Die kleine Wortkunde [Alternativlosigkeit]

Das Unwort des Jahres 2011 lautet: alternativlos. In der satirischen Online-Enzyklopädie „Uncyclopedia“ wird die „Alternativlosigkeit“ als psychotische Störung definiert, die eintritt, „wenn ein Entscheidungsträger sich aufgrund vorhergehender Beratungsresistenz, Selbstüberschätzung oder selektiver Wahrnehmung in eine Situation manövriert hat, die subjektiv nur eine mögliche Handlungsoption zulässt“.

Die Krankheit „Alternativlosigkeit“ ist überproportional unter Politikern verbreitet, die im Verlauf ihrer Beamtenkarriere ihre geistige Beweglichkeit verloren haben. Die Krankheit ist relativ leicht zu diagnostizieren: Man zähle bei politischen Reden, wie oft der Patient die Worte „unabwendbar“, „unausweichlich“, „unumgänglich“ und „unvermeidlich“ verwendet.

Die Therapie. Der erste Schritt besteht darin, zu einem Treffen der „Anonymen Alternativlosen“ zu gehen und sich mit dem Satz: „Ich leide unter Alternativlosigkeit“ zu seiner Krankheit zu bekennen. Danach können die Ursachen in der Kindheit, traumatischen Erfahrungen oder sexuellen Minderwertigkeitskomplexen analysiert werden.

Eine Behandlungsmethode zielt auf die „sexuelle Befreiung“ der Patienten. Denn frei nach Herbert Marcuse führt besserer Sex bei jedem Menschen zu einer Steigerung der Fantasie und Kreativität. Betrachtet man sich unsere politische Elite allerdings unter dem Aspekt ihres „Sexappeals“, darf stark bezweifelt werden, ob in diesen schweren Fällen eine Hoffnung auf Heilung besteht.

Auf Platz zwei und Platz drei im Rennen für das Unwort des Jahres landeten übrigens die Worte „unumkehrbar“ und „Wutbürger“. Nicht gerade umwerfende Alternativen, in einer durch und durch alternativlosen Zeit.

AGRA