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Archiv-Artikel

Immer gegen die da oben

SPORT Berlin kann Olympia, da ist Wowereit sich sicher – nur darum kümmern solle sich besser der Bund

Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hat in der Debatte über die von ihm befürwortete Olympiabewerbung bestritten, dass die Bewerbung 1993 an der großen Ablehnung in der Stadt scheiterte. Es sei falsch, von einer riesigen Gegnerschaft zu sprechen, sagte Wowereit am Montag.

Verantwortlich waren aus seiner Sicht damals vielmehr Dilettantismus bei der Bewerbung und Fehleinschätzungen beim Internationalen Olympischen Komitee. Grundsätzlich machte Wowereit in Berlin aber eine eher ablehnende Grundhaltung zu Großprojekten aus. „Heute ist doch alles populär, was gegen ,die da oben‘ geht“, sagte er bei einem Frühstücksgespräch vor mehr als 400 Teilnehmern, zu dem Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer geladen hatten.

Wowereit hatte Ende vergangener Woche klargemacht, dass Berlin sich seiner Meinung nach für Olympische Spiele bewerben soll. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte dem Senat eine Liste mit Fragen geschickt, in denen es etwa um die Haltung von Regierung und Bevölkerung zu einer solchen Bewerbung geht. Ein gleichlautender Fragenkatalog, den der DOSB bis Ende August zurückhaben will, ging an die Hamburger Landesregierung.

„Berlin kann Olympia“, sagte Wowereit, das habe sich bei Großereignissen wie der Fußball-WM 2006 gezeigt. Und er habe den Eindruck, „dass Deutschland das nur mit Berlin kann“. Ohnehin müsse daraus eine bundesweite Angelegenheit werden mit einer „ganz aktiven Rolle der Bundesregierung“. Wowereit war so zu verstehen, dass es erst nach einem solchen nationalen Bekenntnis zu Berlin zu einer Volksbefragung über Olympia kommen könnte, wie sie die SPD-Fraktion anregt.

Was die Organisation möglicher Spiele angeht, sprach Wowereit der Landesebene – ob bewusst oder unbewusst – die nötige Kompetenz ab. „Mit einem Manager aus Kreisen des Senats oder des Landessportbunds werden wir nicht weit kommen“, sagte Wowereit. Da brauche man einen Topmanager.

An Kosten veranschlagte der Regierende Bürgermeister rund 60 Millionen Euro allein für die Bewerbung – und das, weil man ja durchaus scheitern kann, „vielleicht für nichts“. Da es oft im ersten Anlauf nicht klappe, sei man im Wiederholungsfall schon bei 120 Millionen. Er will aber bei den Olympischen Spielen in London vor zwei Jahren gesehen haben, wie die Stadt und Großbritannien davon profitiert hätten.

STEFAN ALBERTI