Strom wird jetzt schon wieder teurer

Von den 882 Stromversorgern auf dem deutschen Markt haben 630 eine Preiserhöhung beantragt

BERLIN taz ■ Im Freistaat Sachsen gibt es 39 Energieunternehmen. 38 von ihnen erhöhen zum 1. Januar ihre Strompreise. Durchschnittlich wird Strom in Sachsen um 8,7 Prozent teurer. Das ist bundesweit keine Ausnahme.

Der Energieverbraucher-Informationsdienst Verivox hat ermittelt, dass von den 882 Stromversorgern auf dem deutschen Markt 630 Anträge auf Preiserhöhungen bei den zuständigen Wirtschafts- oder Umweltministerien der Länder gestellt wurden. Hatte die Bundesnetzagentur nicht gerade die Unternehmen verpflichtet, ihre Preise zu senken?

„Die Bundesnetzagentur ist für die sogenannten Netzentgelte zuständig“, erläutert deren Sprecherin Renate Hichert. Netzentgelt ist das, was die großen vier – EnBW, Vattenfall, RWE und Eon – von Wettbewerbern dafür kassieren, dass der Strom etwa aus Stadtwerken in die Steckdosen transportiert wird. Die Bundesnetzagentur hatte tatsächlich die Entgelte für die Stromdurchleitung um durchschnittlich 15 Prozent gesenkt. „Allerdings ist das Netzentgelt ja nur ein Teil des Strompreises, wenn auch ein großer“, so Hichert. Als Faustregel gelten 40 Prozent. Und natürlich kann die Senkung durch andere Effekte aufgefressen werden.

Glück hat, wer in Schleswig-Holstein, Berlin oder Hamburg wohnt. Dort liegen derzeit keine Anträge auf Strompreiserhöhungen vor. Dabei treiben drei Prozent mehr Mehrwertsteuer überall den Strompreis hoch. Mecklenburg-Vorpommern wird „nur“ die Mehrwertsteuererhöhung weitergegeben. Durchschnittlich fünf Prozent wird Strom in Rheinland-Pfalz teurer: Das Wirtschaftsministerium in Mainz will den Stromversorgern im Schnitt Erhöhungen von 0,9 Cent pro Kilowattstunde genehmigen. Eine Erhöhung haben dort 64 der 65 Energieversorger beantragt. Besonders hart trifft es Niedersachsen: 56 der 68 Versorger beantragten im Schnitt 11,2 Prozent Zuschlag. Bewilligt wurde das aber noch nicht.

Woher kommen die Unterschiede? „Die Beschaffungskosten der Anbieter können sehr unterschiedlich sein“, sagt Bundesnetzagentur-Sprecherin Hichert. Sie betont allerdings, dass für deren Prüfung die zuständigen Landesbehörden zuständig sind. „Jeden einzelnen Posten nach Bundestarifordnung Elektrizität“ will Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) geprüft haben. Er hatte die beantragten Preise gekürzt, dann aber genehmigt.

In Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hessen, Bremen und Brandenburg sowie in Teilen Bayerns steht das Ergebnis noch aus. Die Behörden prüfen dort noch die Anträge. Nur in Baden-Württemberg geht es den Energieversorgern besser: Dort haben sie keine Genehmigungs-, sondern nur Anzeigepflicht.

NICK REIMER

www.verivox.de