Kein Absturz für Herrn Höhenberger

Der geschasste Büroleiter Stoibers wird wohl weiter für seinen Chef arbeiten – wenn auch an anderer Stelle

Fraglich ist, ob mit einer solchen Rochade die Tradition des Intrigierens gebrochen werden kann

Michael Höhenberger ist nicht mehr Stoibers Büroleiter. Und jetzt? „Die Frage ist: Sind die Strukturen nach wie vor dieselben?“, sagt die Fürther Landrätin Gabriele Pauli dazu. Ihre Antwort: „Es reicht nicht, wenn man eine Person austauscht.“ In der Tat ist das Politik- und damit auch Personalsystem von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber derart ausgeklügelt, dass ein ausgetauschtes Rad kaum zu Veränderungen führen wird. Sofern es an anderer, für Stoiber passender Stelle wieder eingefügt wird.

Es spricht alles dafür, dass Stoiber solch eine Personalrochade vornimmt. Höhenberger werde „an anderer Stelle seine berufliche Laufbahn fortsetzen“, ließ Stoiber zu Weihnachten verklausuliert vermelden. Und dann gab’s noch offizielle warme Worte vom Chef für den Mitarbeiter, der einer Kommunalpolitikerin hinterhergeschnüffelt hatte. In München haben nun die Wetten begonnen, auf welchem Posten man Höhenberger wiederfinden wird. Vielleicht wechselt Höhenberger von der Staatskanzlei in die Parteizentrale an der Nymphenburger Straße.

Oder er wird Amtschef in Stoibers Umfeld, so wie Stoibers Topeinflüsterer Martin Neumeyer. Der war bis letztes Jahr Stoibers Sprecher und der engste Vertraute des Ministerpräsidenten. Nach massiver Kritik vor allem aus dem Landtag wurde Neumeyer versetzt. Allzu selbstherrlich hatte er die Kommunikation zwischen Parlamentariern und Staatsregierung abgewürgt. Sein neuer Posten: Amtschef in der Staatskanzlei, beim zugeordneten Europaministerium. Und weiterhin Topberater von Stoiber. Er hat wohl am Freitag mitentschieden, dass Höhenberger jetzt besser ein paar Räume weiter zieht.

Fraglich ist, ob mit solch einem Zimmerwechsel die CSU-Tradition des Intrigierens und Spionierens gebrochen werden kann. Vor dem Spitzel Höhenberger gab es die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier, die bei einer Krisensitzung 2004 einen blau-grünen Schnellhefter auf den Tisch legte: „Ich habe gegen jeden von euch was.“ Und Exfinanzminister Theo Waigel verlor den Kampf ums Ministerpräsidentenamt 1993 wohl auch deshalb, weil die außereheliche Beziehung mit seiner heutigen Frau Irene Epple bekannt wurde.     MAX HÄGLER