Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Geschichte spielt in der jüngeren Vergangenheit, genauer gesagt, kurz nach der Wende in einer Kellerwohnung in Berlin. Hier leben zwei Frauen, Herrin die eine, Bedienerin die andere. Dann gibt es noch einen Besucher mit dem sprechenden Namen Geisterböck, der den beiden täglich das Essen bringt. Geister scheinen auch die merkwürdigen Frauen zu sein, die seit Kriegsende nicht gealtert sind, wie man erfährt. Nun ist die Mauer gefallen, und sie fürchten sich sehr vor dem Einbruch der Geschichte und anderen Bedrohungen. Russen zum Beispiel. Das Theater Streundende Hunde um Pawel Schwejka und Nadine Dubois hat sich diese groteske Gespenster-Seance mit dem Titel „Die Fozen“ erdacht. Am Samstag ist Premiere im Ballhaus Ost. Stimmen aus der Vergangenheit, die auch den Zeitgenossen noch in den Ohren sausen – zum Beispiel die des ersten DDR-Kulturministers und Dichters Johannes R. Becher oder des Fin-de Siècle-Intellektuellen Harry Graf Kessler – beschwört auch der zweiteilige Abend „(K)ei(n)land – Studie zur Deutschen Seele“ der jungen Dramatikerin Tine Rahel Völcker – entstanden am Nationaltheater in Weimar – am Sonntag im Gorki-Studio. Im Ballhaus Naunynstraße steht in dieser Woche wieder der Renner des Hauses „Verrücktes Blut“ auf dem Programm, der Friedrich Schiller und aktuelle Migrationsdebatten zu einem mitreißenden Theaterthriller verschweißt. Der ungarische Musiktheatermacher David Marton hat in der Schaubühne auf der Basis von Monteverdis Barockoper „Die Heimkehr des Odysseus“ ein sehr besonders Stück Musiktheater mit Schauspielern inszeniert, das an dieser Stelle dem werten Publikum ebenfalls wärmstens empfohlen sein soll. Premiere war schon am vergangenen Wochenende. Doch ab Sonntag steht das Stück wieder auf dem Programm der Schaubühne.

■ „Die Fozen“: Ballhaus Ost, Sa+So

■ „(K)ei(n)land“: Gorki Studio, So 17 und 20 Uhr

■ „Verrücktes Blut“: Ballhaus Naunynstraße, Mi-So

■ „Die Heimkehr des Odysseus“: Schaubühne, ab So