Von Hannover an den Hindukusch

AFGHANISTAN-EINSATZ Niedersachsen richtet erneut das Abschiedszeremoniell für die Soldaten aus

Politiker streiten über die Rückkehr erster Soldaten aus Afghanistan – da schickt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wieder neue Truppen an den Hindukusch. In Hannover wollte der oberste Dienstherr seinen Streitkräften öffentlich Rückhalt geben für die gefährliche Mission.

Bei einem Festakt verabschiedeten er und der niedersächsische Landtag am Freitag rund 250 Soldaten in den Einsatz nach Afghanistan und auf den Balkan. Was in Niedersachsen – wohl als einzigem Bundesland – inzwischen zur Tradition geworden ist, lobte zu Guttenberg als beispielhaft. „Ich würde mir wünschen, dass es in anderen Bundesländern Schule macht.“

Für die Soldaten war die feierliche Veranstaltung im gut gefüllten Parlament, wo statt Landtagsdebatten der Hit „Wind of Change“ erklang, nicht nur eine Showveranstaltung. „Es gibt einem das Gefühl, wichtig zu sein“, sagte ein junger Hauptgefreiter. Selbst alte Traditionen halten die jungen Einsatzkräfte hoch: Niedersachsenflaggen und ein Ortsschild „Hannover“, das Generalmajor Markus Kneip überreicht bekam, wollen sie bis zum fernen Stützpunkt nach Masar-i-Scharif mitnehmen.

In der Formulierung der Bundesregierung heißt es, der Abzug erster Soldaten solle noch 2011 beginnen, „wenn die Lage dies erlaubt“. Am 28. Januar muss der Bundestag über das neue Mandat abstimmen. Damit soll der Afghanistan-Einsatz um ein weiteres Jahr verlängert werden. Der Bundeswehr-Verband kritisierte zeitliche Festlegungen für einen Rückzug als voreilig. „Wir haben nichts davon, Silberstreifen an den Horizont zu malen und die Versprechen dann nicht halten zu können.“

Auch aus Niedersachsen kamen mahnende Worte. Landtags-Präsident Hermann Dinkla, der in diesem Jahr selber nach Afghanistan reisen will, sagte: „Die politische Entscheidung, wann und wie deutsche Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden, darf nicht auf dem Rücken der Soldaten ausgetragen werden, die dort in einem schweren Einsatz stehen.“ Außerdem betonte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU), die Politik und nicht die Soldaten seien in der Pflicht, die Auslandseinsätze zu rechtfertigen. (dpa)