hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Das wird gerade gespielt: heute am Donnerstag zum Beispiel Uruguay gegen England, am Freitag könnte die Partitur Schweiz – Frankreich interessant werden, und am Samstag hat man die mit Deutschland und Ghana auf dem Programm, während am Montag Kamerun gegen Brasilien ansteht … Da ist durchaus Musik drin in diesen Spielen, aber erschöpfen tut sich die dann doch nicht in der Fußballweltmeisterschaft.

Wobei man das musikalische Experiment von Richard Reed Parry doch gern auch mal Richtung Brasilien und da in die Laufwege eines Arjen Robben hineinverlängert hören würde – was eine unbedingt ekstatische Musik ergeben müsste bei dessen Sprints über den Platz: in der Musik von Parry, dem kanadischen Komponisten, Multi-Instrumentalisten und Arcade-Fire-Mitglied, werden nämlich Tempo und Rhythmus durch die Herz- und Atemfrequenz der einzelnen mitmachenden Musiker bestimmt. „Music for Heart and Breath“ heißt entsprechend sein gerade bei der Deutschen Grammophon erschienenes Album, und weil dabei eben nicht ein Robben mit seinem hetzenden Herz musiziert, ist darauf eine recht ruhig gehaltene und eher besinnliche Neoklassik mit musikalischen Anknüpfungspunkten bei Steve Reich und Brian Eno zu hören – und die man ja auch als Aufforderung verstehen könnte, sich mal wieder etwas intensiver und gewinnbringend mit Alban Berg zu beschäftigen. Heute am Donnerstag stellt Richard Reed Parry seine Herz-Atem-Musik mit dem Stargaze Ensemble im Berghain vor (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 7 €). Gleich nebenan in der Berghain-Kantine (21 Uhr, 10 €) gibt es gleichfalls am Donnerstag mit Brace/Choir feinste Pop-Psychedelia mit einem hübsch in ätherische Hallräume wegdriftenden Gesang (die Band ist auch die passende Gelegenheit, mal wieder auf das fabulöse Werk von The Dukes of Stratosphear zu verweisen – XTC in ihrer psychedelischen Verkleidung). Vornweg hört man den feinen Trance-, Improvisations- oder eben halt, wenn man es weiter so nennen will, Krautrock von Camera (von den Berlinern gibt es demnächst auch ein neues Album).

Und gleich weiter mit dem Psychedelischen, das bei den Tiny Fingers aus Israel allerdings einige Kelleretagen tiefer und härter, mit heftigen Dub-Bandagen und instrumentalem Ingrimm gerockt wird als bei Brace/Choir, hin Richtung Postrock. Am Sonntag spielen sie im Privatclub (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr). Und in der Postrockspur bleibt es am Dienstag im Magnet mit Caspian, wobei sich die US-Band mit einem Herz für John Faheys Gitarrenspiel durch die musikalische Weiten der Americana treiben lässt für eine mild freundliche Musik (Falckensteinstr. 48, 21 Uhr, 17 €).