Chance für Exoffiziere

Iraks Ministerpräsident Nuri al-Maliki macht früheren Saddam-Militärs Angebot bei Versöhnungskonferenz

BAGDAD taz ■ Die Gewalt auf den Straßen von Bagdad, die nach UNO-Angaben täglich etwa 120 Tote fordert, schien im Sperrbezirk der „Green Zone“ weit weg. Während wenige Kilometer entfernt eine Gruppe Bewaffneter am Sonntag bis zu 30 Mitarbeiter des Roten Halbmonds entführten, suchten auf dem Hochsicherheitsgelände rund 300 irakische Politiker nach Wegen, um die „nationale Versöhnung“ zwischen den ethnischen und religiösen Gemeinschaften des Irak voranzubringen.

Dabei bot Ministerpräsident Nuri al-Maliki die Wiedereingliederung von Exoffizieren des Saddam-Regimes an. „Die Tür der neuen irakischen Armee steht den ehemaligen Offizieren offen“, sagte Maliki zum Auftakt der Konferenz. Ihre Erfahrung werde im Kampf gegen die bewaffneten Gruppen gebraucht, die das Land auseinanderreißen. Den Soldaten, die nicht in den Militärdienst zurückkehren wollen, stellte Maliki Pensionszahlungen in Aussicht. Darüber hinaus forderte er eine Revision des Gesetzes über die Entbaathifizierung, das ehemalige Baathisten vom Staatsdienst ausschließt.

Bei einem überraschenden Besuch am Sonntag in Bagdad versicherter der britische Premier Tony Blair dem belagerten irakischen Regierungschef seine volle Unterstützung. London stehe hinter Maliki und dem irakischen Volk, um zu gewährleisten, dass die Demokratie nicht durch Terrorismus und konfessionelle Gewalt von jenen zerstört werde, die wollten, dass die Iraker in Hass statt in Frieden lebten.

Ob Malikis Ankündigung Wirkung zeigt, ist fraglich. Denn an der Konferenz selbst hat keine einzige der größeren Untergrundgruppen teilgenommen. Selbst die Vertreter der Sunniten in der Regierung und im Parlament blieben dem Treffen weitgehend fern. Die Konferenz sei nicht mehr als eine Show-Veranstaltung, sagte der Abgeordnete Nadim al-Dschebari. Solange die Regierung nicht bereit sei, sich mit ihren Gegner an einen Tisch zu setzen, werde es im Irak auch keinen Frieden geben.

Dem Treffen fern blieben auch die Schiiten und der radikale Prediger Moktada as-Sadr. Mit Baathisten werde man sich nicht an einen Tisch setzen, sagte ein Vertrauter von Sadr. Die Auflösung besonders der Sadr-Miliz ist eine zentrale Forderung der Sunniten.

Angesichts dieser Gräben dämpfte Saad al-Muttalibi, einer der Organisatoren, die Erwartungen an das Treffen, das am Sonntagabend endete. Die Versöhnung sei ein langer Prozess, sagte er. INGA ROGG