US-Bürger dürfen Klon-Fleisch essen

Lebensmittelbehörde FDA sieht keinen Unterschied zu konventionellen Fleischprodukten. Verbraucherorganisationen kündigen ihren Widerstand an. In Deutschland gilt eine Vermarktung von geklonten Schweinen und Rindern als unwahrscheinlich

VON WOLFGANG LÖHR

Die USA könnten nächstes Jahr weltweit das erste Land sein, in dem Milch und Fleisch von geklonten Nutztieren offiziell in den Handel gebracht werden dürfen. Nach Einschätzung der US-Lebensmittelbehörde FDA gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen Klon-Food und konventionellen Produkten. Deshalb dürften diese Produkte auch in den Handel gebracht werden. Die am Donnerstag veröffentlichte Entscheidung ist noch nicht endgültig: Bis April können Interessierte bei der FDA noch Stellungnahmen einreichen.

Mehrere US-Biotech-Unternehmen warten schon seit längerem auf die FDA-Entscheidung. Zwar gibt es in den USA kein Gesetz, dass den Verkauf von Klon-Food verbietet. Die Biotech-Industrie hatte vor einigen Jahren jedoch einer freiwilligen Vereinbarung zugestimmt, geklonte Nutztiere erst dann in den Handel zu bringen, wenn die FDA grünes Licht gibt. Abgegeben wurde das Versprechen, nachdem vor einigen Jahren bekannt wurde, dass eine größere Anzahl von genmanipulierten Versuchsschweinen in einem Schlachtbetrieb gelandet waren.

Während die Biotech-Industrie die Ankündigung der FDA begrüßte, kündigte die US-Verbraucherorganisation Consumer Federation of America Widerstand an. Sie will eine landesweite Gegenkampagne starten. Eins von den Biotech-Unternehmen, die schon länger auf die Freigabe von Klon-Food warten, ist die texanische Firma ViaGen. Das Unternehmen will geklonte Kühe und Schweine vermarkten. Die Steaks und der Schinken sollen saftiger und schmackhafter sein als die Produkte, die derzeit im Supermarkt zu kaufen sind. Die geklonten Kühe sollen mehr Milch produzieren können. Sie sind mit der gleichen Methode geschaffen worden, wie das schottische Klonschaf Dolly: Eine Körperzelle von einem mit den gewünschten Eigenschaften ausgestatteten Tier wurde in eine zuvor entkernte Eizelle übertragen. Das sich daraus entwickelnde Tier hat die gleichen Erbinformationen wie das Ausgangstier.

Andere Unternehmen kombinieren die Dolly-Methode mit einer Genmanipulation. Das Tier ist dann nicht nur geklont, sondern hat auch neue, artfremde Gene. Ein Beispiel ist das Omega-3-Schwein, dass an der Universität von Pittsburgh entwickelt wurde. Es enthält einen besonders hohen Anteil von Omega-3-Fettsäuren, die als gesundheitsfördernd gelten. Letzteres aber klappt bei Klonen nur selten. Für das Omega-Schwein wurden insgesamt 1.633 Schweineembryonen geklont. Von den zehn geborenen Ferkeln hatten nur sechs das gewünschte Gen. Zwei wurde wegen eines Herzfehlers getötet.

Das uneffektive Verfahren war für den Besamungsverein Neustadt an der Aisch in Bayern der Grund dafür, Anfang der Neunzigerjahre seine Klonversuche abzubrechen. In Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover hatte man dort schon 1992 das erste in Deutschland geklonte Kalb gebären lassen. Anstatt Körperzellen wie bei der Dolly-Methode wurden damals embryonale Zellen genutzt. „Damals dachte man noch, man könnte bis zu 30.000 Nachkommen von einem Tier herstellen“, erklärte der Direktor des Neustädter Besamungsverein, Claus Leiding. „Diese Prophezeiung hat sich trotz Weiterentwicklung nicht erfüllt.“ Seiner Kenntnis nach gibt es derzeit in Deutschland niemanden, der in die Vermarktung von geklonten Nutztieren einsteigen will.