Kunstrundgang
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Jannicke Låker: „Withered“, bis 23.12., Mo–So 14–19 Uhr, Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2

Weihnachten, das ist die Zeit für großes Kino und noch größere Gefühle. Wie aber funktionieren die Streifen, die einem die Tränen in die Augen treiben und das Blut zu Eis gefrieren lassen. Oliver Pietsch und Jannicke Låker reflektieren solch subversive Strukturen auf unterschiedliche Weise. Pietsch wartet mit dem 45-minütigen „The Conquest of Happiness“ auf. Hierfür hat er zwei Jahre Ausschnitte aus etwa 400 Filmen extrahiert und neu zusammengesetzt. Dieses Patchwork aus Darstellungen des Drogenkonsums von Marihuana und Alkohol über LSD und Koks bis Heroin versetzt auch die BetrachterInnen in Rausch. Auf dicken Kissen und Teppichen lümmelt man im Galerieraum, lacht, vergleicht seine eigenen Erfahrungen mit den projizierten, erschrickt und ekelt sich vor allem, wenn Nadeln in Zeitlupe unter die Haut geschoben und alsbald voller Gier wuchtig im Fleisch versenkt werden. Die Musik von Spacemen 3, Neil Young oder Brian Eno tut einiges dazu, dass man den Raum aber doch nicht verlassen möchte. Mehr zeigt Pietsch in einer Trilogie, in der er Filmausschnitte collagiert, in denen sich Menschen erschießen, in den Tod stürzen oder Frauen geschlagen werden. So fasst Pietsch genau die Momente zusammen, die man eigentlich nicht sehen möchte. Genau wie Jannicke Låker. Nur dass die Schwedin die entsetzlichen Momente selbst inszeniert. So läuft eine komplett verstörte Frau eine Straße entlang, läuft und läuft. In einem anderen Filmloop liegt ein aufgeschlitzter Mann am Boden. Noch zuckt er! Die ZuschauerInnen sind nun aufgefordert, selbst Geschichten zu finden, die die Situationen erklären. Die vermeintliche Allmacht des Regisseurs bleibt dabei auf der Strecke. Zudem läuft der schlimmste Teil des Films meist vor unserem inneren Auge ab. Das nächste Mal also besser hinschauen, wenn man wegsehen möchte.

Oliver Pietsch: „The Conquest of Happiness“, bis 30.12., Di–Sa10–18 Uhr, Goff + Rosenthal, Brunnenstr. 3