Der Datenkrake macht erst einmal eine kleine Pause

INTERNET Facebook setzt Zugang von Dritten zu Telefonnummern und Adressen von Nutzern zunächst einmal aus

SAN FRANCISCO dpa/afp/taz | Facebook stoppt nach massiver Kritik den umstrittenen Zugang zu Telefonnummern und Adressen von Mitgliedern. Die Internetplattform für soziale Netzwerke hatte erst am Wochenende angekündigt, Softwareentwickler und Internetseitenbetreiber könnten mit Zustimmung der Nutzer auch auf deren Telefonnummern und Adressen zugreifen. Allerdings hatten Facebook-Mitglieder und Datenschützer kritisiert, viele Nutzer könnten unbedacht einer Weitergabe ihrer Daten zustimmen. Nun kündigte Facebook an, es solle noch klarer angezeigt werden, wenn jemand um Zugriff auf Adresse oder Telefonnummer fragt. Bis dahin werde die Funktion ausgesetzt.

Facebook bekräftigte am Dienstag zugleich, die Weitergabe könne auch bequem für einen Nutzer sein, weil er damit etwa auf Einkaufsinternetseiten nicht noch einmal seine kompletten Informationen eintippen müsste. Sicherheitsexperten hatten aber auch vor Programmen gewarnt, die extra darauf ausgerichtet sind, Nutzerinformationen abzugreifen.

Facebook ist mit mehr als 500 Millionen Nutzern die weltgrößte Internetplattform für soziale Netzwerke und wächst in vielen Ländern schnell. Das Unternehmen geriet in der Vergangenheit immer wieder mit Datenschützern aneinander. Sie warfen Facebook unter anderem vor, zu freizügig mit Nutzerinformationen umzugehen. Die neue Funktion erfüllt zumindest die Grundforderung von Datenschützern, dass die Menschen einer Weitergabe ihrer Daten explizit zustimmen müssen.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hatte zuletzt einen besseren Schutz der Nutzerprofile vor dem Zugriff der Sicherheitsbehörden angemahnt. Die Nutzerprofile müssten künftig genauso gut geschützt werden wie Inhalte oder Verbindungsdaten der Telekommunikation. „Das Telekommunikationsgeheimnis muss dringend zum Mediennutzungsgeheimnis ausgebaut werden“, appellierte Schaar an die Bundesregierung. „Facebook, Twitter und Co. sind für Polizisten, Verfassungsschützer oder Steuerfahnder eine riesige Fundgrube“, so Schaar. Ihnen würden vielfach persönliche Informationen der Nutzer auf dem Silbertablett serviert.