Vom Chef zum Aufseher

Noch ist er der Chef der fünftgrößten Containerreederei der Welt: Michael Behrendt, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Containerreederei Hapag Lloyd wird heute im Firmensitz an der Binnenalster verabschiedet. Erwartet wird alles, was Rang und Namen hat in Politik, Kultur und Wirtschaft.

Denn Behrendt ist Hüter einer großen Tradition: Das Unternehmen blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurück. Zu seinen Vorgängern gehören Albert Ballin, der einmal die größte Handelsflotte der Welt dirigierte, und Wilhelm Cuno, der es 1922 zum Reichskanzler brachte.

Die Reederei mit ihren 7.000 Mitarbeitern und 150 Schiffen wurde vom SPD-Senat als so bedeutend für die Stadt eingeschätzt, dass er sich 2009 für 725 Millionen Euro einkaufte – als Teil eines Konsortiums aus örtlichen Geldgebern. Ziel war es, zu verhindern, dass die Reederei NOL aus Singapur die Mehrheit an dem Unternehmen erwarb.

„Dann wäre in Hamburg eine Regionalzentrale mit 100 Leuten übrig geblieben“, sagt Behrendt. Das hätte für ihn das Ende von Hapag Lloyd bedeutet. „Ich habe mir damals immer gesagt, dass ich nicht derjenige sein will, der bei Hapag Lloyd das Licht ausmacht.“

Der 63-Jährige stammt aus dem Transportgewerbe. Seine Eltern hatten eine Spedition in Hamburg-Wandsbek. Der Junge studierte Jura und rutschte über die Tanklager- und Transportgesellschaft VTG in den Tui-Konzern, dem Haupteigentümer von Hapag Lloyd, und stieg rasch auf.

Auch für die Zukunft des Unternehmens hat Behrendt vorgesorgt. Nachdem eine Fusion mit der Reederei Hamburg Süd gescheitert war, hat er eine andere arrangiert: mit der chilenischen Reederei CSAV. Im Herbst soll sie abgeschlossen sein und Behrendt, der eigentlich nach einer Anstandsfrist von einem Jahr den Aufsichtsratsvorsitz des Fusionsprodukts übernehmen sollte, tritt wohl schon im September oder Oktober den neuen Job an. Dann ist Hapag Lloyd die viertgrößte Containerreederei der Welt.  KNÖ