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PORTUGAL – DEUTSCHLAND 4:0 gewinnt die DFB-Mannschaft zum Auftakt. Sie war hoch überlegen und hatte es zugleich mit einem lahmen Gegner zu tun. Cristiano Ronaldo desillusioniert

AUS SALVADOR DA BAHIA MARKUS VÖLKER

Die Portugiesen haben Vorsorge getroffen und 48 Flaschen Portwein über den Atlantik verschifft, ein gutes Tröpfchen aus der lusitanischen Heimat, das sicher auch über eine Niederlage gegen die deutsche Nationalmannschaft hinwegtröstet. Und wenn das nicht hilft, dann dürfen sich Nani, Ronaldo & Co. an 200 Kilogramm Stockfisch gütlich tun. Irgendwie muss man ja wieder zu Kräften kommen nach diesem total vergeigten Auftaktspiel gegen eine DFB-Elf, die gegen den Weltranglistenvierten locker mit 4:0 im Stadion Fonte Nova gewann.

Es war ein Match in der stechenden Sonne von Salvador, bei 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Doch das tropische Klima war es nicht, das den Ausschlag gab vor knapp 48.000 Zuschauern, unter ihnen die Kanzlerin. Vielmehr überzeugte das Team von Coach Jogi Löw mit Spiel- und Kombinationsfreude, einem aggressiven Forechecking und „unbedingtem Einsatzwillen“, wie Joachim Löw zu sagen pflegt. Hatte der Bundestrainer vorher nicht gesagt, dass alles von der Motivation und Leidenschaft abhänge? Dass die Mannschaft jeden schlagen und sogar Weltmeister werden könne?

Die DFB-Elf spielte mit vier gelernten Innenverteidigern in der Defensive. Davor hatte Löw eine Dreierkette im Mittelfeld gezogen, mit Lahm in der Zentrale. Kroos und Khedira assistierten dem Kapitän, rückten oftmals nach vorn auf und verstärkten die ohnehin schon schlagkräftige deutsche Offensive um Özil, Müller und Götze. Diese 4-3-3-Formation war durchaus ein Muster an Flexibilität. Götze, Müller und Özil veränderten ständig ihre Positionen, rochierten wie auf einem Schachbrett und suchten nach Schlupflöchern.

Sie wurden mit Pässen gefüttert, entweder hoch aus der Halbdistanz von Khedira oder Kroos – oder aber flach, steil und schnell in den Lauf. Damit war Portugals Viererkette immer wieder überfordert. Es ging dann auch schon früh los mit dem deutschen Torreigen.

In der 11. Minute wurde der wuselige Götze gefoult. Den Elfmeter verwertete Müller. Schon vorher hätte Khedira nach einem krassen Fehler des portugiesischen Keepers Rui Patricio eigentlich nur noch ins leere Tor treffen müsse. Aber er schob den Ball vorbei. Auch das ein Kunststück.

Portugal deutete nur schemenhaft seine Gefährlichkeit an. In der ersten Halbzeit gelang nur ein gescheiter Konter. Cristiano Ronaldo kam fast gar nicht zum Zug. Und als Hummels nach einer Ecke von Kroos per Kopfball auf 2:0 erhöhte, da schien Deutschlands Gegner schon ein wenig desillusioniert zu sein.

Es kam aber noch schlimmer für die Männer von Coach Paulo Bento. Pepe flog in der 39. Minute mit Rot vom Platz. Schiedsrichter Mazic hatte einen Ellbogenschlag des Profis von Real Madrid ins Gesicht von Müller geahndet und wohl auch Pepes provozierende Geste danach. Derart ersatzgeschwächt kassierte Portugal den dritten Treffer in der 44. Minute. Wieder war’s Müller.

So ging es dann munter weiter in der zweiten Halbzeit. Portugal verlegte sich eher auf die Defensive, die Deutschen versuchten zu erhöhen, was Hummels nicht gut bekam: Er verletzte sich und musste ausgewechselt werden (73.). Für den Endstand sorgte erneut Müller in der 78. Minute.

Wie sehr hatte sich doch Ronaldo vorm Match geirrt. Er hatte getönt, an diesem Montagabend beginne ein Epos: „Wir werden auch Leidenschaft, Begeisterung, Glaube, Entschlossenheit, Ausdauer sein. Wir werden Siegeswille sein. Wir werden Hoffnung sein. Alle zusammen, Hand in Hand und mit vereinten Herzen, mit einer einzigen Stimme.“ Nö, das alles war Portugal nicht. Schon eher Deutschland. Sie treffen am Samstag auf Ghana. Die Afrikaner sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Die DFB-Elf ist in Form.

Deutschland: Neuer, Höwedes, Mertesacker, Boateng, Hummels (73. Mustafi), Lahm, Kroos, Khedira, Özil (63. Schürrle), Götze, Müller (82. Podolski). Portugal: Rui Patricio, Joao Pereira, Bruno Alves, Fabio Coentrao (65. Andre Almeida), Pepe (37. Rot), Paul Meireles, Miguel Veloso (46. Costa), Joao Moutinho, Nani, Hugo Almeida (28. Eder), Cristiano Ronaldo.

Schiedsrichter: Milorad Mazic (Titov Vrbas, Serbien)

Tore: 1:0 Müller (12./Foulelfmeter), 2:0 Hummels (31.), 3:0 Müller (45.+1), 4:0 Müller (78.)

Karten: Pereira (Gelb, 14.), Pepe (Rot, 37.)

ZuschauerInnen: 51.900 (nicht ausverkauft)