Was geht? Diese Menschen wollen oder müssen 2007 etwas Neues anfangen

,, 1. Was wird Ihr Leben 2007 verschönern? „„ 2.Wie retten Sie die Welt? “„3. Von welchen drei Menschen erwarten Sie 2007 etwas?“

JAKOB VON UEXKÜLL, 62, Stifter des alternativen Nobelpreises. Erfand 2005 den Weltzukunftsrat, der 2007 in Hamburg mit der Arbeit beginnt.

1. Die Menschen um mich herum – Familie und Mitarbeiter.

2. Gemeinsam mit allen Mitstreitern, die täglich mehr werden, denn die Einsicht wächst, dass unsere Verantwortung und Möglichkeiten einmalig sind.

3. Von Frau Merkel erwarte ich, dass sie die Chance der deutschen EU- und G-8-Präsidentschaft nutzt, um bei der größten Herausforderung unserer Zeit – dem Klima-Chaos – die nötige politische Wende einzuleiten.

Von dem neuen UN-Generalsekretär, dass er das Menschenrecht auf sauberes Wasser prioritiert.

Von dem Regierungschef einer Atommacht, dass er den Rüstungswettlauf durchbricht, indem er aus Gewissensgründen mit der Abrüstung beginnt.

JEAN-PIERRE BEMBA, 46, Ex-Rebellenführer, hat 2006 die Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik Kongo verloren. Anfang 2007 will er in den Senat gewählt werden und dann die parlamentarische Opposition gegen Kabila anführen. Im Moment hält er sich zur Behandlung in Europa auf, nachdem er letztes Wochenende in seinem Haus in Kinshasa die Treppe runterfiel.

1. Was mich im kommenden Jahr glücklich machen kann, ist, im gesamten Jahr 2007, wenn nicht über die gesamte Legislaturperiode die Flamme des Bewusstseins des kongolesisches Volkes am Leuchten zu halten. Trotz der Hindernisse, durch die die Wahl des kongolesischen Volks im vergangenen Jahr verzerrt wurde, bleibe ich davon überzeugt, dass das kongolesische Volk nach wie vor hinter meinem Projekt steht – einem Kongo, der siegt.

2. Es wäre sehr vermessen von mir, die Welt alleine retten zu wollen. Worauf es ankommt, ist, in seiner unmittelbaren Umgebung Taten zu vollbringen, die andere Weltteile beeinflussen. Die Welt ist infolge der Globalisierung ein Dorf.

3. Ich möchte hier Menschen im allgemeinen Sinne betrachten und nicht im physischen und individuellen Sinn. Wie es die Parole meiner Partei ausdrückt – „Mit Gott siegen wir“ – wünsche ich mir, dass der Allmächtige mich mit Segen, Intelligenz und Weisheit überschüttet, damit ich mich der Entstehung einer verantwortungsvollen, starken und republikanischen Opposition widmen kann, die für den Kongo von morgen eine Alternative darstellen wird. Ich erwarte, dass das Volk mir unermüdlich seine Unterstützung zukommen lässt. Und ich applaudiere der internationalen Gemeinschaft für alles, was sie tut, nicht nur um die Errungenschaften zu konsolidieren, sondern auch um zur Entwicklung des darniederliegenden Kongo beizutragen.

SABINE CHRISTIANSEN, ARD-Polittalkerin, 49, beginnt im Sommer 2007 ein neues Leben ohne „Christiansen“.

1. Ich werde ein halbes Jahr rund 30 spannende „Sabine Christiansen“-Sendungen moderieren. Ab Juli kann ich dann am Sonntagabend die Füße hoch legen und den „Tatort“ schauen.

2. Als Einzelne ist das unmöglich. Aber gemeinsam mit Unicef, meiner eigenen Sabine-Christiansen-Kinderstiftung und anderen Hilfsorganisationen werde ich auch 2007 daran arbeiten, sie vor allem für die Kinder ein bisschen besser zu machen.

3. –

XU XING, 40, ist Chinas erster postmoderner Autor. Drei Jahre lebte er in Deutschland, 2004 erschien sein letzter Roman „Und alles was bleibt, ist für dich“. Er wird 2007 ein neues Buch zu Ende schreiben.

1. Wenn es wirklich etwas gäbe, das unser Leben verschönern könnte, dann wäre es ein Mehr an Gerechtigkeit. Das klingt nach Spinnerei. Doch wenn es tatsächlich einen allmächtigen Herrn auf der Welt geben würde, würde er meinen Wunsch verstehen. Die Welt ist nicht so schön, wie man erwartet. Die herrschende Ungerechtigkeit verursacht viele Probleme, zum Beispiel Umweltverschmutzung und Armut. Ist es nicht ein Unrecht, dass viele internationale Unternehmen ihre Fabriken und damit auch den Schmutz ihrer Fabriken nach China verlagern? Ist es nicht ein Unrecht, dass die reichen Industrieländer auch dann den Export von Spielzeugen aus China nicht boykottieren, wenn diese von chinesischen Kindern gefertigt wurden? Solches Unrecht zu beenden, würde das Leben verschönern.

2. Das ist eine dumme Frage, die nach Heroismus klingt. Man muss nur den Zustand von Natur und Umwelt in China betrachten: Kann man dann glauben, dass die Welt noch zu retten ist? Ich kann die Welt nicht retten. Nicht einmal anstelle Gottes könnte ich die Probleme auf Erden lösen. Und selbst wenn man mir sagen würde, dass ich die Welt durch meinen Tod retten könnte, würde ich lieber am Leben bleiben, um zuzuschauen, wie andere die Welt retten.

3. Ich erwarte von Bill Gates, dass er sich für die Preissenkung der neuesten Technologieprodukte einsetzt. Er sollte dafür sorgen, dass mehr Menschen auf der Welt die Vorteile der technischen Revolution genießen, zum Beispiel die Bauernkinder in Chinas abgelegenen Provinzen.

Ich erwarte von Kim Jong Il, dass er die Nordkoreaner wissen lässt, was Internet heißt, und ihnen den freien Zugang zum Netz ermöglicht.

Ich möchte auch von mir selbst etwas erwarten. Aber ich weiß nicht was. Also bleibt es bei meinem Minimalwunsch: Ich möchte mein neues Buch fertigschreiben, damit es meine Freunde im neuen Jahr lesen können.

BORIS PALMER, 34, fängt am 11. Januar 2007 als Oberbürgermeister von Tübingen an. Der Grüne Landtagsabgeordnete war im Oktober mit 50,4 Prozent im ersten Wahlgang gewählt worden.

1. Der Wechsel von der Opposition in die Regierung – zwar nicht in Stuttgart, aber immerhin in Tübingen. Versüßt wird mir das durch zusätzliche Steuereinnahmen und das Recht, als Standesbeamter im schönsten Rathaus der Republik Ehen zu schließen. Sehr zu empfehlen: Im Anschluss eine Stocherkahnfahrt mit Neckarfront und Hölderlinturm.

2. Durch den Umstieg des Tübinger OB von einer Mercedes-Limousine auf einen Toyota Prius mit Hybrid-Antrieb (Empfehlung von Al Gore), Bremsenergierückgewinnung und 5 Liter Benzinverbrauch im Stadtverkehr. Wenn Rad, Bus oder Bahn ans Ziel führen, lasse ich das Auto aber trotzdem stehen. Die Stadt Tübingen wird sich am Klimaschutz beteiligen. Durch vorbildlichen Städtebau mit erneuerbaren Energien und ohne Autozwang, durch komfortable Radwege und einen schnelleren Busverkehr, durch Fahrverbote für alte Stinker und umweltfreundliche Stromproduktion unserer selbstständigen Stadtwerke. Jemand muss ja mal anfangen.

3. Von Wolfgang Tiefensee. Er muss uns Baden-Württemberger davon abbringen, unser Steuergeld in Tunnel für Stuttgart 21 zu versenken.

Von Barack Obama. Er muss kandidieren, damit die USA 2008 den ersten schwarz-grünen Präsidenten bekommen.

Von Rektor Bernd Engler. Er muss Tübingen den Rang als exzellenter Universität auch offiziell sichern.

ULF POSCHARDT, 39, ist Chefredakteur des 2007 erstmals erscheinenden Magazins Vanity Fair.

1. Mein Miele-Öko-Geschirrspüler, der erste meines Lebens. Ich werde bürgerlich! Dazu gehört auch das berufliche Glück: (Bitte verzeihen Sie die unelegante Form der Schleichwerbung): die deutsche Vanity Fair, ab 8. Februar wöchentlich aus Berlin.

2. Durch eifriges Steuernzahlen und die vielen taz-Abos in unserer Redaktion. Und – think global, act local – durch die Bürgerinitiative gegen Avus-Lärm in Berlin-Nikolassee.

3. Angela Merkel: wird 2007 beweisen können, ob sie es mit der Modernisierung Deutschlands ernst meint – und möglichst vielen Menschen eine Perspektive gibt. Bildung ist der Schlüssel zur sozialen Frage. Zudem erwarte ich von ihr, dass sie die Modernisierung Europas dort fortsetzt, wo Tony Blair mit seiner EU-Präsidentschaft aufgehört hat.

Andreas Gursky. Seine Werkschau im Münchner Haus der Kunst verändert den Blick auf einen der bedeutendsten Künstler unserer Zeit: einen ebenso präzisen wie brillanten wie bescheidenen Vordenker einer globalisierten Kultur. Ab 17. Februar.

Hans Meyer: dass er den glorreichen 1. FC Nürnberg in den Uefa-Cup bringt.

JULIA KRONE, 17, Schülerin, ging in Kasachstan auf ein Gymnasium. Vor einem halben Jahr kam sie nach Deutschland. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse geht sie nun in eine Hauptschule – die 10. Klasse der Werner-Stephan-Oberschule, Berlin.

1. Ich weiß nicht genau. Ich hoffe, dass ich den Mittleren Schulabschluss schaffe. Außerdem werde ich 18 und werde ein großes Fest feiern.

2. Die Frage verstehe ich nicht.

3. Von meiner Mutter und meinen Lehrern. Sie sollen mir helfen. Und ich habe eine gute Freundin gefunden, die mir das nächste Jahr schöner machen wird.

JOHANNES HEESTERS, 103, plant für 2007 neue Live-Konzerte und diverse TV-Auftritte.

1. Jeder neue Tag.

2. Steht es schon so schlecht um unsere Welt, dass ein 103-Jähriger sie retten muss?

3. Von meiner Frau Simone, von meinem Manager und von meinem Fitnesstrainer – für die Liebe, für den Beruf und für die Gesundheit.

JANINA STEINER, 35, und Uwe Schlottmann, 42, beide Producer Werbefilm/Consulting Werbefilm in Berlin, erwarten um Neujahr ihr erstes Kind. Kommt es 2007, haben Sie im Monat über 700 Euro mehr zur Verfügung.

1. Die Geburt unseres Kindes im Januar.

2. Unser Sohn wird Bundeskanzler und regelt das.

3. Von der Leyen überweist pünktlich.

Henry Maske gewinnt.

Papst Benedikt erlaubt Verhütung.

ANDREA YPSILANTI, 49, ist Landesparteichefin und Spitzenkandidatin der hessischen SPD. Ab Januar auch Fraktionsvorsitzende im Landtag.

1. Weiterhin meine Familie.

2. Indem ich eine ganz engagierte sozialdemokratische Politik mache.

3. Von meinem Sohn erwarte ich, dass er sich in der Schule mehr anstrengt. Von meinem Lebensgefährten erwarte ich, dass er mich entlastet und mehr Aufgaben übernimmt.

Von allen anderen erwarte ich Solidarität.