hamburger szene
: Ausgestreckte Hand

Ich habe keine Ahnung, was für eine Situation dieser Szene in der S-Bahn vorausgegangen war. Offensichtlich war nur, dass ich zwei unglückliche Jungen vor mir sitzen hatte. Der eine kauerte sich weinend gegen die Rücklehne seines Sitzes, das Gesicht bewusst von dem Jungen gegenüber abgewandt. Der, ebenfalls ungefähr sieben Jahre alt, blickte hilflos auf seinen Freund, für dessen Unglück er in diesem Moment offenbar verantwortlich war.

Ich litt mit beiden mit. Mit dem einen, der so gerne alles wiedergutmachen wollte und einfach nicht wusste, wie. Verlegen ließ er seinen Blick in die Runde schweifen, ob auch niemand die unangenehme Situation mitbekam. Mit dem anderen, der nur auf eine Entschuldigung wartete und wohl wusste, wie schwer es manchmal ist, die richtigen Worte zu finden. Zu gerne hätte ich vermittelt, aber das ging natürlich nicht. Die beiden kannten mich nicht einmal. So war ich die dritte Hilflose im Bunde, die nicht mehr tun konnte, als beiden im Wechsel ein solidarisches Lächeln zu schenken.

Da drehte sich der weinende Junge plötzlich wieder zu seinem Freund. Ein kurzer Wisch über die feuchten Augen, dann streckte er wortlos seine Hand aus. Wortlos griff der andere zu. Ein scheues Grinsen auf beiden Seiten, eine Freundschaft war wiederhergestellt. Und ich kam mir selten dämlich vor. Weil ich mir eingebildet hatte, die beiden könnten auf die Unterstützung einer fremden Erwachsenen angewiesen sein. Elke Spanner