betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Momentan spielt sich das größte Theater wohl in brasilianischen Fußballstadien ab. Oder dort, wo die WM-Spiele hierzulande übertragen werden. Und das ist unter anderem auch im Weddinger Prime Time Theater der Fall, wo man als besonderen Clou ein Public Viewing der 18-Uhr-Spiele anbietet. Am 26. Juni zum Beispiel ist das Spiel Deutschland – USA an der Reihe: Jürgen Klinsmann, der deutsche WM-Nationaltrainer von 2006, der nun die US-amerikanische Nationalmannschaft trainiert, gegen Jogi Löw und die seinen, die ja in gewissem Sinne auch die unsrigen sind. Mach dem Abpfiff gibt’s im Prime Time Theater Folge 92 der Theatersoap „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“: Der Abschlussball. Darin geht es dann um eine andere Art Ball, den Sommerball der Highschool Wedding nämlich. Motto „Dirty Dancing“, was sonst (Prime Time Theater: WM-Spiel Deutschland – USA, „Der Abschlussball“, 26. 6., ab 17.45 Uhr).

Auch das Ballhaus Naunynstraße bietet Public Viewing an. Am 26. Juni kann man nach dem Spiel Deutschland – USA die 22. Ausgabe der Kiez-Monatsschau der Akademie der Autodidakten verfolgen: „Die Zukunft kommt bestimmt“. Die Akademie ist eine Art Selbstermächtigungsprogramm für postmigrantische Jugendliche, die unter der Supervision des Filmemachers Mehmet Can Koçak über die Gestaltung des Lebens, der Gesellschaft, also der Zukunft nachdenken. Die Ergebnisse präsentiert dann jeweils die Kiez-Monatsschau (Ballhaus Naunynstraße: WM-Spiel Deutschland-USA, „Kiez-Monatsschau XXII“, 26. 6., 18 Uhr).

„Foreign Affairs“ heißt das internationale und interdisziplinäre Theaterfestival der Berliner Festspiele, dessen neue Ausgabe am 26. Juni startet. Und zwar unter anderem mit Pascal Ramberts eisigem Eheendspiel „Ende einer Liebe“. Im Rosenkrieg treten die Schauspieler Jens Harzer und Marina Galic gegeneinander an. Das gefeierte belgische Theaterkollektiv FC Bergmann zeigt außerdem eine zeitgenössische Reinecke-Fucks-Variation: „Van den vos“ (Haus der Berliner Festspiele: „Ende einer Liebe“, 26. 6., 18 Uhr, 28. 6., 20 Uhr, „Van den vos“, 26. 6., 21 Uhr, 27. 6., 20 Uhr). Am 28. Juni laden der 1971 geborene französische Tänzer und Choreograf Boris Charmatz und das Museé de la Danse nach Treptow zum Sowjetischen Ehrenmal – und zwar zur Uraufführung von „20 Dancers fort the XX. Century“. Charmatz will hier unter dem überlebensgroßen steinernen Monument des heldenhaften Rote-Armee-Soldaten die Flüchtigkeit der Geschichte mit der Flüchtigkeit des Tanzes konfrontieren und dabei auch einen Parcours durch die Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts gestalten.