Religionskrieg in Pinneberg

ISLAMISTEN Jüdischer Gemeindechef legt sich mit Dschihadisten an – und wird mit „Allahs Strafe“ bedroht

„Ich habe Anzeige erstattet, obwohl ich davon kein Freund bin“

WOLFGANG SEIBERT

Wolfgang Seibert, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Pinneberg, neigt nicht zu übertriebenen Reaktionen. Auch jetzt nicht, wo er unter Polizeischutz steht. „Es ist kein angenehmes Gefühl, wenn man rausgeht“, sagt er nur, und dass seine Frau Angst habe.

Auf der islamistischen Website islamic-hacker-union.net findet sich ein Foto von ihm, das mit einem roten X durchgestrichen ist, darunter ein Video, Titel: „Die Strafe Allahs kann dich überall treffen“. Es zeigt eine Hochzeitsgesellschaft, auf der eine Bombe explodiert. Der Kommentar dazu lautet: „Und an Wolfgang Siebert möchte ich sagen pass auf das Allah dich nicht schon im diesseits straft mit dem Tod das ist keine drohung von mir sondern von Allah dem ALLMÄCHTIGEN“.

Den Hass hat Seibert auf sich gezogen, weil er den Auftritt des Predigers und ehemaligen Gangsta-Rappers Deso Dogg in der Pinneberger Al-Sunna-Moschee kritisiert hatte. Der Prediger, der sich nun Abu Malik nennt, hatte auf einer Islamisten-Tagung Sympathien für den Kampf in Afghanistan und Usbekistan bekundet. „Als bedrohlich empfinde ich den Aufruf, zu kämpfen und den Dschihad zu führen“, hatte Seibert in einem Film der Nachrichtenagentur dapd gesagt.

Er sei ein „dreckiger Jude“, stand daraufhin auf der Website. „Ich habe Strafanzeige erstattet, obwohl ich davon kein Freund bin“, sagt Seibert. Nach Berichten, dass die radikale Islamisten-Szene nach der Schließung der Hamburger Al-Quds-Moschee teilweise nach Pinneberg ausgewandert sei, forderte Seibert, die Al-Sunna-Moschee müsse „dichtgemacht werden“. Auf der „Islamic-Hacker“-Seite erschien daraufhin das durchgestrichene Foto und das Bomben-Video.

Als Autor der Artikel zeichnet ein Isa Al Khattab, er soll identisch sein mit dem Betreiber der Seite, einem Harry M. mit Pinneberger Adresse. Laut Seibert handelt es sich dabei um einen „18 oder 19-Jährigen“, der etwa vor einem Jahr konvertiert sei – in der Hamburger Taiba-Moschee, wie sich die Al-Quds-Moschee nannte, nachdem bekannt geworden war, dass sich dort die Attentäter des 11. September getroffen hatten.

Seibert, früher linkssozialistisch im SDS engagiert und seit einigen Jahren Mitarbeiter des Freien Radiosenders FSK in der Roten Flora, möchte zu der Sache nicht mehr viel sagen. „Das ist jetzt eine Angelegenheit der Politik und des Staatsschutzes.“

Immerhin ist er nicht allein: Auch die Hamburger Imamin Halima Krausen hat den Auftritt des Ex-Rappers in der Pinneberger Moschee kritisiert. Sie könne mit der „Dschihad-Rhetorik“ nicht viel anfangen, sagte sie, und es sei eben die Frage, „ob es nur Rhetorik ist oder umschlagen kann“. Der Kommentar dazu auf der Website: „Und diese dreckige Halima Krausen Möge Allah sie rechtleiten oder zerfetzen“. DANIEL WIESE