KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER DAS HAMBURGER BUDGE-PALAIS
: Die Erben nicht länger hinhalten

Spätestens seit 1988 hätte die Stadt um das Problem wissen können

Nein, das ist der Stadt Hamburg natürlich gar nicht recht: dass die Presse jetzt auch noch Druck in Sachen Restitution des Budge-Palais macht – ermutigt dadurch, dass das Hotel „Vier Jahreszeiten“ auf öffentlichen Druck hin jüngst einen Gobelin an die Budge-Erben zurückgab. Nun gibt es also auch noch Wind um das Budge-Palais, Residenz der Hamburger Musikhochschule, die die Stadt 1952 von einem nazi-treuen Nachlassverwalter erwarb, ohne sich um die Proteste der Erben zu scheren.

Jetzt kann man natürlich sagen – und genau das tut die Stadt derzeit: Das ist so lange her, da wird es wohl auch noch ein paar Tage Zeit haben, bis wir mit dem Erben-Anwalt sprechen. Diese etwas kleinliche Argumentation überrascht auch deshalb, weil der Hamburger Senat spätestens seit 1988 um das Problem wissen konnte: Da erschien Studie über den Fall Budge von dem Historiker Günter Könke – verfasst im Auftrag der Hamburger Wissenschaftsbehörde.

Ehrenwert wäre es gewesen, hätte die Stadt gleich damals geprüft, ob es nicht geboten wäre, zu restituieren. Und also von sich aus an die Erben herangetreten wäre. Stattdessen hat sie es vorgezogen, die Sache auszusitzen, bis sich die Erben irgendwann von selbst meldeten. Das haben sie nun getan – spät, zugegebenermaßen. Sie nicht noch länger hinzuhalten, das gebietet der Anstand.

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