BEIM BADMINTON
: Claire will nicht

Das Spiel löste ein Glücksgefühl aus

Sie waren vielleicht so Mitte zwanzig. Irgendwie ungelenk und tollpatschig wirkende Studenten, die uns aber natürlich fertig machen würden, würden wir gegen sie antreten. Einfach, weil sie körperlich robuster waren. Vielleicht auch geistig schneller. Nur mit der Erfahrung haperte es noch. Jedenfalls lösten sie uns auf Platz 2 ab und droschen den Federball recht eigenwillig über das Netz; bei dem einen, der im Band-T-Shirt und mit Dreiviertelhose antrat, dazu Rastafrisur ohne Rastas und vereinzelte Bartsprossen im blassen Gesicht trug, sah es nach einer Tischtennis-Vergangenheit, bei dem anderen, hellblaues T-Shirt, weiße Sporthose, nach Tennis und reichlich Federball am Strand aus. Und während sie sich so einspielten und schon mal probeweise in die Ecken und Winkel schickten, tauschten sie den neusten Klatsch über ihren Freundeskreis aus: „Ham die was?“ – „Claire will nicht.“ So einfach kann man dramatische romantische Sachlagen beschreiben, wenn man noch jung ist.

Das Spiel löste ein Glücksgefühl aus, fast wie früher. Als alles noch klar war und der Glanz von innen kam wie die Schönheit. Oder so. Das Berauschende am berauschenden Spiel. In der Dusche betrachtete ich dann den geröteten Hintern eines Senioren. Irgendwie war es auch tröstlich, weitaus ältere Menschen bei gelungenen Ballwechseln, langen Rallys, riskanten Rückhandschlägen zu beobachten. Es war fünfzehn Jahre her, dass wir diesen Sport für uns entdeckt haben, es waren Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal in eine Halle getraut hatten. Aber es bestand Hoffnung, noch zwanzig Jahre mithalten zu können.

Allerdings hatte ich da noch nicht mit dem Muskelkater gerechnet. Er zog als Rückenschmerz auf und verbreitete sich dann als Kopf- und Gliederschmerz über den ganzen Körper. Zwei Tage lang glaubte ich, an der Schweinegrippe verrecken zu müssen. RENÉ HAMANN