LESERINNENBRIEFE
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Zu früh für Siegesfeier

■ betr.: „Gorillaheimat bleibt geschützt“, taz vom 12. 6. 14

Leider ist es für eine Siegesfeier in Virunga noch zu früh. Die Pressemitteilung sieht aus der Nähe betrachtet doch eher wie ein Coup des WWF aus, denn wie eine Bestandsgarantie für die Berggorillas. Sowohl die Firma Soco als auch die kongolesische Regierung haben sich wohlwollend gegenüber dem Ansinnen geäußert, die Grenzen des Parks so zu verändern, dass ein weiteres offensives Vorgehen von Soco möglich ist. Gegebenenfalls steht auch der Status des Unesco-Weltnaturerbes auf dem Spiel. Es geht in Virunga nicht nur um die niedlichen Gorillas. Es geht – vielleicht sogar in erster Linie – um Menschen, die ein Konzept für die Zukunft haben, das nicht auf der hemmungslosen Ausbeutung begrenzter Ressourcen aufbaut. Für die Gorillas. Für die Natur. Für die Menschen im Kongo. Für uns alle. Virunga ist jetzt mehr denn je auf öffentliche Aufmerksamkeit angewiesen.

ANGELA RÖMELT, Mainz

Grundfragen stellen

■ betr.: „Expertenmeinung. US-Chlorhühnchen ungefährlich“, taz vom 11. 6. 14

Na gut. Auch mit solch einer Nachricht mussten TTIP-Gegner rechnen. Ein „Hauptargument“ scheint entschärft zu sein. Und nun? Wann werden die Grundfragen gestellt? Wo beginnt sinnvoller Handel, und wo endet er? Kaffee, Bananen und Zitrusfrüchte müssen wir importieren, sofern wir darauf nicht verzichten wollen, denn dies alles und viel mehr gedeiht bei uns nicht. Aber Hühnchen? Was ist das nur für eine irrsinnige Diskussion, die hier so vordergründig geführt wird! Ein zukunftsfähiges Handelsabkommen sollte sinnlose und dazu umweltschädliche Warentransporte verbieten beziehungsweise verteuern und nicht noch erleichtern! Die Globalisierung 1.0 hat schon genug Schaden angerichtet, 2.0 muss verhindert werden! DIETER STOMPE, Erfurt

Wachsende Verletzlichkeit

■ betr.: „Sie möchten in der Nachbarschaft bleiben“, taz vom 11. 6. 14

Für die jungen Familien sind die sozialen Netzwerke in der Nachbarschaft unverzichtbar – für die Alten mindestens ebenso. Die zu verlieren heißt, lebensnotwendige soziale Kontakte zu verlieren. Die wachsende Verletzlichkeit macht es mit zunehmendem Alter für viele auch immens schwierig, neue Bekanntschaften zu knüpfen. Dazu kommt ein Faktor, den der Experte vergisst: Welcher alte Mensch möchte schon Last und Verluste eines Umzugs auf sich nehmen, wenn die neue Wohnung zwar kleiner, aber nicht billiger ist? Wie überhaupt die Mietpreisentwicklung dazu führt, dass auch alte Menschen zunehmend aus den attraktiven Zentrums-Wohnlagen an den Stadtrand gedrängt werden.

ELKE SCHILLING, SeniorInnenvertretung Mitte, Berlin

Grüne FDP unnötig

■ betr.: „Der Streit über Lebensstilfragen“, taz vom 12. 6. 14

Warum tut sich die Ökopartei eigentlich so schwer, ihren eigenen Weg zu finden und mit Inhalten endlich zu punkten? Allein die abgewürgte Energiewende der Großen Koalition bietet doch gerade jetzt eine Menge Angriffspunkte, wo gezielt Kritik geübt werden könnte. Auch denke ich an die Auswirkungen des Klimawandels, der uns allen zu schaffen macht. Wir benötigen keine grüne FDP, sondern endlich alternative Politikangebote, auch zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. MARTIN BRÖMER, Iserlohn

Nebensächlichkeiten

■ betr.: „Der Streit über Lebensstilfragen“, taz vom 12. 6. 14

Natürlich hat jeder die Freiheit, das zu essen, was er will, auch Politiker. Schön dass der Artikel wenigstens diesen Punkt anspricht. Persönlich esse ich Biotomaten und Biokarotten (sofern ich sie mir leisten kann) in erster Linie, weil sie in der Regel besser schmecken! Und: Lieber ein bis zweimal die Woche gutes Fleisch als die Gesundheit durch übermäßigen Genuss ruinieren.

Abgesehen von dem persönlichen Genuss hochwertiger Produkte kann an relativ banale Zusammenhänge erinnert werden: Wer Bioprodukte beziehungsweise einfach Produkte aus heimischem Anbau verzehrt, fördert auf Dauer eine umweltverträgliche Lebensmittelerzeugung in Deutschland und Europa. Das ist keine Lebensstilfrage. Man nennt das auch das Prinzip der „Nachhaltigkeit“. Direkter ausgedrückt: die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Vielleicht sollte man noch darauf hinweisen, dass Ökologie weder eine Ideologie noch ein „abstrakter Moralismus“ ist, sondern die „Lehre von den Beziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt“ (Wahrig, Deutsches Wörterbuch). Ein „Ökologe“ ist demnach ein „Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ökologie“, das heißt ein Mensch mit Sachverstand in diesen Fragen. Nach den Ausführungen des Artikels darf man da bei Herrn Habeck seine Zweifel haben … Ich wünschte mir, die Grünen, die ja das Verdienst haben, die Kernfragen des 20. und 21. Jahrhunderts in das politische Leben getragen zu haben, hätten mehr Menschen mit ökologischem Sachverstand und Argumenten in ihren Reihen und weniger solche, die sich mit kontraproduktiven Nebensächlichkeiten in Szene setzen. JAN KONOLD, Molsheim, Frankreich