Einfühlsam und liebevoll

■ betr.: „Der Griff ins Klo als pädagogische Maßnahme“, taz vom 18. 1. 11

Wir anderen Eltern der Kinder, die mit M. B. in derselben Gruppe waren, schätzen uns glücklich, dass unsere Kinder den von Herrn Barenboim ins Leben gerufenen Musikkindergarten besuchen dürfen, und nehmen dafür täglich teilweise sehr lange Anfahrtszeiten in Kauf. Wir sind davon überzeugt, dass es sich bei diesem Kindergarten um einen der besten Kindergärten in ganz Deutschland handelt. Die Leitung (Frau Wüstenberg) und die Erzieherinnen des Kindergartens zeichnen sich durch ganz überdurchschnittliches Engagement aus und sind pädagogisch hoch qualifiziert und hoch motiviert. Das trifft in besonderem Maße auch auf die von Ihnen geschilderte Erzieherin zu, und sie zeichnet sich auch menschlich durch besondere Qualitäten aus. Sie ist immer geduldig und nie grob mit den Kindern, sie ist besonders einfühlsam und liebevoll.

Keineswegs ist in diesem Kindergarten der Griff ins Klo als pädagogische Maßnahme an der Tagesordnung, wie Ihr Titel suggeriert. Die Kinder genießen sehr viel Freiheit in diesem Kindergarten. Gleichzeitig werden sie in jeder Weise gefördert und sind durch das Engagement der Erzieherinnen, den guten Personalschlüssel, die Personalqualität, die Musikerbesuche u. v. a. mehr privilegiert im Vergleich zu anderen Kindergartenkindern, davon sind wir überzeugt. Und dafür sind wir Herrn Barenboim, Frau Wüstenberg und allen Erzieherinnen in diesem Kindergarten, insbesondere auch und gerade der von Ihnen beschriebenen, sehr dankbar. Eltern der Gruppe 1 des Musikkindergartens: E. WALTERS, MARIA NOWAK-WALBRODT, MIRANDA ROBBINS, CORINNA HOFFMANN, CHRISTINE VOLLGRAF, A. BANNIZA, ANNA JANOSITZ, SUSANNE DISCHER, KAVITA-JANICE CHOHAN

Eine kleine Minderheit

■ betr.: „Frau Sarrazin ist kein Einzelfall“, taz 18. 1. 11

Natürlich sind die LehrerInnen wieder die Sündenböcke der Nation –machtbesessene EinzelkämpferInnen, die ihre SchülerInnen durch Beleidigungen verunglimpfen und fürs Leben schädigen. Mit einem Gedankenstrich wird immerhin erwähnt, dass es sich zum Glück nur um eine kleine Minderheit handele, aber der ganze Artikel – und noch schlimmer der Kita-Artikel darunter – handelt davon, wie schrecklich und grausam professionell Erziehende zu den armen, hilflosen Geschöpfen sind.

Ich kenne keine LehrerIn (und derer sind es nicht wenige), die ihre SchülerInnen beschimpft – im Gegenteil: Viele meiner FreundInnen und KollegInnen liegen nächtelang wach, um sich Gedanken zu machen, wie sie ihre Schützlinge noch fördern, stärken, unterstützen und selbstbewusster machen könnten, weil so etwas im Elternhaus nicht passiert (und Kinder dort beschimpft, verunglimpft und klein gemacht werden). Auch kenne ich zahlreiche Fälle, in denen LehrerInnen massiv verunglimpft, beschimpft und bedroht wurden. Es werden immer wieder durch sich zusammenschließende Eltern Versuche unternommen, LehrerInnen „zu entmachten“ und im Klassenraum als Eltern zu bestimmen, was gemacht wird und vor allem wie. Für viele Unterrichtende sind das Gründe für ein Burn-out. Von einer anspruchsvollen Tageszeitung wie der taz erwarte ich eine differenziertere Berichterstattung. BEATE FROESE, Berlin

„Gläsernes“ Klassenzimmer

■ betr.: „Frau Sarrazin ist kein Einzelfall“, taz 18. 1. 11

Die Debatte über Sanktionen bei Fehlverhalten von SchülerInnen begleitet mich seit meinem Lehrerstudium. Der neue Behaviorismus kam in den 70er Jahren aus Amerika. Es wurde nun nach den richtigen Verstärkern gefragt, um ein Verhalten auszulöschen oder zu festigen. Zurückgedrängt wurde die Psychoanalyse nach Freud, also die Individualpsychologie – zu Recht, weil dieser Ansatz einen Einblick in die konkrete Familienstruktur notwendig machte, der heute erst recht als Eingriff in die Privatsphäre unerwünscht ist. Ich habe nie in fast 40 Jahren SchülerInnen beleidigt, habe aber mit Konsequenz für mich dieselbe Achtung eingefordert. Im Sinne von Transparenz würde ich mir ein „gläsernes“ Klassenzimmer wünschen. Dazu gehört, dass jederzeit – auch unangemeldet – Eltern in meinen Unterricht kommen könnten und dass in den Klassen, in denen ich unterrichte, eine Videokamera angebracht werden kann.

DETLEF WULFF, Berlin