Russen marschieren erneut an Grenze zur Ukraine auf

UKRAINE Schwere Gefechte zwischen Separatisten und Regierungstruppen im Osten des Landes

„Wir geben die Waffen ab, und sie schnappen sich uns“

DENIS PUSCHILIN, SEPARATISTENFÜHRER

MOSKAU/KIEW/BRÜSSEL dpa/rtr | Russland hat nach Angaben von Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat mit einem neuen Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine begonnen. „Ich kann bestätigen, dass wir eine neue russische Militärpräsenz sehen, mindestens mehrere tausend zusätzlicher russischer Soldaten in der Nähe der Grenzen der Ukraine“, sagte er am Donnerstag in London. Es gebe außerdem russische Manöver in der unmittelbaren Nachbarschaft der Ukraine. Es handele sich um „einen bedauerlichen Schritt rückwärts“, sagte der Nato-Generalsekretär. „Und es scheint, als wolle Russland die Option zu einem weiteren Eingreifen offenhalten.“

Russland bestätigte den neuen Truppenaufmarsch. Es gehe um eine Sicherheitsmaßnahme, sagte Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Donnerstag in Moskau. Ein namentlich nicht genannter Armeemitarbeiter sagte der Zeitung RBK daily, dass es sich um „einige tausend“ Soldaten handele. Das Militär habe sich zu einem Aufmarsch entschlossen, da die Gefechte in der Ukraine nicht abklingen würden. In den Gebieten Rostow und Belgorod würden zudem Manöver abgehalten. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Moskauer Staatsduma, Wladimir Komojedow, sagte, es gebe keine Pläne für einen Einmarsch in die Ukraine.

Unterdessen lieferten sich prorussische Separatisten und Regierungssoldaten in der Ostukraine am Donnerstag erneut schwere Gefechte. Es gebe Berichte, dass auf beiden Seiten Panzer in Stellung gebracht worden seien, verlautete aus dem ukrainischen Militär. „Da tobt eine schwere Schlacht, die in ihrem Ausmaß alles Bisherige übertrifft“, sagte ein Militärvertreter. Am Morgen sei es bei dem Ort Krasni Liman zu Kämpfen gekommen. Daran könnten bis zu 4.000 Separatisten beteiligt sein. Ein Regierungssprecher sagte, der „Einsatz gegen Terroristen“ werde fortgesetzt. Auf die Frage, ob bis zu 4.000 Separatisten beteiligt seien, sagte er: „Dann wird es 4.000 Särge geben.“

Am Mittwoch hatte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko eine einseitige Waffenruhe angekündigt, in der die prorussischen Separatisten ihre Waffen abgeben und auf eine Amnestie hoffen könnten. Die Aufständischen hatten den Vorstoß abgelehnt. „Sie stellen das Feuer ein, wir geben die Waffen ab und sie schnappen sich uns. Das ist sinnlos“, sagte der Separatistenführer Denis Puschilin.

Russland kritisierte die Initiative als unzureichend. „Wir erwarten einen allumfassenden Waffenstillstand und keine kurze Feuerpause“, sagte Außenminister Sergei Lawrow. Poroschenko müsse Aufständischen einen Dialog anbieten und nicht deren Kapitulation fordern.