…WAS MACHT EIGENTLICH ... Berlin so hip?
: Leere Taschen

Irgendwo muss es sie geben: Berliner, die tatsächlich Kunden solch wunderbarer Läden wie der frisch eröffneten Ferrari-Dependance sind. 110.000 Euro kostet der flachere der beiden Unter den Linden ausgestellten Flitzer. Dieser Hauspreis, verkündet das Preisschild im Schaufenster, gelte allerdings nur bei Barzahlung.

Die meisten der Passanten können sich daher den Blick ins Portemonnaie sparen. Denn die Taschen des Berliners sind bekanntlich leer. Doch gerade deshalb muss kein Berliner mehr auf die nötige Hipness unterm Weihnachtsbaum verzichten.

„Wir haben leere Taschen, aber alle Möglichkeiten“, weiß die Nachwuchsdesignerin Vero Gabler. „Das ist unser Luxus. Deshalb sind wir hier.“ Und aus dieser lokalpatriotischen Philosophie entwickelte Gabler das perfekte Geschenk, das sie nun auf Designermärkten und im Internet vertreibt. Ein Präsent, mit dem man die lieben Verwandten in der Provinz neidisch machen kann: die leere Tasche, aus stabilem Karton, matt plastifiziert, in zeitlos schlichtem Schwarz, mit Baumwollkordel – und mit Stil. Denn dort, wo baugleiche Beutel aus Düsseldorf, Hamburg oder München mit Marken wie Gucci, Dior oder Joop prahlen müssen, verkündet die leere Hauptstadttasche in schlichtem Weiß – wie einst von Klaus Wowereit verkündet, wie unlängst selbst vom Bundesverfassungsgericht bestätigt –: „Arm, aber sexy, Berlin“. Da können die Bewohner aller anderen Städte einpacken – so viel sie wollen. Denn leere Taschen sind nur echt aus Berlin. GA FOTO: ARMABERSEXY.DE