verlängerung für doll
: Mutige Nicht-Entscheidung

HSV-Trainer Thomas Doll darf weiter machen, trotz einer Saisonbilanz, die anderswo gereicht hätte, um zwei Trainer hochkant rauszuschmeißen. Das ist eine gute Nachricht, nicht nur für den HSV, sondern für die ganze Bundesliga – und, um mal pathetisch zu werden, für die Gesellschaft. Der HSV hat das scheinbar universelle Prinzip außer Kraft gesetzt, dass für jede Krise das schwächste Glied büßen muss.

KOMMENTARVON JAN KAHLCKE

Die Nörgler werden jetzt wieder was von „Entscheidungsschwäche“ grummeln. Klar, man hätte auch einen Feuerwehrmann holen können, der wieder drei, vier Wunschspieler fordert und dann nach einem Jahr mit seinem Latein am Ende ist. Solcher Aktionismus erstickt Fragen nach der weiter gehenden Verantwortung.

Respekt, gerade deshalb, für die mutige „Nicht-Entscheidung“ des HSV-Vorstands. Denn eines ist klar: Wenn der HSV nun scheitert, ist es ein kollektives Scheitern. Wenn Doll nun gehen muss, geht der Vorstand mit. Und das ist nur fair: Schließlich hat der Vorstand das Herzstück der Mannschaft verscherbelt und nicht Doll.

Wenn der Klub seine langfristigen Pläne nicht ganz aus den Augen verlieren will, muss er wenigstens auf dem Trainerstuhl auf Kontinuität setzen und sich sein Handeln nicht vom letzten Eigentor diktieren lassen.

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