Fettes Jahr für den Jazz

Das Jazzfestival Münster wird im kommenden Jahr endlich wieder statt finden. Große Namen fehlen im spannenden Programm – doch die Stars der vergangenen Jahrzehnte sind allgegenwärtig

VON HOLGER PAULER

Die ungeraden Jahre sind die fetten – zumindest für die Freunde des Jazz. Das erste Januarwochenende gehört der improvisierten Musik. Münster lädt alle zwei Jahre zum 21. internationalen Jazzfestival auf die städtischen Bühnen. Und die Fans kommen gerne. Mehr als 4.000 an drei Tagen. Und Eile ist geboten: Die vergangenen fünf Festivals waren bereits vor dem ersten Akkord ausverkauft.

Das Interesse der Westfalen am Live-Jazz ist konstant hoch, obwohl die Stars zuletzt eher woanders spielten. Ornette Coleman, John Mc Laughlin, Carla Bley oder die verstorbenen Chet Baker und Don Cherry gehörten zum Line-Up der frühen Jahre. Doch ihre Musik wirkt bis ins aktuelle Programm hinein. Fat Kid Wednesdays „The Art Of Cherry“ ist eine Hommage an den freigeistigen Trompeter, der unter anderem mit John Coltrane, Sonny Rollins oder Lou Reed spielte und dessen Musik von U2 auf dem Album „Pop“ gesampelt wurde. In Münster widmet sich das Newcomer-Trio um Schlagzeuger JT Bates, Bassist Adam Linz und den Saxofonisten Michael Lewis der Musik Don Cherrys. Die Musiker verzichten dabei auf den Klang der Trompete. Cherry hatte sie zuletzt im Jahr 1994 auf dem Festival in Münster gespielt. Ein Jahr später starb er an Leberkrebs.

Das Festival hat Tradition: 1979 hatten jazzliebende Studenten das erste Festival im Schlossgarten organisiert. Ein Jahr später ging es auf die Aasee-Wiesen, danach ins für Jazz und Viertligafußball viel zu große Preußenstadion. Von 1982 bis 1984 kümmerte sich schließlich der Jazzclub Münster um das Festival im Jovel dem alten, mittlerweile abgerissenen Musikladen aus den späten 1970er Jahren. Seit 1986 traten Stadt, Halle-Münsterland, AStA und Jazzclub als gemeinsame Veranstalter auf. 1995 stand das Festival dann vor dem Aus. Das Geld wurde weniger, die Zuschauerzahlen sanken und auch die Zusammenarbeit mit der atmosphärisch eher nüchternen Halle Münsterland wurde schließlich beendet.

Nach langen Verhandlungen mit dem Stadtrat findet das Festival seit 1997 alle zwei Jahre nun auf den Städtischen Bühnen statt. Die Top-Acts bekommen ihre Bühne im Großen Haus, Nachwuchs-Musiker und lokale Größen spielen im Kleinen Haus. Zu den bekannteren Namen des 2007er Programms zählen der französische Ausnahme-Klarinettist Louis Sclavis mit seinem Projekt „l‘imparfait des langues“ sowie das Trio des Gitarristen Nguyên Lê, erweitert um den Holzbläser Paul McCandle.

„Im Jahr 2007 werden allein neun Deutschlandpremieren zu erleben sein, darunter sogar eine Weltpremiere“, werben die Veranstalter für ihr Programm, das ohne große Namen auskommt. Die lokale Szene, zusammen gefasst unter dem Motto „westfalian aspects“, dürfte sich darüber freuen. Und auch in Zukunft hofft der künstlerische Leiter Fritz Schmückler, dass die „Ästhetik der Brüche“ in und um Münster fortgesetzt wird – vorausgesetzt, die Brüche beschränken sich auf den musikalischen Ausdruck.

5. bis 7. Januar 2007Städtische Bühnen, Münsterwww.jazzfestival-muenster.de