sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird vor der Heinrich-Böll-Stiftung (Schumannstraße 8, 16.30 Uhr) für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert, was recht pikant ist, denn die Heinrich-Böll-Stiftung ist ja eine sogenannte parteinahe Stiftung der Bündnisgünen. Dort wurde aber, wie jetzt Gerichte festgestellt haben, auf Leiharbeit gesetzt, und das auch dort, wo eine Festanstellung vorgegeben wäre. Man weiß ja, dass jene, die Liebe predigen, oft mit Hass arbeiten lassen, dennoch wäre es zweifelsohne besser, alle Arbeitsverträge im Haus zu überprüfen und nicht auf Lohndumping zu setzen. Der Glaubwürdigkeit täte es gut.

Am Dienstag wird am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus (10 Uhr) der Refugee Schul- und Unistreik begangen, laut Veranstalter_innen wird dort „gemeinsam mit tausenden Schüler_innen und Studierenden mit einer fetten Demo (vom Alexanderplatz zum Oranienplatz) für die Rechte von Geflüchteten“ gekämpft, zudem gibt es Infos en masse, auf dem Oranienplatz schließlich soll dann politisch gechillt und diskutiert werden! Diese Form des Freiluftunterrichts ist jedenfalls allemal besser als als Ethikunterricht getarnte Kirchenkunde!

Am gleichen Tag wird abends in der Erreichbar (Reichenberger Straße 63a, 18 Uhr) ein wirklich sehr heißes Eisen angefasst, es geht dort um die Critical-Whiteness-Forschung und um den sich daran bildenden politaktivistischen Arm, der zurzeit nahezu jede linke Veranstaltung unter die Lupe nimmt. Viele der Critical-Whiteness-Aktivist_innen agieren tatsächlich so, wie der Veranstaltungstitel suggeriert – der „Kritisch Weißsein = Weisheit?“ lautet –, und glauben sich tatsächlich auf „der richtigen Seite“, wenn sie sich theoretisch wie praktisch mit dem von ihr formulierten und kritisierten Konstrukt der Whiteness auseinander setzen. Tatsächlich ist in der Weißseinsforschung viel Gutes, nur wird dies überdeckt von immer neuen Invektiven aus der Gruppe, die etwa historische Auseinandersetzungen verunmöglichen, da die Weißseinsbekämpfenden auch Texte und Bilder umgestellt wissen wollen, die zu einem Zeitpunkt entstanden sind, als es die Idee des Weißseins noch gar nicht gab. Es geht aber in der Politik doch gar nicht vornehmlich darum, ein besserer Mensch zu sein, sondern vielmehr darum, die Menschheit und ihre Lage zu verbessern.

Am Mittwoch wird in der Zielona Gora (Grünberger Str. 73, 20 Uhr) über die Gefangenen-Gewerkschaft in Tegel informiert und Solidarität für diese eingeklagt. Zudem gibt es einen kurzen Überblick über die Ausbeutungsverhältnisse durch Lohnarbeit im Knast – denn erst diese Verhältnisse machen eine Gewerkschaft vonnöten.