Fazit: Das ist kein Journalismus

BILD Otto-Brenner-Stiftung untersucht Wahlkampfberichte

Angela Merkel (CDU) als die unfehlbare Mutti, Kanzlerkandidat Steinbrück (SPD) als tollpatschiger Verlierer, die Grünen nicht wählbar, Piraten, AfD und Linkspartei quasi nicht existent – so berichteten die Bild und die Bild am Sonntag über den Bundestagswahlkampf 2013. Für die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung haben der Kommunikationswissenschaftler Hans-Jürgen Arlt und der ehemalige Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Wolfgang Storz, die Berichterstattung zwischen Juni und September 2013 aus dem Hause Springer ausgewertet. Ihr Fazit: „Das ist kein Journalismus, das ist publizistisches Wirtschaftshandeln mit parteipolitischer Schlagseite.“

Zwei Leitlinien hätten die Berichterstattung bestimmt: Zum einen wurden Politiker vorgeführt und wie in Unterhaltungsshows inszeniert – persönliche Anekdoten zählten mehr als politische Inhalte. Die einzigen prominenten Sachthemen waren demnach Griechenland, NSA, Euro und Steuer. Als Zweites identifizieren die Autoren etwas Bild-Untypisches: Die Artikel verzichteten auf Dramatisierung und spekulierten auf die Große Koalition. Statt Politkämpfe heraufzubeschwören, suchten die Autoren früh Gemeinsamkeiten von Schwarz und Rot. Als Erklärung vermuten die Autoren politische Gefälligkeiten, um die Mächtigen auf ihrer Seite zu haben, wenn es darum geht, mit Springer zum „führenden digitalen Verlag“ zu werden. Damit missbrauchten die Blätter die Politik für ihre unternehmerischen Zwecke, so die Autoren.

So dramatisch das klingt, so normal scheint diese Strategie unter Medienmachern zu werden: Arlt und Storz glauben, dass „die Bild-Medien schon dort angekommen sind, wo andere Medienproduzenten“ hinwollen. Den Beweis für diese Behauptung, etwa im Vergleich mit der Wahlkampfberichterstattung anderer Blätter, liefern sie allerdings nicht. ANNE FROMM