„Ich hoffe auf eine Einigung“

TV-SPORT Die Leichtathletik war zu teuer. Jetzt verhandelt ZDF-Sportchef Gruschwitz über Olympia

■ 1959 geboren und einst Mitglied der Judo-Nationalmannschaft, ist Journalist und seit 2005 Leiter der Hauptredaktion Sport im ZDF.

taz: Herr Gruschwitz, hat die Leichtathletik keine Chance mehr bei Ihnen?

Dieter Gruschwitz: Was die Live-Übertragung der WM angeht, sehe ich da keine Möglichkeit. Wenn vom Weltverband und der von ihm beauftragten Agentur ICE nicht noch mal ein Schritt gemacht wird, sind die Verhandlungen leider gescheitert.

Sie wollen gemeinsam mit der ARD über eine Highlightberichterstattung verhandeln. Wie könnte die aussehen?

Wir haben bislang mit der ARD abgesprochen, dass jeweils einer von uns an den ja schon vorgesehenen Sendetagen eine Zusammenfassung zeigt. Ich kann da natürlich nur für das ZDF sprechen: Das können bei uns 15 oder 30 Minuten sein, unter der Woche am späten Nachmittag und an den Wochenenden natürlich ein umfangreicheres Angebot. Darüber wollen wir mit ICE verhandeln, sobald die Agentur ihre – so hören wir – Gespräche mit anderen deutschen Sendern über eine Liveübertragung abgeschlossen hat.

Laut Berichten hoffte ICE auf rund 15 Millionen Euro für die zwei anstehenden Weltmeisterschaften, ARD und ZDF hätten gemeinsam aber gerade einmal sechs Millionen geboten. Haben die öffentlich-rechtlichen früher so viel tiefer in die Tasche gegriffen?

Wir verhandeln hier erstmals direkt mit dem Verband bzw. seiner Agentur, bisher waren das immer Verträge mit der European Broadcasting Union EBU, bei denen ARD und ZDF mitbezahlt haben. Ich frage mich allerdings, wer heute wissen will, wie viel wir bei der EBU beigetragen haben …

Sagen Sie es uns …

Das werde ich natürlich nicht tun. Bei unserem aktuellen Angebot haben wir uns angeschaut, was im deutschen Markt und für die Gebührenzahler vertretbar ist. Vergleiche mit der Zeit davor sind nicht schon deshalb nicht korrekt, weil man im Rahmen eines so großen EBU-Pakets gehandelt hat. Es ist nicht automatisch so, dass ARD und ZDF einzeln genauso viel zahlen wie bei EBU-Verträgen. Da spielten auch andere Dinge wie die Unterstützung von Anstalten in kleineren Ländern eine Rolle.

Nun wendet sich ja auch das IOC in Sachen Olympia 2014 und 2016 nicht mehr an die EBU, sondern direkt an ARD und ZDF. Und auch hier liegen die Verhandlungen auf Eis.

Die Gespräche sind im Moment unterbrochen, aber wir sind in ständigem Kontakt. Ich hoffe natürlich, dass wir zu einer Einigung kommen. Das IOC verhandelt ja nicht mit allen Ländern direkt, sondern mit den fünf großen, in der Hoffnung, da sei mehr zu erlösen als bisher in den Gesamtpaketen. Ob das wirklich so ist, muss das IOC bewerten.

Das IOC könnte sich also verrechnet haben, schließlich müssen ARD und ZDF sparen. Die ARD will 2011/2012 rund 10 Millionen Euro weniger für Sportrechte ausgeben.

Ich kann nicht in die Köpfe der IOC-Verhandler schauen. Ich glaube aber, dass sich das IOC von bestimmten Vorstellungen verabschieden muss. Denn klar ist: Das ZDF muss sparen, auch der Sport. Ich beschwere mich da überhaupt nicht. Wir wollen die vorhandenen Rechte weiterführen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass man sich von der ein oder anderen Sache trennen muss – da ist aber nichts in der konkreten Planung.

Das heißt, die Tour de France steht nicht auf der Kippe?

Der Vertrag läuft noch für dieses Jahr, den werden ARD und ZDF auch erfüllen. Die Entscheidung, ob wir dann über die EBU auch über einen Anschlussvertrag verhandeln, wird noch diesen Monat fallen. INTERVIEW: STEFFEN GRIMBERG