LESERINNENBRIEFE
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Kein Wort davon

■ betr.: „Gauck ruft Deutsche zu den Waffen“, taz vom 16. 6. 14

Ein Mann aus der christlichen Kirche outet sich als braver Karrenschieber des globalen militärisch-industriellen Komplexes, in dem Deutschland leider eine führende Rolle spielt. Kein Wort darüber, dass wir durch unsere Waffenproduktion und -exporte die Kriege weltweit am Laufen halten und das Anzetteln von neuen ermöglichen (Waffen finden ihren Weg – Exportbeschränkungen sind eine Farce!). Kein Wort davon, dass unser mächtigster „Partner“ und „Beschützer“ die Menschenrechte, die wir mit Waffengewalt verteidigen sollen, selbst mit Füßen tritt. Warum fordert Gauck nicht zumindest unseren Austritt aus der Nato, wenn dort Verbrecher den Ton angeben? Wie sollen wir ihm glauben, dass Deutschland an der Seite der Unterdrückten steht und „für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen“ kämpft, wenn Drohnenkriege von Deutschland aus geführt werden und wir täglich erfahren, was mit Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen passiert, die ja letztlich Opfer unserer Politik sind? SABINE MIEHE, Marburg

Ziehe gerne mit Gauck in den Krieg

■ betr.: „Gauck ruft Deutsche zu den Waffen“, taz vom 16. 6. 14

Ich dachte, Gauck wäre der Bundespräsident, der Gesetze prüft, und wenn diese okay sind, dann unterschreibt er sie. Für mich ist der Mann eine bedauerliche Fehlbesetzung, leider, da haben wir wieder mal Pech gehabt.

Ich ziehe mit Gauck gerne in den Krieg, wenn er den Vorturner macht und an vorderster Front den Haufen befehligt. Alter wäre keine Ausrede, ich bin auch schon 70.

Mein Wunsch wäre, er soll sich mit solchen Kraftsprüchen zurückhalten, Obama kann das besser. PETER A. WALTHER, Günzburg

Beide wollen Bundeswehr im Krieg

■ betr.: „Gauck ruft Deutsche zu den Waffen“, taz vom 16. 6. 14

Gut, dass Gauck auf der Titelseite zitiert und kritisiert wird. Ärgerlich, dass der Kommentator von Gauck lediglich eine geschicktere und besser legitimierte Kriegstreiberei erwartet. Und ihm Steinmeier gegenüberstellt, dem allerdings genau das gelingt. Beide wollen die Bundeswehr im Krieg, der eine mit staatstragendem Bedauern, der andere mit kaum verhohlener Begeisterung. Die Hoffnung, die SPD würde Gauck bremsen (wollen), erscheint mir lächerlich.

Der zitierte Gauck-Text ist voller Lügen und Euphemismen: Größe (?) und wirtschaftliche Macht müssen nicht in den Krieg führen. Krieg ist nicht „international einlassen“. Deutschland ist nur eingeschränkt ein Rechtsstaat (u. a. NSA, Kurnaz, Jalloh, Condé, NSU) und steht weder an der Seite der Unterdrückten noch für Menschenrechte. Die von Deutschland ausgehende politische und wirtschaftliche Macht ist vielmehr intensiv an Ausbeutung und Unterdrückung beteiligt. Deutsche Militäreinsätze wurden bisher nicht von „vornherein verworfen“, sondern finden seit 1998 wiederholt statt. Keine der bisherigen Kriegsbeteiligungen der Bundeswehr war eine „Abwehr von Aggression“. Interessant auch, dass Gauck sich die Deutschen im internationalen Verhältnis als Richter, Lehrer und Polizisten vorstellt. HOLGER DIECKMANN, Bremen

Gewalt als letztes Mittel

■ betr.: dito, „Der Schwadroneur vom Schloss“, taz vom 16. 6. 14

Natürlich sollte sich der Bundespräsident mit scharfen politischen Aussagen zurückhalten, und ein Pfarrer sollte nicht gerade zu Militäreinsätzen aufrufen. Doch die Erfahrung zeigt, dass Gewalt als letztes Mittel nötig sein kann, um einen Tyrannen aufzuhalten. Nehmen wir an, die USA wären nicht in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, dann würden die Nazis vielleicht noch heute über Deutschland und große Teile Europas herrschen. Natürlich muss ein Militäreinsatz völkerrechtlich legitimiert sein, kann nur Ultima Ratio sein. Auch braucht man einen klaren Plan, ein konkretes Ziel, braucht maximale Zustimmung bei den Völkern, welche die Truppen stellen, und es muss darum gehen, Gewalt zu stoppen. Vor allem müssen wir uns durch eine kluge Außen- und Entwicklungshilfepolitik für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit, für Versöhnung in aller Welt einsetzen, müssen die liberalen Kräfte fördern, also vorbeugend handeln. Da darf es keine faulen Kompromisse um des Geschäfts, um politischer Bündnisse willen geben.

CHRISTIAN FUCHS, GUTENSTETTEN

Mund nicht zu voll nehmen

■ betr.: „Der Schwadroneuer vom Schloss“, taz vom 16. 6. 14

„Nur einen Augenblick muss man sich vorstellen, Gauck wäre Außenminister“, schreibt Martin Reeh, spürbar angewidert von der Vorstellung. Ich möchte an der Stelle mal daran erinnern, mit welcher Häme ein früherer Außenminister namens Westerwelle bedacht wurde für seine Weigerung, den Anti-Gaddafi-Kreuzzug der westlichen Weltpolizisten zu unterstützen – auch in der taz und auch von den Grünen! Die Gelegenheitspazifisten von der taz und den Grünen sollten also den Mund nicht so voll nehmen in dieser Frage und nicht selbstgefällig andere Akteure mal eben der Kriegstreiberei bezichtigen. Einen klaren Standpunkt zu militärischen Einsätzen hat offensichtlich leider nur die Linke,die dafür des Öfteren für weltfremd und koalitionsuntauglich erklärt wird. Höchste Zeit eigentlich, mal eine ernsthafte Debatte zu dem Thema zu führen und die Heuchelei zu beenden. WOLFGANG RAPP, Bundenthal