Mord à la Carte

Das Buch „Mord zwischen Lachs und Lametta“ zeigt Wege auf, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Durch die richtige Zubereitung der Mahlzeiten lassen sich Nebenbuhlerinnen ausschalten oder aufdringliche Vorgesetzte entsorgen

von BIRGIT GÄRTNER

Die Rubrik „Rezepte für alle Gelegenheiten“ bietet ein unerschöpfliches Repertoire, vom Klassiker wie Sauerbraten bis hin zu exotischen Leckereien wie kandierten Veilchen. Doch Achtung! „Für alle Gelegenheiten“ kann doppeldeutig gemeint sein: als Anregung für das perfekte Diner – oder Anleitung zum perfekten Mord. Mit der entsprechenden Zubereitung lassen sich mittels lukullischer Köstlichkeiten Nebenbuhlerinnen ausschalten, aufdringliche Vorgesetzte entsorgen oder Kinderhasserinnen aus dem Verkehr ziehen.

„Warum kommst Du nicht einfach morgen Mittag zum Lunch?“ Hinter dieser vermeintlich harmlosen Einladung kann sich ein Anschlag auf Leib und Leben verbergen. Genügend Beispiele dafür bietet der von Andrea C. Busch und Almuth Heuner herausgegebene Band „Mord zwischen Lachs und Lametta“, in dem SchriftstellerInnen aus aller Welt das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Ob beim Candle-Light-Diner oder bei der heißen Schlacht am kalten Buffet, der Mord à la Carte ist garantiert die persönlichste Art, jemanden umzubringen.

Die Autorinnen und Autoren morden nach Herzenslust – rein literarisch, versteht sich – und greifen dabei beherzt in die Gabenkiste von Mutter Natur, in den Medizinschrank oder schlicht zum Rattengift. Die US-Schriftstellerin Kris Negri empfiehlt tropische Gifte, die zu Herzversagen führen. Herausgeberin Almuth Heuner setzt auf Herztabletten, die denselben Effekt auslösen. Die Hamburger Erfolgsautorin Regula Venske rät zum Kugelfisch, unter das Sushi gemischt.

Die 21 kulinarischen und von Bengt Fosshag ausdrucksstark illustrierten Kriminalgeschichten im Buch handeln von schusseligen Buchhändlern, ausrangierten Bestsellerautorinnen, rachelustigen Dauergeliebten und anderen vom Schicksal gebeutelten Personen. Erbschleicher werden mittels Engelstrompetensamen in der Pfeffermühle aus dem Rennen geworfen, untreue Ehemänner mittels Giftpilzen unschädlich gemacht, ihre Dauergeliebten mit Rattengift ins Jenseits befördert.

Die Geschichten erzählen von kleinen und großen Tragödien, menschlichen Schwächen, krimineller Energie und kriminalistischem Spürsinn. Manche Morde bleiben ungesühnt, andere Verbrechen werden aufgedeckt und ganz nebenbei wird das Rätsel gelöst, wer das Originalmanuskript von „As Dark As It Gets“ von Cornell Woolrich gestohlen hat.

Das Buch ist ein Genuss für alle Krimifans und Gourmets, denn die Mordgeschichten werden ergänzt durch eine Vielzahl von Festtagsmenüs und Drinks aus aller Welt – 130 Kochanleitungen von einfach bis anspruchsvoll, die alle völlig gefahrlos zubereitet werden können. Eine kleine Kostprobe, passend zu Weihnachten: der Egg-Nogg Waldorf Astoria:

Zutaten für 1 Glas:

2 Eigelb, 1 cl Zuckersirup, 2 cl Portwein, 4 cl Bourbon, 10 cl Milch, 1 cl Sahne, 1 Prise Muskat.

Zubereitung:

Alle flüssigen Zutaten mit Eiswürfeln schütteln, auf Eiswürfel in großes Becherglas abseihen, Muskat darüber reiben.

Andrea C. Busch, Almuth Heuner (Hg.): „Mord zwischen Lachs und Lametta – 21 Krimis und viele internationale Festtagmenüs“. Illustriert von Bengt Fosshag, Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 2006, 336 S., 24,90 Euro