Blitzschnell war gestern

Die österreichische Skination muss umdenken: Für ein Land, das von alpinen Siegen verwöhnt war, sind zweite und dritte Plätze schon Niederlagen. Auch dieses Wochenende blieb der große Erfolg aus

AUS ALTA BADIA
ELISABTEH SCHLAMMERL

Der Ausrüster der österreichischen Skirennläufer hat es vermutlich für einen besonders originellen Gag gehalten, die Anoraks nicht nur mit dem Schriftzug des Verbandes zu versehen, sondern darunter das Wort „blitzschnell“ sticken zu lassen. Aber in diesen Tagen werden die Matadore der rotweißroten Skination dafür manchmal ein wenig belächelt. Denn sie sind nicht mehr gar so blitzschnell unterwegs wie früher.

Bei der Abfahrt von Gröden am Samstag war Fritz Strobl als Dritter zwar auf dem Podium, gewonnen hat aber der Amerikaner Steven Nyman vor Didier Cuche aus der Schweiz. Und beim Riesenslalom in Alta Badia einen Tag später war gar kein Österreicher unter den besten drei. Der Finne Kalle Palander hat das Rennen vor Bode Miller aus den USA und dem Schweizer Didier Defago für sich entschieden.

Natürlich wäre es übertrieben, von einer österreichischen Skikrise zu sprechen, immerhin liegen die Fahrer des ÖSV oft vorne, und in der Nationenwertung sind sie noch immer in Führung. Aber für ein Land, das sich im Sport über seine Erfolge bei den Alpinen definiert, sind zweite und dritte Plätze eben wie Niederlagen. Die Zeiten, als der Verband reihenweise Dreifacherfolge feiern konnte, sind schon einige Jahre vorbei. Die Amerikaner haben in den vergangenen Jahren immer wieder die rotweißrote Skimacht geärgert, vor allem Bode Miller und der mittlerweile zurückgetretene Daron Rahlves. In diesem Winter nun sind sie den Österreichern nach Siegen enteilt. Der Erfolg von Steven Nyman in Gröden vor dem Schweizer Didier Cuche war schon der dritte eines Skirennläufers aus den Vereinigten Staaten.

Gründe für die verloren gegangene Dominanz auf den Weltcup-Pisten gibt es viele. Die Skirennläufer der Generation, die in Österreich gerne als goldene bezeichnet wurde, treten langsam ab, und die Jüngeren sind offenbar noch nicht stark genug, um diese Lücke zu schließen. Man versucht es vorübergehend mit Gelassenheit. „Früher hat es immer geheißen, die Österreicher siegen den Weltcup zu Tode. Dann sollte man sich jetzt bei uns bedanken, dass wir den Weltcup wieder attraktiv machen“, sagt Fritz Strobl.

Jahrelang hatte der ÖSV auch davon profitiert, dass das Gros der Mannschaft einer einzigen Skimarke vertraute. Dieser Ski-Hersteller war den anderen meist einen Schritt voraus gewesen, nun aber hat die Konkurrenz aufgeholt. Aber aufs Material will es in Österreich niemand schieben. „Da gibt es keine Probleme, das ist super“, sagt Hermann Maier, der beim Riesenslalom in Alta Badia als Dritter des Vorlaufes auf Platz zwölf zurückfiel. Bei der Abfahrt in Gröden wurde er nur Achter; dort hat er sich schon immer schwer getan. „Wenn ich so lange fahre, bis ich hier einmal gewinne, bin ich wahrscheinlich 50.“ Mit dem nächsten österreichischen Sieg sollte es aber etwas schneller gehen.

Die Deutschen sind unterdessen schon mit Top-Ten-Platzierungen bei den Herren zufrieden – und haben seit dieser Saison auch wieder einen Abfahrer, der manchmal mit den Besten mithalten kann. Stephan Keppler hatte nach seinem achten Platz beim Super-G am Freitag einen Tag später jedoch etwas Pech. Er wurde abgewunken, weil der Läufer vor ihm gestürzt war, musste noch mal starten und sich mit Rang 36 zufrieden geben. „Das war ein Kraftproblem“, gab er zu.

Ebenfalls vorwärts geht es in diesem Winter bei Felix Neureuther – und nicht nur im Slalom, in dem er vor zwei Wochen in Beaver Creek als Dritter zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Podium stand. „Er bewegt sich mit System Schritt für Schritt vorwärts“, lobt Sportdirektor Wolfgang Maier den 22-Jährigen aus Garmisch-Partenkirchen. Der 13. Rang beim Riesenslalom in Alta Badia ist nicht nur höchst achtbar, sondern auch Neureuthers bestes Resultat in dieser Disziplin. Er hat sich dadurch in der Weltrangliste unter die besten 30 geschoben und darf mit einer niedrigeren Startnummer im nächsten Rennen auf bessere Pistenbedingungen hoffen. „Ich war im Training vor der Saison schon im Riesenslalom gut unterwegs.“ Das Ergebnis gebe ihm auch Selbstvertrauen für den Slalom am Montag auf gleicher Piste.