Auf Politiker fixiert

Queere Paraden am Wochenende

VON JAN FEDDERSEN

So viel steht fest: Die PR-Arbeit des sogenannten Aktionsbündnisses queerer Gruppen in Berlin war besser. In den Nachrichten von ARD und ZDF wurde ihr Umzug als der politische CSD bezeichnet – im Gegensatz zum gewöhnlichen CSD, der an der Siegessäule endete und nur Party gewesen sei.

Davon abgesehen, dass die Gegenüberstellung von Party und Politik eine verklemmt-verkniffene ist, zeichnete sich der Umzug des Aktionsbündnisses allerdings nur dadurch aus, dass PolitikerInnen wie Renate Künast und Klaus Wowereit telegen zur Verfügung standen. Und dass er an den Botschaften Ugandas und Russlands vorbeidefilierte. Der große CSD jedoch hatte nicht nur eine einheimische Politshow des guten Willens zu bieten, sondern auch entsprechende Gäste: etwa die nigerianische Bürgerrechtlerin Dorothy Aken’ova oder den britischen Historiker und Menschenrechtsaktivisten Peter Thatchell.

Dragkings aus Marzahn

Der Unterschied zwischen beiden Paraden war vermutlich ohnehin der: Der normale CSD war eine Basisveranstaltung – von queeren GärtnerInnen aus Kladow bis zu Dragkings aus Marzahn – mit starkem politischem Profil. Das Aktionsbündnis einte alle Gruppen, die in irgendeiner Weise von Geldtöpfen der Behörden und Parteien abhängig sind.

Das mag im nächsten Jahr alles wieder zusammen stattfinden. Aber: Die Behauptung, das Aktionsbündnis sei politisch, der CSD nicht, ist eine – womöglich typische – Behauptung öffentlich-rechtlicher Sender. Kein Wunder: Auch sie hängen an den Tröpfen der Parteien. Politik ist nicht, wenn PolitikerInnen da sind.