringen, wird deutlich, dass sie sich in den Wohnprojekten, die sie nutzen, wohl fühlen. Außerdem freue sie sich, wenn Streetworker warmes Essen an ihren Stammplatz in der Innenstadt brächten, sagt die Frau. In Bremen gebe es einige gute Anlaufstellen, hungern müsse keiner. Anna Steffen