Schon wieder vielleicht das letzte Mal

STONES-KONZERT

Superwetter, Super-Stones, supergeil. Fanden offenbar auch die Stones

Das nun auch noch, der Pannen-BER als Zwischengag bei einem Stones-Konzert. Jagger widmet dem Airport den Song „Waiting on a Friend“. Ob Wowi gelacht hätte?

Bestimmt, aber er war am Dienstagabend nicht unter den 22.000 in der Waldbühne. Dafür sonst alle, die 200 Euro und mehr übrig hatten, um mal wieder zu schauen, ob’s die größte, älteste Rockband der Welt noch drauf hat: die verlebten Hübschen, die geschniegelten Alten (gebügelte Jeans, gestärktes Hemd), die Voll-Tattooler und Zur-Feier-des-Tages-Zungen-Shirt-Träger, die smarten Pornobrillen-Blondchen und der Motorradrocker mit VIP-Ticket zu 750 Euro, der sich echauffiert, dass es auf den teuren Plätzen zwar Freibier gibt, aber nicht mal Kissen für die Stühle. Bezahlt hatte er das Ticket übrigens nicht: Beziehungen.

GottschalkWesternhagenNenaCampino waren natürlich auch da. Und was soll man sagen: Superwetter, Super-Stones, supergeil. Fanden offenbar auch die Stones. Sie sind alt und brauchen kein Geld, scheinen aber noch Spaß am Rocken zu haben. Vielleicht auch, weil es ihr letzter Auftritt in der Waldbühne sein dürfte, zu der sie ja eine spezielle Beziehung (1965!) haben. Jedenfalls Jagger, der sich freute, wieder „zurück an diesem schönen Ort“ zu sein, während Keith „pleasure to be anywhere“ Richards offenbar keine präzisen Erinnerungen hat. Aber er konnte sich ja auch an einigen Stellen nicht mehr erinnern, wann sein Gitarreneinsatz kommt. Egal.

Dass er und seine Kumpane letztmals eine Liveshow in Berlin spielen, glauben wohl alle, die am Dienstagabend in der Waldbühne waren. Einer allerdings hegt sogar die stille Hoffnung, dass es vielleicht noch 2014 einen zweiten Auftritt in der Stadt gibt. Roland Jahn, Chef der Stasiunterlagenbehörde. Er träumt von einem Konzert im Herbst: „Die Stones steigen der Stasi aufs Dach.“ Genauer gesagt, auf das der einstigen MfS-Zentrale in Lichtenberg – in Erinnerung an ein Berliner Stones-Konzert vor 45 Jahren, das nie stattfand. Am 7. Oktober 1969 sollte die Band auf dem Dach des Springer-Hochhauses an der Mauer auftreten, so das Gerücht, das Tausende Stones-Fans aus der ganzen DDR nach Ostberlin und an die Leipziger Straße zog. Viele landeten, teilweise monatelang, im Knast.

Die Jahn-Behörde hat beim Stones-Management wegen eines Stasi-Dach-Gigs – der „keinen Cent Steuergeld kosten darf“ – angefragt. Allerdings bisher ohne Erfolg. Stones-Fan Jahn nimmt’s freiheitlich-demokratisch-sportlich: „Es gehört ja auch zur Freiheit dazu, dass die Rolling Stones selbst entscheiden können, ob sie da mitmachen.“ GUNNAR LEUE