Die Quadratur der Ringe

Berlin will sich um die Olympischen Spiele bewerben

VON BERT SCHULZ

Wie jetzt?! Da versichern Politiker nach der Schlappe beim Tempelhof-Volksentscheid vier Wochen lang, dass die Bürger künftig stärker an Entscheidungen beteiligt werden sollen. Und dann will der Senat trotzdem auf seiner Sitzung am heutigen Dienstag beschließen, dass Berlin nach 1936 erneut Olympiastadt werden will – ohne die Bürger vorher dazu zu befragen? Passt das zusammen?

Natürlich nicht. Und irgendwie doch. Denn die Politik muss rasch eine prinzipielle Entscheidung treffen, weil der Deutsche Olympische Sportbund dies bis Ende August verlangt. Davor noch mal grundsätzlich über ein Für und Wider von Olympischen Spielen mit den Berlinern zu reden, ist unmöglich – will man sich die Option für 2024 oder 2028 überhaupt offenhalten.

Nichts zu verlieren

Noch dazu: Sportsenator Frank Henkel und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit haben mit ihrem Einsatz für Olympia persönlich wenig zu verlieren. Sollte Berlin wirklich der deutsche Kandidat werden, ist ein Volksentscheid dagegen zwar so gut wie sicher. Aber ob die beiden noch im Amt sind, wenn dieser kommt, ist fraglich.

Es steht jedoch mehr auf dem Spiel als nur Personalien: Es geht um die Glaubwürdigkeit der Politik. Wie die Debatte mit den Berlinern über Olympia verläuft, ob sie echte Möglichkeiten haben zu intervenieren, ob das Parlament Einwände akzeptiert – all das wird Rückschlüsse darauf zulassen, ob die jüngsten Ankündigungen für mehr Beteiligung Substanz haben. Ein Mega-Thema wie Olympia ist genau das richtige, um herauszufinden, wie ein solches Wechselspiel zwischen Politik und Bürgern funktionieren kann.