christian hochstätter, neu-hannoveraner
: Ein Fohlen zu Weihnachten

Mit Robert Enke hat es bis jetzt ja ganz gut geklappt in Hannover. Und Dieter Hecking – na ja, abgerechnet wird zum Schluss. Während 96-Präsident Martin Kind wieder fleißig das Phrasenschwein mästet, hat er anscheinend trotzdem Gefallen daran gefunden, ehemalige Gladbacher an die Leine zu holen und als tragende Säulen in sein doch eher schwammiges Erfolgskonzept einzubinden.

Sein neuestes Fohlen: Christian Hochstätter. Nach dem wochenlangen Possenspiel um Ilja Kaenzig soll der zweimalige Nationalspieler dafür sorgen, dass es bei 96 wenigstens abseits des Platzes wieder rund läuft. Und er scheint prädestiniert für die Rolle des Wogenglätters. Denn seine Auffassung von modernem Fußball deckt sich mit der von Trainer Dieter Hecking. Man kennt sich halt: Die beiden haben vor 20 Jahren zusammen in Gladbach gespielt. Und schließlich ist Hochstätter keiner, der sich ins Rampenlicht drängt. Damit ist er nicht nur der ideale Schattenmann für Trainer Kind, sondern auch ein bewusst gewählter Gegenentwurf zum Schweizer Kaenzig: Der wurde auch deshalb von der Leine gelassen, weil er ein Machtmensch ist.

Dass Hochstätter jedoch eine Weichspüllösung ist, darf bezweifelt werden. Denn der 43-Jährige ist ebenso kompromisslos und zielstrebig wie er nach außen ruhig und besonnen wirkt. In seinen 76 Monaten als Sportdirektor am Bökelberg hat der gebürtige Augsburger mit Hans Meyer, Ewald Lienen, Holger Fach und schließlich Dick Advokaat vier Trainer verschlissen – bis auf den Novizen Fach allesamt Größen im Geschäft.

Die magere Transferbilanz der 96er wird der neue Manager nicht aufpolieren können: Bei Gladbach hat Hochstätter Millionen in Fußballrentner Christian Ziege, suboptimal begabte Skandinavier wie Morton Skoubo – der heute durch die englische Premier League irrlichtert –oder heutiges Zweitligamittelmaß investiert. 1999 ließ er in Gladbach mit Robert Enke zudem einen talentierten Torwart ziehen. Der ist schließlich in Hannover gestrandet. Ein Glücksfall für 96 – und die wahrscheinlich cleverste Amtshandlung des neuen Managers. LUCAS VOGELSANG