HAMBURGER SZENE VON SVEN-MICHAEL VEIT
: Warten auf Özdemir

„Ihr hattet es gut damals: Drogen, freie Liebe. Wir haben nicht mal Nazi-Eltern, von denen wir uns distanzieren können“

Auch Grüne können Humor haben. Dann laden sie sich zwei rotzlöffelige Studis aus der Veddel auf die Bühne, um ihren Wahlkampf mit einem Poetry Slam hipper zu machen. Und die beiden liefern als „Team und Struppi“ bitterböses Kabarett: „‚Leistung muss sich wieder lohnen‘ oder ‚Arbeit macht frei‘ – wo ist da der Unterschied?“, fragen sie, und manch GALierin bleibt kurz das Lachen stecken im politisch korrekten Halse.

Dienstag Abend, „Bar Rossi“: Eigentlich ist Cem Özdemir Stargast der rund 150 Anwesenden, aber der Bundeschef verspätet sich um eine gute Stunde. Beim Außenhandelsverband hat er sich verplaudert: über Elbvertiefung und über Autobahnen.

Also machen „Team und Struppi“ weiter mit Hans-Albers-Parodien. Und klagen grünen Alt-68ern das Leid der Nachgeborenen: „Ihr hattet es gut damals: Drogen, freie Liebe. Wir haben nicht mal anständige Nazi-Eltern, von denen wir uns distanzieren können.“ Wieder lachen einige nicht ganz unbefangen.

Und dann kommt Cem doch noch für 20 Minuten, lobt die GAL, lästert über die CDU – und rät der Basis, den Wählern das komplizierte Hamburger Wahlrecht so zu erklären, dass die ihre Kreuze bei der richtigen Partei machen. Schnörkelloser indes formulieren „Team und Struppi“ grüne Ziele: „Wir schwimmen mit dem Strom, um nicht den Bach runterzugehen.“