…WAS MACHT EIGENTLICH ... der Böllerberliner?
: Zu Hochform auflaufen

Blaaammm! Das neue Jahr beginnt mit Mordgelüsten. Der junge Mitbürger, der einem gerade einen Böller zwischen die Beine geschmissen hat, dreht sich nicht mal um. Man möchte ihm ein Dutzend Polenkracher XXL in die Tasche seiner ausgeleierten Baggypants stopfen, so dicht, dass nur noch ein brennendes Streichholz reinpasst. Ein paar Heuler in den Kragen stecken. Oder ihm mit Hilfe einiger mit Klebeband klug fixierter Raketensortimente zum Abflug verhelfen.

Die Böllermafia zeigt ihre schwarzpulververschmierte Fratze. Die hirnlose Knallerei beschränkt sich beileibe nicht nur auf Silvester, sie ist längst zum verbindenden Element einer soziologischen Klasse geworden: des Böllerberliners. Er lebt nach der Ägide: Ich böllere, also bin ich. Tiefere Gedanken haben ihm platzende Batterien aus dem Kopf geblasen. Sie richtet der Böllerberliner mit militärischer Präzision aus, gerne gegen seinesgleichen – wenn er nicht vor Dumpfheit das Feuerzeug wegschmeißt und zwei Finger einbüßt.

Warum lässt sich eine Stadt vom Böllerberliner in Geiselhaft nehmen? Männer hüpfen wie Häschen über Bürgersteige, weil immer mit Beschuss vom Balkon zu rechnen ist. Mütter versuchen, ihre Kinderwagen zu schützen. Schulkinder sind in U-Bahnhöfen trommelfellzerfetzenden Schlägen ausgesetzt. Wir fordern das Böllerverbot. Schnell. Oder, wenn das zu wirtschaftsfeindlich ist, eine neue Nachnutzungsstrategie für Tempelhof. Da ist genug Platz für alle Böllerberliner, abbrennen kann auch nichts. Und: Der Zaun ist schon da. US FOTO: AP