Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im Versammlungsraum des Mehringhofs über den Text „Der kommende Aufstand“ diskutiert, wobei es bereits ein Zeichen ist, dass die VeranstalterInnen das Buch ein „Pamphlet“ nennen. Einerseits will das Buch „ein bisschen Ordnung in die verschiedenen Allgemeinplätze dieser Epoche“ bringen, andererseits scheint es den VeranstalterInnen verdächtig, dass auch die „Bürgerpresse“ den Text lobt. So oder so – den Thesen des Buches soll auf den Zahn gefühlt werden, und das ist besser, als dem im Buch so rückhaltlos eingeforderten Radikalinskismus blind zu folgen. Ebenfalls im Mehringhof, ebenfalls im Versammlungsraum, wird morgen über WikiLeaks und Lateinamerika gesprochen: Harald Neuber will die von Wikileaks veröffentlichten US-Dokumente nutzen, um „Erkenntnisse zum aktuellen und historischen Charakter der Washingtoner Lateinamerika-Politik“ zu sammeln. Hoffen wir, dass es mehr wird als ein „preaching to the converted“ – denn Wikileaks hat auch Unschönes über Helden wie Chaves oder Morales zu berichten. Am Freitag wird im Familiengarten im Rahmen des Antimilitaristischen Abends über „Internationalismus im 21. Jahrhundert“ gesprochen – das hiesige Kurdistan-Solidaritätskomitee hat den Abend organisiert. Inwiefern ist der Internationalismus noch en vogue, inwiefern nicht? Die Frage stellt sich durchaus. Auch gerade, weil die Revolution in Tunesien aus der Berliner Linken keine Solidarität erfährt. Zeitgleich wird auf dem Rosenthaler Platz demonstriert, und zwar „gegen Repression, staatliches Morden und den 14. Europäischen Polizeikongress“. Im Ankündigungstext heißt es: „Wir spüren das Tränengas in den Augen, vernehmen die Arroganz der Herrschenden und fühlen die Wut in der Brust. Wann trifft uns die erste Kugel?“ Bei aller Liebe, bitte, geht’s auch weniger pathetisch?

■ Aufstand: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Mo, 19.30 Uhr

■ WikiLeaks: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Di, 19 Uhr

■ Internationalismus: Familiengarten, Oranienstr. 34, Fr, 19.30 Uhr

■ Demo Rosenthaler Platz, Fr, 19.30 Uhr