Russen nicht erwünscht

KIELER WOCHE

Der Liegeplatz an der Tirpitzmole im Kieler Marinehafen war schon reserviert, aber im Mai gab es eine Absage für die „Boiky“. Das Auswärtige Amt mochte angesichts der Ukraine-Krise die 104 Meter lange Fregatte, das modernste Schiff der baltischen Flotte Russlands, nicht in deutsche Hoheitsgewässer schippern lassen. Zum ersten Mal seit Ende des Kalten Krieges fehlt damit Russland bei der Kieler Woche, die Bundespräsident Joachim Gauck am Sonnabend eröffnet.

Seit dem Njet aus Berlin streiten die Kieler über die Grundsatzfrage, ob es nicht ein schöner Beitrag zur Völkerverständigung gewesen wäre, das Kriegsschiff mit seinen 150 Mann reinzulassen.

Dass Schlachtschiffe und Segler bestens zusammenpassen, gehört zum Gründungsmythos der Kieler Woche, die zum 120. Mal stattfindet. Schließlich richteten Marine-Offiziere und Kaufleute die erste Segelregatta im Jahr 1882 auf der Kieler Förde aus. Mangel an schwimmenden Kriegsgerät herrscht auch in diesem Jahr nicht: 31 Schiffe aus 13 Nationen haben sich angemeldet, darunter mehrere aus den USA. Erstmals ist ein Kreuzer aus Algerien dabei.

Der Russen-Boykott gilt auch beim Festprogramm. Weder Kalinka-Gruppe noch Kosaken-Chor bereichern den Trubel zwischen Rathaus und Spiellinie an der Förde, dafür tritt am Dienstag die US Navy Band auf, Vorgruppe ist die Polizei-Bigband Schleswig-Holstein. Nur die „Kruzenshtern“ hält die russische Flagge hoch: Die Viermastbark, das Segelschulschiff der russischen Marine, nimmt an der Windjammerparade am kommenden Samstag teil.  EST