Siemens-Manager feiern zu Hause

Staatsanwaltschaft bestätigt Untreue-Verdacht bei Siemens. Auch EU geschmiert?

MÜNCHEN taz ■ So deutlich wie gestern hatte es die Münchner Staatsanwaltschaft bis dahin nicht gesagt: Der Verdacht der Untreue und der Bildung schwarzer Kassen bei der Siemens AG habe sich „weiter erhärtet“. Damit haben die Staatsanwälte zentrale Vorwürfe zum Siemens-Korruptionsskandal nun auch offiziell bestätigt.

Die Haftbefehle gegen fünf Beschuldigte wurden aber aufgehoben. So darf auch der ehemalige Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt Weihnachten zu Hause feiern. Die Staatsanwälte belohnten damit die hohe Kooperationsbereitschaft der Verdächtigen. Die hatten signalisiert auch weiter mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Die Staatsanwälte wollen nun in den kommenden Wochen die vorliegenden Aussagen und Unterlagen noch genauer auswerten. Zu weiteren Details äußerten sich die Ermittler nicht. Gleichzeitig ist ein weiterer Bestechungsfall im Siemens-Konzern bekannt geworden: Der Stern berichtet in seiner Internetausgabe, Manager der Siemens-Kraftwerksparte hätten einem EU-Mitarbeiter einen Sportwagen angeboten. Dafür habe Siemens von der EU den Zuschlag für den Bau eines Kraftwerks in Serbien bekommen. Über zahlreiche dubiose Beraterverträge sollen Siemens-Vorstand und Aufsichtsrat bereits 2004 informiert gewesen sein. Zu den Vorwürfen sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld: „Ich kann mich daran nicht erinnern, schließe das aber nicht aus“. In einer Umfrage unter 1.000 deutschen Topmanagern nach den besten Wirtschaftsbossen landete Kleinfeld auf dem letzten Platz. BERNHARD HÜBNER