Ein Pakt mit dem Teufel

„Gibt es das Böse und den Teufel?“, hat die Bild am letzten Sonntag Deutschlands Margot Käßmann (Foto) gefragt. „Ich würde es nicht personalisieren wie Luther, der sein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben soll. Aber sicher gibt es das Böse und auch die Hölle auf Erden“, antwortete Deutschlands bekannteste Protestantin. Und spricht dann darüber, wie man gegen das Böse kämpfen könne: „Manchmal helfen kleine Schritte, zum Beispiel zur Wahl gehen. Ich kann nicht verstehen, warum bei der Europawahl 52 Prozent der Menschen ihre Stimme nicht abgeben und so radikalen Parteien helfen. Oder ich greife beim Einkaufen zum fair gehandelten Kaffee.“

Das Interview war nur der Auftakt: Margot Käßmann, die Kämpferin für das Gute, wird ab dem 15. Juni Kolumnistin der Bild am Sonntag: Am Ende einer Woche, in der der frühere Bundespräsident Christian Wulff (CDU) den deutschen Medien, Bild vorneweg, eine „Treibjagd“ auf sich vorwarf, beginnt die Moralpredigerin vor dem Herrn bei dem Blatt vom anderen Ende der Rudi-Dutschke-Straße.

„Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich inakzeptabel“, schrieb Max Goldt 2001 über die Bild. „Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zulässt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“

„Was ist Sünde?“, fragte die Bild am Sonntag Käßmann, der als Antwort Atheismus einfiel: „Aus theologischer Sicht zeigt sich Sünde, wenn der Mensch meint, ohne Gott leben zu können.“ Was aber würde Gott über eine Theologin sagen, die nicht mit dem Tintenfass nach dem Teufel wirft, sondern einen Vertrag mit ihm unterschreibt? MARTIN REEH