Antithese zu Carla Bruni

Nein, sie will keine Suite im Ritz, keinen Schmuck von Chanel, noch nicht einmal eine Limousine. Alles, was sie will, ist Aufrichtigkeit, Liebe und Glück. So schlicht und bescheiden gibt sich die Sängerin Isabelle Geoffroy alias Zaz, die in Frankreich derzeit als neuer Star des alternativen Chanson-Pop gefeiert wird, in ihrem Hit „Je veux“ („Ich will“).

Zaz ist der Antityp zu Carla Bruni, der Schauspielerin, Chansonkollegin und Präsidentengattin an Nicolas Sarkozys Seite: Wo die eine im Luxus schwelgt, wirkt die andere, als hätte sie sich ihre Garderobe auf dem Flohmarkt zusammengesucht. Und „Je veux“, ihre Hymne an das wahre Leben, ist so etwas wie die Antithese zum „Bling Bling“ der Sarkozys. „Ich habe genug von euren guten Manieren / Ich esse mit den Händen, ich bin nun mal so“, heißt es da, und: „Schluss mit der Heuchelei“.

Die 30-jährige Zaz kennt das einfache Leben, das sie in Liedern wie „Je veux“ so romantisch verklärt, nur zu gut. Jahrelang tingelte sie durch die Lande, sang in Bars oder auf Chansonbühnen, verdingte sich in Tanzorchestern oder als Straßenmusiker, wohnte in besetzten Häusern oder bei Freunden. Ganz handfest hat sie einst Klavier, Geige und Musikwissenschaft studiert. Doch erst auf eine Annonce hin landete sie zufällig beim französischen Starproduzenten Kerredine Soltane, der ihr eine mitreißende Mischung aus Kaffeehaus-Jazz, Power-Pop und Sinti-Swing im Stil eines Django Reinhardt auf den Leib geschrieben hat. Ihre rauchige Stimme, die so klingt, als hätte sie ihr ganzes Leben an einem Tresen verbracht, hat Zaz schon so manchen Vergleich mit Frankreichs Chansonlegende Edith Piaf eingebracht hat: Und seit im vergangenen Jahr in Frankreich ihr Debütalbum erschien, an die Spitze der Charts schnellte und die Franzosen im Sturm eroberte, ist sie dort im Fernsehen und auf Festivals ein Dauergast.

Wie bei den Büchern „Der kommende Aufstand“ und „Empört euch!“ von Stephane Hessel, die in Frankreich die Bestsellerlisten anführen, drückt sich auch im Erfolg von Zaz der Überdruss an der Ära Sarkozy aus. Nun kommt Zaz ab Mittwoch erstmals auf Tour nach Deutschland – zuerst nach Hamburg, dann nach Berlin. DANIEL BAX