neues aus neuseeland: nutzlose bücher vom weihnachtsmann von ANKE RICHTER
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„Schenkt mir doch Bücher“, habe ich irgendwann mal leichtfertig gesagt. Und so geht das jetzt jahrein, jahraus: Zukünftiges Altpapier stapelt sich unterm Tannenbaum. Wer soll das alles lesen? In meinem Zwischenlager ruhen all die Schwarten, die nicht den Weg ins Billy-Regal finden. Liebevoll werden sie als Geburtstagsgeschenke für tolerantere Leseratten recycelt. Meine Top Five aus der diesjährigen Ausbeute:

1. „Einmal Hölle und zurück: Auswandern mit TV-Begleitung“, von Hanne und Fred Sengelmann u. v. a, mit persönlicher Widmung der Autoren (teilweise unlesbar, da tränenverschmiert). Noch nie wurde in Deutschland so viel ausgewandert wie in diesem Jahr. Endlich melden sich die ersten Opfer des verhängnisvollen Emigrationswahns zu Wort: einfache Menschen, die den Weg in die Ferne vor Fernsehkameras gewagt haben. Schonungslos berichten sie, wie die Knebelverträge mit Kabel 1 und RTL II sie dazu zwangen, in der neuen Heimat als trampelige Idioten aufzutreten. Besonders erschütternd sind die Aussagen der Sengelmann-Kinder, die am ersten Schultag auf Wunsch des Regisseurs in zu enge Schuluniformen gesteckt und daraufhin von ihren tasmanischen Mitschülern als „Bratwurst“ gehänselt wurden. Nie zuvor sind die brutalen Praktiken der Reality-Sendungen so klar dokumentiert worden. Der Erlös des Buches geht an amnesty international.

2. „Lustige Luftballons“ von Papst Benedikt. Bebilderte Bastelanleitung zum Aufblasen und Dekorieren von Kondomen. Spaß für Groß und Klein!

3. „Ein Kind nach dem anderen – Mein Rat für die Rettung der Welt“, von Madonna Ritchie, mit einem Vorwort von Angelina Jolie. Halb Autobiografie, halb spirituelle Pädagogik. Die Ansichten der einstigen Popgöttin und kommenden Enid Blyton rütteln tief an den moralischen Grundfesten der „Material World“. Selten hat sich ein Star so unerschrocken in die schmutzigen Abgründe der Adoption gewagt und dabei so gut ausgesehen. Ein Fest fürs Auge, ein Gewinn für Schwarzafrika. Auch für Päderasten zu empfehlen.

4. „Hippi & Tiggi“ von Siegfried & Roy. Wie unzählige Showstars vor ihnen haben auch die abgehalfterten Löwenbändiger das Kinderbuch als Kunstform entdeckt. Hier geht es um das Nilpferdchen Hippi, das sich in das Tigerbaby Tiggi verliebt, obwohl die Natur die beiden Männchen zu Feinden bestimmt hat. Spielerisch werden die Schranken von Hautfarbe, Alter, Klasse, Körpergewicht und Geschlecht in diesem anmutig von Tom of Finland illustrierten Herzenswerk aufgehoben. PC-Gütesiegel.

5. „Wie ich lernte, den Holocaust zu lieben“ von David Irving und Mahmoud Ahmadinedschad. Die ungewöhnlichste Konvertierung des Jahres – vollzogen von den vormals schärfsten Kritikern des Judentums. Mit einem Kapitel der theologisch-medizinischen Expertin Lucy S. Diamond, die nicht erst seit ihrem spektakulären Fernsehauftritt bei Oprah Winfrey die Verabreichung von Wahrheitsdrogen an die berüchtigten Antisemiten vermutet. Schwarze Mächte und internationale Verschwörung ziehen sich durch diese ergreifende, wenn auch konfuse Beichte einer beachtlichen Seelenwandlung. Mazeltow!