LESERINNENBRIEFE
: LESERINNENBRIEFE

Vorbild DDR

■ betr.: „Konsum: Das Prinzip Milchkanne“, taz.de vom 17. 6. 14

Ein Kreuzberger Supermarkt will künftig auf Verpackungen komplett verzichten? Gab’s in der DDR vierzig Jahre lang flächendeckend. Plastetüten gab’s zur Leipziger Messe zwei Hände voll. wirdschonnoch, taz.de

Das ist der Unterschied

■ betr.: „Eine Frage der Glaubwürdigkeit“, taz.de vom 26. 5. 14

Im Fußball hätte man Herrn Wowereit schon lange den Trainervertrag gekündigt, Begründung: Er erreicht „die Mannschaft“ nicht mehr. Aber in der Politik ist dem Trainer die Mannschaft mal eben völlig egal, das ist der Unterschied zwischen Politik und Sport. TheObserver, taz.de

Willkürsozialhilfe

■ betr.: „Flüchtlingsproteste in Berlin: Mehr schlecht als Recht“, taz.de vom 16. 6. 14

Die Geflüchteten haben Unterkünfte gestellt bekommen? Ja, einige. Viele, die am O-Platz gecampt hatten und erfasst waren, haben aber nichts bekommen. Es ist die reine Willkür, wer von ihnen untergebracht worden ist und wer nicht. Sie erhalten Zahlungen zum Lebensunterhalt? Ja, wer untergebracht ist, bekommt in den Hostels auch Geld ausgezahlt, aber unklar nach welchem Gesetz, auf welcher Grundlage und von welcher Behörde. Nette Sozialhilfe-Idee: Wer krank wird, bekommt anders als andere Flüchtlinge keinen Krankenschein – darf nicht zum Arzt –, denn keine Behörde ist für die Kosten zuständig! Kolat-Lüke-Rot Herrman-Grüne Willkürsozialhilfe halt. Verfahren werden nach Deutschland verlegt? Zugesagt war, die Verfahren aus anderen Bundesländern nach Berlin zu verlegen (Umverteilung) und für Flüchtlinge, die über Italien gekommen sind, die Erteilung eines Status in Deutschland zu prüfen. Passiert ist aber nichts. Anträge auf Umverteilung aus anderen Bundesländern werden generell abgelehnt. Lampedusa-Flüchtlinge werden gegebenenfalls nach Italien zurückgeschoben. stadtlandmensch, taz.de

Hysterische Abwehr

■ betr.: „Ausbildung: Selbst gemachter Mindest-lohn“, taz vom 15. 6. 14

Die grotesken Aussagen von Olaf Möller, Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg, und Thomas Lengfelder vom Unternehmerverband können nur als hysterische Abwehrreaktion verstanden werden. Deren Aussagen, dass Geld unwichtig sei, haben kaum noch auch nur minimalste Verbindung zur Wirklichkeit. Die Initiative des Herrn Spitzer ist nachhaltig zu begrüßen. Die deutsche Wirtschaft muss mal das eigene Wirtschaftssystem zur Kenntnis nehmen: Marktwirtschaft! Wenn das Angebot an Arbeitskräften sinkt, muss der Preis für Arbeit (= Lohn) steigen. Arno Birner, taz.de

Azubis buckeln lassen

■ betr.: „Ausbildung: Selbst gemachter Mindestlohn“, taz vom 15. 6. 14

Tipp: Azubis jahrelang buckeln lassen und dann nicht in feste Arbeitsverhältnisse übernehmen, um so Gehälter und Lohnnebenkosten niedrig zu halten. Cabrón, taz.de

Pauschalbeschimpfung

■ betr.: „Streit um den Görlitzer Park: ‚Der Aufruf der Initiative ärgert uns‘“, taz.de vom 13. 6. 14

Ich war auf dem Treffen und war absolut schockiert darüber, wie sämtliche Wortbeiträge, die den selbsternannten Flüchtlingsunterstützer/Innen nicht ins festzementierte Weltbild passten, gnadenlos niedergeschrien wurden. Wenn jemand auch nur behutsam versuchte, Kritik an der Situation in und um den Park zu äußern, wurde er pauschal als Rassist abgestempelt.

Unter einem Großteil der Anwohner herrscht tatsächlich seit einiger Zeit großes Unbehagen – aber eben nicht über die Hautfarbe der Dealer – so viele echte Rassisten suchen sich nicht ausgerechnet Berlin-Kreuzberg als Wohnort aus. Es geht vielmehr um die Konsequenzen, die es hat, wenn sich organisierter Drogenhandel plötzlich in derartigem Umfang völlig offen in einem Kiez breitmachen kann, ohne dass auch nur ansatzweise dagegen vorgegangen wird. Die Hautfarbe der Dealer ist dafür nicht relevant.

Im Umkehrschluss wird deren oft sehr dreistes Auftreten häufig nur wegen ihrer Hautfarbe und der Annahme, es handele sich eventuell um traumatisierte Flüchtlinge, toleriert. Trotzdem sollte man negative Erfahrungen und Ängste zumindest artikulieren dürfen. Um dann über Lösungen für ein besseres Zusammenleben nachzudenken. Es sei denn, man will, dass die Situation eskaliert. Und wie bei dem katastrophalen Treffen klar wurde, ist es offenbar die erklärte Absicht der „linken Unterstützer“, Deeskalation und Dialog zu verhindern. STEVE BURNS, taz.de

Empathie für alle!

■ betr.: „Streit um den Görlitzer Park: ‚Der Aufruf der Initiative ärgert uns‘“, taz.de vom 13. 6. 14

Die Forderung nach Empathie kann nie falsch sein. Nur wenn man sich bei diesem Thema äußern will, sollte man wenigstens ein paar grundlegende Dinge beachten. Flüchtlinge ohne Aufenthaltstitel mit ständiger Angst vor Abschiebung werden eins gewiss nicht machen: Dorthin gehen, wo die Gefahr groß ist, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Das heißt, die, die Drogen verkaufen, sind garantiert nicht die, die von Abschiebung bedroht sind. Außerdem, auch wenn der Umgang mit Flüchtlingen gerade was Arbeitserlaubnis angeht, vollkommen daneben ist, gilt trotzdem: Wenn man so viel Verständnis für die Dealer aufbringt, nach dem Motto, was sollen sie machen ohne Arbeitserlaubnis, dann ist das auch ein Schlag ins Gesicht all jener, die keine Arbeitserlaubnis haben und trotzdem nicht dealen und zum Beispiel schwarz arbeiten. Was erheblich anstrengender und weniger lukrativ ist. Insofern Empathie für ALLE. bigBB, taz.de

Nur abzocken

■ betr.: „Wohnen: Der Staat als Spekulant“, taz.de vom 18. 6. 14

Hinter großen Wohnungsgesellschaften steht oft reine Profitgeier, die nach den ersten Versprechungen, um an die Immobilie ranzukommen, später sich an nichts mehr erinnern und nur abzocken. Es ist es die vornehmste Pflicht des Staates, für günstigen Wohnraum zu sorgen. Und zwar für die, die nicht privilegiert sind, arm sind, benachteiligt sind. THOMAS SCHÖFFEL, taz.de