Kaiser ohne Kleider

Betr.: „Der Ole-Wahlkampf beginnt“, taz nord vom 27.12.06

2001 konnte Sunnyboy Ole von Beust mit gnadenloser Hilfe des Rechtspopulisten Ronald Schill Hamburger Regierungschef werden, weil die WählerInnen von der SPD die Nase voll hatten und weder Rot noch Grün die den Menschen Sorge bereitende Kriminalitätsentwicklung wirklich ernst nahmen. 2004 wurde der tapfere BürgerInnenvater gewählt, der den riesig-ehrlosen Schmuddelsenator aus der Regierung warf. Warum aber sollte sich 2008 eine Mehrheit finden, die den blonden Ole mit der schwarzen Partei wählt? Weil er als wissender Übervater zum Besten seiner unwissenden Landeskinder Volksentscheide aushebelt? Weil die Millionenausgaben für Elbphilhamonie und Marinemuseum dazu führen werden, dass sich die soziale Not in Hamburg verringert? Wohl kaum. Die CDU hat keine Argumente, aber eine Strategie: Strahlemann, geh Du voran! Prompt verkündet der: „Das Wahlziel ist und bleibt die absolute Mehrheit.“ Na klar, wo die Stadt wächst, wird doch auch die Zahl der CDU-Stimmen wachsen. Und sicherheitshalber wird dann auch noch die „Lebenswerte Stadt“ propagiert – zumindest für sechs der sozial benachteiligten Stadtteile. Ob das genügt, sich quasi am eigenen Zopf vor dem drohenden Sumpf der Oppositionsarbeit zu retten? Denn tunlichst vergisst der Baron, Pardon: Freiherr, zu erwähnen, dass die 100 Millionen Euro – verteilt auf sechs Jahre! – nur ein Bruchteil dessen ist, was er seinem Wahlvolk genommen hat. Nur wer informiert ist und genau hinsieht, erkennt den Schleier der Illusion. Der Bürgermeister ist ein guter Magier – aber ein grottenschlechter Sachwalter sozial benachteiligter Menschen und Stadtteile. SPD und GAL haben nur eine Chance: Enttarnt seine Tricks, zerreißt die Illusion, öffnet den WählerInnen die Augen – wer den Kaiser ohne Kleider sieht, wird ihn nicht wieder wählen.

HOLGER GUNDLACH, HAMBURG