Betr.: kinotaz nord

A

Am Anfang war das Licht Österreich 2010, R: P.A. Straubinger

„P.A. Straubinger hat Menschen getroffen, die seit Jahren ohne Essen und Trinken überleben und sich nur von Licht ernähren, lässt aber auch Schulmediziner, Biologen und Physiker zu Wort kommen. Die ebenso spannende wie facettenreiche Reportage betrachtet das jahrtausendealte Phänomen der Lichtnahrung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und liefert dabei verblüffende Einsichten und Erklärungen.“ (Cinema) HB, HH

Another Year Großbritannien 2010, R: Mike Leigh, D: Jim Broadbent Ruth Sheen

„Ein Jahr im Leben eines in die Jahre gekommenen, gut situierten britischen Paars aus der Mittelschicht, dessen gastfreundliches Haus Anlaufstätte für diverse weniger zufriedene Freunde ist, woraus sich teils komische, teils tragische Verflechtungen ergeben. Mike Leighs gemeinsam mit den Schauspielern mittels Improvisation ausgearbeitete Alltagsstudie befasst sich mit den Bedingungen von Zufriedenheit und Lebensglück bzw. dessen Scheitern und fasziniert durch ihren ungeschönten, gleichwohl nie entblößenden, sondern stets Anteil nehmenden Blick auf ihre lebensvollen Figuren.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Der Auftragslover Frankreich 2010, R: Pascal Chaumeil, D: Romain Duris, Vanessa Paradis

„Paare auseinanderbringen, wenn Freunde oder Angehörige vom katastrophalen Ausgang einer Beziehung überzeugt sind, das ist der Job von Alex . Als er auf Juliette stößt, gerät er handwerklich an die Grenze seiner Kunst und emotional in tiefste Verwirrung. Restlos vorhersehbare und zutiefst uncharmante Komödie mit professionell agierenden Schauspielern.“ (tip) H, HB, HH

B

Black Swan USA 2010, R: Darren Aronofsky, D: Natalie Portman, Mila Kunis

„Psychohorrorfilm um eine perfektionistische Ballerina, die die Rolle des verführerischen schwarzen Schwans in Tschaikowskis Ballett „Schwanensee“ bekommt und an der Aufgabe zugrunde geht, ein “dunkles“ Ich zu ergründen, das sie eigentlich gar nicht besitzt. Handwerklich perfekt, aber ironiefrei und ohne jede Brechung zieht Regisseur Aronofsky seine gedanklich eher schlichte Geschichte aus der Welt der Psychosen bis zum blutigen Finale durch.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Brothers USA 2009, R: Jim Sheridan, D: Jake Gyllenhaal, Natalie Portman

„Remake des dänischen Films „Brothers - Zwischen Brüdern“ (2004): Ein US-amerikanischer Captain gerät bei einem Einsatz in Afghanistan in die Gefangenschaft der Mudschaheddin, während daheim seine Familie glaubt, er sei tot. Nach seiner Rückkehr ist nichts mehr wie zuvor. Der von hervorragenden Schauspielern getragene, ohne jede Sentimentalisierung auskommende Film reflektiert den tiefgreifenden Einfluss von Krieg und individueller Schuld.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Bruce Lee - Die Todeskralle schlägt wieder zu Hongkong 1973, R: Bruce Lee, D: Bruce Lee, Miao Ker-Xie

„Eine hübsche Chinesin hat in Rom ein Restaurant geerbt. Alsbald steht jedoch eine Bande chinesischer Schutzgelderpresser vor der Tür. Die eigene Schutztruppe erweist sich als machtlos. Ein erfahrener Kung-Fu-Kämpfer aus Hongkong räumt mit der Triaden-Bande auf, die dann jedoch einen weißen Karate-Champion engagiert. Im Colosseum kommt es zum Showdown. Artistisch arrangierte Kämpfe unter Beteiligung diverser Martial Arts-Künstler aus verschiedenen Ländern.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Burlesque USA 2010, R: Steven Antin, D: Cher, Christina Aguilera

„Christina Aguilera spielt ein einfaches Landmädchen, das in Hollywood zum Star aufsteigt. Als Kulisse dient ihr ein plüschiges Revuetheater, mit Cher in der Rolle der Chefin. Der Wert der arg schlichten Story liegt allenfalls in den opulenten Shownummern voller hübscher Retro-Kostüme und attraktiver Choreografien.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS , SN

C

Carlos - Der Schakal (Extended Version) Frankreich 2010, R: Olivier Assayas, D: Edgar Ramirez, Anna Thalbach

“Das opulenten Epos über den Terroristen Ramirez Sanchez, genannt Carlos ist eine mitreißende Tour de force durch mehr als zwei Jahrzehnte europäischer Geschichte, nicht eine Sekunde der Laufzeit von fünf Stunden und 33 Minuten zu lang. Selten wurde im Film so packend von Logistik erzählt, von den Planungen der Anschläge, der Überfälle und der Fluchten. Vielleicht gab es noch nie einen Spielfilm mit so vielen Flughafen-Szenen. Der Film von Assayas ist schnell, manchmal hyperventiliert er wie sein Held, verliert aber nie seinen epischen Atem. Wenn es darauf ankommt, nimmt er sich Zeit: Die Geiselnahme der Öl-Minister der OPEC 1975 in Wien allein nimmt etwa ein Viertel des Films ein.“ (Der Spiegel) H

Chihiros Reise ins Zauberland Japan 2002, R: Hayao Miyazaki

“Nach dem Goldenen Bären von Berlin im letzten Jahr ist das jüngste Werk des Schöpfers von ,Prinzessin Mononoke‘ nun auch noch mit dem Oscar für den besten Animationsfilm ausgezeichnet worden. Mit seiner Zeichenkunst, die Elemente aus der japanischen Kultur mit Zitaten aus westlichen Märchengeschichten verbindet, ist Hayao Miyazaki erneut ein Werk gelungen, das auf zauberhafte Weise und mit überwältigender Phantasie die Abenteuer der kleinen Chihiro in einem Zauberland zeigt, dessen fressende, kotzende und dann wieder ganz manierliche Spukbewohner sie sich mit einer hinreißenden Mischung aus Ängstlichkeit und Mut gefügig macht.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte Großbritannien/USA 2010, R: Michael Apted, D:Ben Barnes, Skandar Keynes

„Während Teil 1 von der märchenhaften Landschaft Narnias mit seinen fantastischen Kreaturen und endlosen Weiten lebte und „Prinz Kaspian“ eher auf düsteres Schlachtengetümmel setzte, versucht Michael Apted in der Adaption von Lewis‘ fünftem Buch (“Morgenröte“ wurde als drittes Buch geschrieben, in der Erzählfolge aber an Platz fünf eingeordnet), beides zu verbinden. Mit durchwachsenem Erfolg. Zwar besticht „Die Reise auf der Morgenröte“ durch opulente Bilder und fulminante Actionsequenzen - doch die Geschichte dazwischen scheint nur als roter Faden zum nächsten Schlagabtausch zu dienen. Zwar sind die Animationen die bislang besten im Narnia-Kinouniversum, das uninspiriert heruntergespulte Effektegewitter aber torpediert das Märchenhafte der Story und erschwert Kindern das Eintauchen in die Zauberwelt.“ (Cinema) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

D

Devil USA 2010, R: John Erick Dowdle, D: Joshua Peace, Chris Messina

„Fünf Menschen, eingeschlossen in einem stekkengebliebenen Fahrstuhl. Jeder von ihnen hütet ein dunkles Geheimnis - und einer von ihnen ist der Fürst der Dunkelheit höchstselbst.Glücklicherweise haben die Macher erkannt, dass sie mit ihrem Albtraumszenario dem Zuschauer genug abfordern, und nicht noch Blut eingesetzt. Hier schockieren keine abgerissenen Gliedmaßen, hier entsteht das Grauen allein in der Fantasie des Betrachters.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Dickste Freunde USA 2010, R: Ron Howard, D: Vince Vaughn, Kevin James

„Kurz vor Abschluß eines wichtigen Liefervertrags entdeckt Ronnie, dass die Gattin seines besten Freundes und Firmenpartners fremd geht. Um den Vertrag nicht zu gefährden, informiert Ronnie den Betrogenen nicht gleich und dreht von Gewissenbissen gequält beinahe durch in diesem geschwätzigen Beziehungsdrama mit banal dahindümpelnder Handlung ohne Esprit.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Drei Deutschland 2010, R: Tom Tykwer, D: Sebastian Schipper, Sophie Rois, Devid Striesow

„Tykwer ist schon immer ein Mann der Versuchsanordnungen gewesen, in denen er auch erzählerisch durchdekliniert, wie dem Leben mit dem Kino beizukommen wäre. Im Falle von „Drei“ heißt das, dass er das alltägliche Glück zu zweit quasi filmisch auf die Probe stellt, als wollte er sehen, wie weit sich jene Illusion dehnen lässt, die das Erzählen zusammenhält. So gibt es schwarzweiße Traum- und farbige Tanzeinlagen, das Sterben der Mutter als Scherenschnitt und ihre Erscheinung als Engelsgestalt, es gibt Split Screen und Fotoromansequenzen, und man hat den Eindruck, die Erzählung suche noch nach einer Form, in der sie sich wohlfühlt. Diese Uneinheitlichkeit hat System, bei Tykwer allemal, weil das Kino bei ihm schon oft ein Labor war, in dem er dieses seltsame Ding namens Liebe untersuchte.“ (Frankfurter Allgemeine) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS

E

Ein Mann von Welt Norwegen 2010, R: Hans Petter Moland, D: Stellan Skarsgard, Bjørn Floberg

„Er saß zwölf Jahre im Knast, weil er den Geliebten seiner Frau umgebracht hat. Jetzt öffnen sich für den wortkargen Streuner Ulrik die Gefängnistore, und er muss sich im Leben wieder zurechtfinden. Ob es da so eine gute Idee ist, gleich als erstes seinen alten Gangsterboss aufzusuchen? Der vermittelt Ulrik eine Bleibe bei seiner hässlichen, sexhungrigen Schwester und drängt ihn zur Rache an dem Mann, dem er seine Haftstrafe zu verdanken hatte. Die Ganovengroteske „Ein Mann von Welt“ atmet den spröden Geist der Filme der finnischen Kaurismäki-Brüder, ist angenehm versaut und mit den skurrilsten Galgenvögeln besetzt.“ (Cinema) H, KI

El paraiso de Hafner - Hafners Paradies Österreich/Spanien 2008, R: Günter Schaiger / Originalfassung mit Untertiteln

Paul Maria Hafner war Schweinezüchter, Erfinder und Playboy. Vor allem aber war er ehemaliger Waffen-SS-Offizier und Holocaust-Leugner. Von Franco mit offenen Armen empfangen, lebte er bis zu seinem Tod 2010 in Spanien, umgeben von seinen Nazifreunden. Hier genoss er sein Leben und träumte von einem Vierten Reich. Hafner, der in Dachau und in der Junkerschule Bad Tölz Ausbilder für den »Führernachwuchs « war, bekannte sich ganz offen zum Nationalsozialismus.“ (Kino 46) HB

Das Ende ist mein Anfang Deutschland 2009, R: Jo Baier, D: Bruno Ganz, Elio Germano

„Tiziano Terzani liegt im Sterben. In langen Gesprächen mit seinem Sohn nimmt der Südostasien-Korrespondent Abschied vom Leben. Nach dem Tod seines Vaters hat Folco Terzani diese letzte Begegnung zu einem bewegenden Bestseller verarbeitet. Dass Jo Baiers Verfilmung auf Rückblenden verzichtet und sich ganz auf das Charisma von Hauptdarsteller Bruno Ganz verlässt, ist ebenso gewagt wie konsequent - hätte der eitle Terzani tatsächlich etwas zu sagen. Doch so flüchtet sich der Film immer wieder in idyllische Naturaufnahmen und sentimentale Stimmungen.“ (Cinema) H, HH

Der ewige Gärtner USA/Großbritannien 2005, R: Fernando Meirelles, D: Ralph Fiennes, Rachel Weisz

„Ralph Fiennes spielt den britischen Diplomaten Justin Quayle, der in Kenia den mysteriösen Tod seiner Frau Tessa (Rachel Weisz) aufzuklären versucht und dabei herausfindet, dass Pharmakonzerne an der afrikanischen Bevölkerung gefährliche Medikamente ausprobieren. Dem brasilianischen Regisseur Fernando Meirelles (,City of God‘) ist nach John Le Carrés gleichnamiger Romanvorlage ein bewegender, mitreißender Polit-Thriller gelungen.“ (Der Spiegel) HB Eyyvah Eyvah 2 Türkei 2010, R: Hakan Algül , D: Demet Akbag, Ata Demirer

„Sequel der äußerst erfolgreichen Komödie „Eyyvah Eyvah“. In Teil 2 will Hüseyin seine geliebte Krankenschwester Müjgan aus Geyikli wiedersehen und ihr Herz erobern. Mit seiner besten Freundin, der Schwester Firuzan, seinem Vater Ali Riza Seker und dem Schneider Remzi macht sich Hüseyin auf den Weg nach Geyikli.“ (kino-zeit) BHV, H, HB, KI, OS

F

Fair Game USA 2010, R: Doug Liman, D: Naomi Watts, Sean Penn

“Fair Game“ beruht auf dem realen Fall der früheren CIA-Agentin Valerie Plame, die von der Bush-Administration durch gezielte Indiskretionen diffamiert wurde, nachdem ihr Mann Joe Wilson, ein früherer Botschafter, behauptet hatte, im Irak gebe es höchstwahrscheinlich keine Massenvernichtungswaffen. “Fair Game“ ist ein packender Thriller über zwei Geheimnisträger, die plötzlich mitten ins Licht der Weltöffentlichkeit gerissen werden.“ (Der Spiegel) BHV, H

Fasten auf Italienisch Frankreich 2010, R: Olivier Baroux, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Dino Fabrizzi hat alles, was man sich wünschen kann: einen super Job, einen schnellen Flitzer und eine tolle Frau. Ein Problem gibt es dennoch für den in Nizza lebenden Italiener: Er ist gar keiner. Dino heißt eigentlich Mourad Ben Saoud. Das weiß aber weder sein Chef noch seine Freundin. Seine arabische Familie glaubt wiederum, dass er in Italien an seiner Karriere feilt. Mourads Lüge droht aufzufliegen, als sein Vater von ihm verlangt, den Ramadan zu begehen. Doch mehrmals täglich das Fasten und die Gebete vor seinen ahnungslosen Mitmenschen zu verbergen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Auf ebenso eindringliche wie amüsante Weise zeigt „Fasten auf Italienisch“, wie weit Menschen gehen, um akzeptiert zu werden.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL, OS

Forgetting Dad Deutschland 2008, R: Rick Minnich, Matt Sweetwood

„Im Mai 1990 verlor der Vater des Filmemachers Rick Minnich nach einem Autounfall sein Gedächtnis. Knapp 20 Jahre später begibt sich der Sohn auf eine filmische Spurensuche, bei der er gemeinsam mit den Familienangehörigen auch über die möglichen Motive der Amnesie spekuliert. Ein spannender, sehr persönlicher Dokumentarfilm, der sich in der Verbindung von Trauerarbeit, kriminalistischer Recherche und medizinischen Befunden zum facettenreichen, emotional und intellektuell aufwühlenden Diskurs über die Hintergründe eines Gedächtnisverlusts verdichtet.“ (filmdienst) HB

Der Freischütz Schweiz 2010, R: Jens Neubert, D: Juliane Banse, Michael König

„Rein filmisch erinnert die Produktion an einen der üblichen Kostümfilme - mit dem Unterschied, dass eben gesungen wird. Zum prominenten Sängerensemble zählen Juliane Banse, Franz Grundheber, René Pape, Michael König und Michael Volle. Als Film muss sich die Inszenierung dennoch anderen Kriterien stellen und in diesem Punkt kann die Leistung nicht vollends überzeugen. Bild- und Szenenmontage wirken oft holprig. Die üblichen Stilmittel, wie das Spiel mit der Tiefenschärfe, Perspektivwahl, Schnitt und der Wechsel zwischen Halbtotalen und Closeups, wirken manchmal wie aufs Geratewohl eingesetzt. Gleich so, als würde man aus einer Liste wählen und das eine oder das andere ausprobieren. Der Clou ist aber der Einsatz von Special-Effects-Mitteln, die unfreiwillig an Disney-Produktionen der 1980er Jahre erinnern. Davon hätte man besser ganz die Finger gelassen.“ (moviemaze) HH

Frühstück bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney

“Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten Sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Christopher Tookey) HH

G

Das gelbe Haus am Pinnasberg Deutschland 1969, R: Alfred Vohrer, D: Eddi Arent, Siegfried Schürenberg

„Die Geschichte eines Hamburger Bordells, in dem männliche Angestellte einer finanzkräftigen weiblichen Kundschaft das Geld aus der Tasche ziehen. Als der Chef des Hauses seine Tochter glücklich verheiratet hat, verkauft er sein Etablissement - gerade rechtzeitig, bevor es buchstäblich zusammenbricht. Eine plumpe Komödie, die sich durch ihren satirischen Tonfall zwar vom üblichen Sexfilm-Ramsch abgrenzen will, aber letztlich doch in den Niederungen des Genres endet.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu

„Er ist nationales Kulturgut, trotzdem befassen sich Jugendliche heute nur ungern mit Goethe, wenn sie im Deutschunterricht mit dem „Werther“ oder dem „Faust“ traktiert werden. Vielleicht hilft dieser erfrischende Film, den „Dichter und Denker Nummer eins“ neu für sich zu entdecken. Ohne sich zwanghaft an die historischen Details zu klammern, zeigen Stölzl und sein Hauptdarsteller Alexander Fehling Goethe als „jungen Wilden“ des 18. Jahrhunderts und erzählen mitreißend die Geschichte seiner (unerfüllten) ersten Liebe. An Tiefgang und einer Einordnung Goethes in seine Zeitgeschichte lässt es dieses Porträt leider etwas fehlen.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

Good Food, Bad Food Frankreich 2010, R: Coline Serreau

„Die außergewöhnliche Doku von „Drei Männer und ein Baby“-Regisseurin Coline Serreau beleuchtet die dramatischen Folgen der industrialisierten Landwirtschaft für die Bodenqualität und die Nahrungsmittelproduktion. Erschütternd und aufwühlend wie Erwin Wagenhofers Ökoreport „We Feed the World - Essen global“.“ (Cinema) H, HB, HH

The Green Hornet USA 2010, R: Michel Gondry, D: Seth Rogen, Cameron Diaz

„„The Green Hornet“ geht auf eine Hörspielserie aus den dreißiger Jahren zurück und erzählt von dem nichtsnutzigen Sohn eines Zeitungsmoguls, der sich zum Kämpfer gegen das Verbrechen aufschwingt. Regisseur Michel Gondry und Hauptdarsteller Seth Rogen machen aus dem Stoff eine entspannte Superheldenfilmparodie. Leider geht es dem Film wie seinem etwas zu entspannten Helden: Es fehlen ihm der rechte Antrieb und die nötige Zielstrebigkeit, um in Schwung zu kommen. Christoph Waltz, der in seinem ersten Film nach dem Oscar-Gewinn für „Inglourious Basterds“ mit Selbstironie einen fiesen Gangsterboss spielt, läuft als Bösewicht über weite Strekken neben der Handlung her.“ (Der Spiegel) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

H

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil I USA 2010, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Emma Watson

„Durch die zeitbedingte Möglichkeit, alles ein bisschen ausführlicher zu erzählen, wird „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ zum etwas zähen Start ins grosse Finale. Wenn man bedenkt, was noch alles passieren sollte, dürfte die Fortsetzung ein Actionknaller erster Güte werden. Hier werden die Weichen gestellt und vor allem im Mittelteil die Langsamkeit zelebriert. Ist gut, aber hätte Potenzial für etwas viel Grösseres gehabt.“ (outnow.ch) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Hereafter - Das Leben danach USA 2010, R: Clint Eastwood, D: Matt Damon, Cécile de France

„„Hereafter - Das Leben danach“ handelt von Menschen an der Schwelle zum Tod: Eine französische Reporterin überlebt nur knapp den Tsunami in Asien, ein amerikanischer Fabrikarbeiter kann mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen, und Zwillingsbrüder in London werden durch einen Unfall auseinandergerissen. Diese Figuren lässt Regisseur Clint Eastwood Blicke ins Jenseits werfen. Schon länger beschäftigt sich der Star mit diesem Reich zwischen Leben und Tod, in „Million Dollar Baby“ etwa erzählte er von einer Boxerin, die querschnittsgelähmt künstlich am Leben gehalten wird. „Hereafter“ ist die Reflexion eines weisen alten Mannes über die letzte Grenze, die auf einmal durchlässig wird, ein so lakonischer wie berührender Film.“ (Der Spiegel) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Howl - Das Geheul USA 2010, R: Rob Epstein, Jeffrey Friedman, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Allen Ginsberg zählt neben Jack Kerouac (“On the Road“) und William S. Burroughs (“Naked Lunch“) zu den berühmtesten Vertretern der „Beat Generation“, die Anfang der 50er-Jahre Tabus brechen und Grenzen überschreiten - im Leben, in der Liebe und in der Kunst. 1955 trägt Ginsberg, mit 29 Jahren der jüngste und introvertierteste des wilden Zirkels, „Howl“ zum ersten Mal öffentlich vor. Das Gedicht wird zur Beat-Hymne, ein mitreißender Bewusstseinsstrom und Wortrausch, den man eher fühlt als begreift - damals wie heute. Der Text ist mit Animationssequenzen des Zeichners und Ginsberg-Gefährten Eric Drooker unterlegt, die an Pink Floyds „The Wall“ erinnern. Parallel erzählt der Dichter aus seiner Biografie, während im Gerichtssaal Intellektuelle - für den Zuschauer höchst amüsant - mit einem völlig überforderten Staatsanwalt über die Definition von Literatur streiten.“ (Cinema) BS, HB, HH, KI

I

Ich – einfach unverbesserlich USA 2010, R: Chris Renaud

„Auch die Universal Studios haben es also neuerdings auf ein Stück vom grossen Animationsfilmkuchen abgesehen. Diesen Platz beanspruchen sie zu Recht, denn bereits die erste 3D-Produktion Despicable Me überzeugt auf ganzer Linie! Die perfekt sitzenden Animationen und die abgedrehte Story um einen Fiesling, der zum Kinderfreund mutiert, sind grossartig. Hauptfigur Gru gerät wird im Laufe der Handlung zunehmends in den Hintergrund, denn nicht nur seine gelben Zwergenkameraden stehlen ihm die Show, auch die drei Waisenmädchen sind herzallerliebst. Nicht zu vergessen: der verrückte Professor und die toughe, alte Mum von Gru (Stimme: Julie Andrews). Dieses Sammelsurrium von skurrilen Persönlichkeiten und Erfindungen tragen sehr zum Gelingen des tollen 3D-Animationsspasses bei, der seine Moral nicht altbacken oder aufdringlich, sondern immer kindgerecht und mit sehr viel Wärme verpackt.“ (groarr.ch) HB

Ich sehe den Mann deiner Träume USA/Spanien 2010, R: Woody Allen,D: Antonio Banderas, Anthony Hopkins

„Eine Frau, deren Ehemann nach der schönen Nachbarin schielt, verliebt sich ihrerseits in ihren Chef. Derweil wird ihre Mutter vom Vater sitzen gelassen und sucht Lebenshilfe bei einer Wahrsagerin. Einmal mehr lässt Woody Allen seine Figuren bei der Jagd nach Lebens- und Liebesglück an allerlei perfiden Wendungen genüsslich scheitern. Dabei gelingt ihm dank amüsanter Dialoge, einiger schöner Szenen und prominenter Darsteller eine unterhaltsame Farce. Dabei wird die Verzweiflung am Dasein freilich mit so viel Behagen zelebriert, dass Biss und Verve etwas zu kurz kommen.“ (filmdienst) H, HH, KI

Im Alter von Ellen Deutschland 2010, R: Pia Marais, D: Jeanne Balibar, Stefan Stern

„Nachdem ihr Partner sie mit einer Anderen betrogen hat, bricht eine Frau aus ihrem bisherigen Leben aus, probiert verschiedene Existenzformen aus und landet schließlich in Afrika. Eine experimentelle philosophische Reflexion, die verschiedene Deutungsmöglichkeiten für den seltsam somnambulen und haltlosen Zustand ihrer Hauptfigur anbietet und sich zwischen universeller Entfremdungsstudie und Frauen-Psychogramm jedem Denken in Schubladen sperrt. Der Film bietet eine anspruchsvolle, dabei faszinierend irritierende Exkursion an die Ränder bürgerlicher Lebenswelten und Sehnsüchte.“ (filmdienst) HH

Immer Drama um Tamara Großbritannien 2010, R: Stephen Frears, D: Gemma Arterton, Roger Allam

„„Immer Drama um Tamara“ wirkt so, als habe man die Zeitschrift „LandLust“ verfilmt, mit der Betonung auf „Lust“, und dabei einigen bösen britischen Humor beigemischt. Regisseur Stephen Frears (“Gefährliche Liebschaften“) erzählt in seiner bukolisch-erotischen Komödie, wie in der englischen Grafschaft Dorset treulose Schriftsteller, pubertierende Teenager und eifersüchtige Popstars plötzlich nicht mehr wissen, wohin mit ihren Begierden. Gemma Arterton spielt eine schöne junge Frau, die aus London in ihr Heimatdorf zurückkehrt und dort große sexuelle Verwirrung stiftet. Frears verlegt das urbane Genre des Liebesreigens in die Provinz und inszeniert eine Salonkomödie unter freiem Himmel, die sich an allem erfreut, was schmutzig ist.“ (Der Spiegel) HH, KI

In ihren Augen Argentinien 2009, R: Juan José Campanella, D: Ricardo Darín, Soledad Villamil

Auf den ersten Blick scheint „In ihren Augen“ ein Polizeithriller zu sein, in dem gezeigt wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974 einen Fall von brutaler Vergewaltigung und Mord untersuchen und schließlich aufklären. Aber der Film zwingt das Publikum von Anfang an dazu, genauer hinzusehen. Dabei wirkt er nie überladen oder konstruiert, denn Campanella entpuppt sich auch als ein Meistererzähler, dem es gelingt, dass das Publikum immer gespannt bleibt, was als nächstes passiert. Dabei kann es laufend neue Leidenschaften und Geheimnisse entdecken, durch die es ein tieferes Verständnis der Charaktere bekommt. Solch ein ambitionierter, origineller und humaner Film gelingt einem Regisseur selten. (hip) BHV, SN

Inseltöchter Deutschland 2011, R: Annette Ortlieb

„Zwischen 1905 und 1930 leben drei Mädchen auf der Insel Sylt: ein Dokumentarfilm über Haarschleifen wie Propeller und Spaziergänge im Walfischmaul, über den Mut und die Abenteuer dreier Kindheiten, die vom Leben mit dem Meer und dem Tod geprägt sind.“ (filmbüro Bremen) HB

K

Kent Nagano – Montreal Symphony Kanada/Deutschland 2010, R: Bettina Ehrhardt

„Dokumentarfilm über den Dirigenten Kent Nagano, das von ihm geleitete Orchestre symphonique de Montréal sowie deren Versuch, auf unkonventionellen Wegen neue Zuhörerschaften für ihre Musik zu gewinnen, etwa durch Konzerte in Schulen oder Sportarenen. Da primär die Star-Persona des Dirigenten im Vordergrund steht, wirkt der Film mehr wie ein PR-Projekt, nicht wie eine Auseinandersetzung mit dem Versuch des Orchesters, einen kreativen Ausweg aus dem Dilemma des Publikumsrückgangs zu erarbeiten.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

“Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) HH, HL

Kokowääh Deutschland 2011, R: Til Schweiger, d: Til Schweiger, Emma Tiger Schweiger

„In seiner neuen Komödie nach „Zweiohrküken“ muss sich Til Schweiger als überforderter Hallodri über Nacht mit den Freuden des Vaterseins herumschlagen. Und das ausgerechnet mit seiner eigenen achtjährigen Tochter Emma Tiger. Anders als in seinen Kinohits „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ lässt es der 47-Jährige in der Tradition seiner Tragikomödie „Barfuss“ deutlich erwachsener angehen. Zoten oder Schenkelklopfer wie zuletzt in „Zweiohrküken“ sucht man hier vergebens - auch wenn eingestreute Gags, wie eine Maulsperre in Tristans Praxis, das Zwerchfell gehörig reizen. Ansonsten konzentriert sich Produzent, Co-Autor und Regisseur Schweiger aber auf sensible Art und Weise auf die Beziehung zweier Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Komm und sieh! UdSSR 1985, R: Elem Klimow, D: Alexej Krawtschenko, Olga Mironowa

“Komm und sieh“ von Elem Klimovw ist ein weiterer Versuch der filmischen Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges. Die ebenso poetisch wie packend gefilmte Odysee eines Jungen durch seine verwüstete Heimat, eher grausame Legende als aufbauende Helden-Saga, balanciert auf schwindelerregende Weise zwischen krasser Kriegsnaturalistik und einem verzaubernden Stil unwirklicher Bilder und Töne.“ (Wolfgang Brenner) HH

Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) H, HB, KI

L

Das Labyrinth der Wörter Frankreich 2010, R: Jean Becker, D: Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus

„Gérard Depardieu spielt einen gutmütigen Schrat im Blaumann, den alle so lange für einen Trottel halten, bis eine kluge alte Dame ihm das Lesen sowie die Literatur nahebringt - und er eine patente junge Busfahrerin als Liebhaberin gewinnt. Der 1938 geborene Regisseur Jean Becker (“Ein mörderischer Sommer“) macht hier aus einer schlichten Romanvorlage ein Fest der französischen Lebensart, bei dem die Weintrinker am Bistrotisch derb und besonders herzensgut sind, das Liebesleben der Schankwirtin gern vom halben Dorf miterlitten wird und die Natur stets eine Augenweide ist. Eine charmante und nur manchmal überkandidelte Kleine-Leute-Komödie.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Der lachende Mann DDR 1965/66, R: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann

„Porträt des deutschstämmigen Siegfried Müller gen. „Kongo-Müller“, der 1964 als Major der kongolesischen Armee und Söldnerführer, der in zehn Wochen die abtrünnige Äquatorial-Provinz „erledigte“, traurige Berühmtheit erlangte. Alkoholselig und freundlich lachend schildert er seinen Werdegang und enthüllt eine verbrecherische Landsknechtsmentalität. Da er glaubt, westdeutschen Journalisten Rede und Antwort zu stehen, macht er aus seiner antikommunistischen Weltsicht keinen Hehl. Seine Interviewer wiederum nutzen seine Aussagen zu wütenden und polemischen Attacken gegen Westdeutschland. Der teilweise beeindruckende Film, mit dem Heynowski und Scheumann international berühmt wurden, entlarvt die subjektive Herangehensweise seiner Macher und ihre eigentliche politische Zielsetzung; ein Paradebeispiel des „gelenkten Dokumentarismus“.“ (Lexikon des internatipnalen Films ) HH

La Danse - Das Ballett der Pariser Oper Frankreich/USA 2009, R: Frederick Wiseman

„Frederick Wiseman bleibt sich treu: Wie die meisten seiner Filme ist auch „La Danse - Le Ballet de l‘Opéra de Paris“ eine Dokumentation über eine Institution. Kommentarlos sieht er zweieinhalb Stunden lang den Tänzern und Choreografen bei ihrer Arbeit zu, dazwischen gibt es kurze Einblicke in die Kantine, in Werkstätten, in Businessmeetings. Dabei arbeitet er heraus, wie diese Institution funktioniert und wie die Protagonisten in ihren Handlungen davon geprägt werden.“ (tip) GÖ, HB, HH, KI, OL

Last Night USA/Frankreich 2010, R: Massy Tadjedin, D: Keira Knightley, Sam Worthington

„“Last Night“, das Regiedebüt der Drehbuchautorin Massy Tadjedin (“The Jacket“), erzählt eine kleine, alltägliche Geschichte über Treue in der Ehe, Versuchung und Misstrauen. In der Ehe zwischen Michael und Joanna läuft es nicht mehr so gut, und ausgerechnet in der nächsten Nacht bekommen beide die Gelegenheit zum Seitensprung: Michael auf Geschäftsreise mit der schönen Kollegin Laura die eifersüchtige Joanna nach einer zufälligen Begegnung mit ihrem Exfreund Alex. Wer von beiden wird nicht widerstehen können? Auf dieser Frage baut die gesamte Spannungsdramaturgie des planmäßig fabrizierten Beziehungsvierecks auf, aber trotz durchweg guter Schauspielleistungen dreht sich das endlose Gefühlspalaver auf Dauer im Kreis.“ (Cinema) HH

Little Big Man USA 1970, R: Arthur Penn, D: Dustin Hoffman, Faye Dunaway

“Penns Adaption des Romans von Thomas Berger ist ein epischer Post-Western, der die Geschichte de-mythologisiert, indem er sie durch die Augen von Jack Crabb sieht. Dieser ist entweder ein 121 Jahre alter Held, der alles gesehen hat, oder ein phänomenaler Lügenhals. Zweideutigkeit, sowohl den Tatsachen wie den Helden des Wilden Westens gegenüber, ist der Schlüssel der Geschichten von Hoffmans Protagonisten, der von den Indianern gemacht und adoptiert wurde, als Gauner zu den Weißen zurückkehrte und schließlich als einziger Überlebender von Custers Niederlage am Little Big Horn gefeiert wurde. Parallelen zum Vietnamkrieg häufen sich natürlich, aber letztlich sind es die ironischen Umdeutungen der amerikanischen Geschichte, die hier am meisten überzeugen. Komisch, humanistisch und mit mutiger Intelligenz inszeniert.“ (Time Out Film Guide) HH

Love and other Drugs – Nebenwirkung inklusive USA 2010, R: Edward Zwick, D: Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway

„Ein aalglatter Vertreter der Pharmaindustrie und eine junge Frau, die an Parkinson im Frühstadium leidet, beginnen eine Affäre. Trotz der festen Absicht, die Liaison im Unverbindlichen zu belassen, erwächst daraus bald mehr. Zwischen einer Satire auf die Pharmaindustrie, flotter Erotik-Farce, spätpubertärer Klamotte und sentimentalem Melodram schwankender Film, dessen unstimmige Handlungsfäden nur mühsam zusammengehalten werden und mitunter so wenig zusammenpassen wie die Protagonisten, deren Liaison unglaubwürdig wirkt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

M

Megamind USA 2010, R: Tom McGrath

„Irgendwie schafft man es bei den Animationsfilmern von DreamWorks immer wieder, in Bezug auf künstlerischen Anspruch und Originalität nur als zweiter Sieger durchs Ziel zu gehen. Dabei findet der Film von Tom McGrath immerhin einen durchaus amüsanten Twist in der Superschurken-Parodie, wenn Megamind versucht, selbst einen Superhelden-Nachfolger auszubilden, nachdem ihm seine Nemesis, der strahlende Metro Man, abhanden gekommen ist. Das reicht für ein paar lustige Momente und viel hektische Action.“ (tip) H, HB, OL, OS

Meine Frau, unsere Kinder und ich USA 2010, R: Paul Weitz, D: Robert De Niro, Ben Stiller

„Wie schon in den beiden Vorgängerfilmen sorgt auch im dritten Teil das Zusammenspiel des zweifachen Oscarpreisträgers Robert De Niro und Kalauerspezialist Ben Stiller für die meisten Lacher. Wenn sich Stiller beim Truthahnessen den halben Finger absäbelt und seinen Schwiegervater mit Blut vollsudelt oder Jack sich an einem Potenzmittel vergreift und „Krankenschwester“ Greg ihn mit einer Adrenalinspritze ins Gemächt vor einem Blutstau retten muss, wird das Fremdschämen zum Lachmuskeltraining. Da stört es wenig, dass Paul Weitz seine Familienfarce mit den üblichen vorhersehbaren Storywendungen gespickt hat und man viele Gagvarianten bereits aus den früheren Filmen kennt.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, HL, KI, OS, SN

Monsters USA 2010, R: Gareth Edwards, D: Whitney Able, Scoot McNairy

“In diesem Festivalhit schlagen sich zwei US-Bürger durch ein von Alienwesen bevölkertes Sperrgebiet. Wer jetzt Actionhorror à la „Cloverfield“ erwartet, kommt beim bravourösen Regiedebüt des britischen Effektkünstlers Gareth Edwards nur am Rande auf seine Kosten. Die wenigen von Edwards am heimischen Rechner sagenhaft realistisch in die Filmaufnahmen kopierten Kreaturen dienen vielmehr als fantastische (Droh-)Kulisse für ein außergewöhnliches Roadmovie, das zum Staunen und Nachdenken einlädt. Die entrückte Atmosphäre der an Originalschauplätzen entstandenen Bilder macht Edwards‘ „Monsters“ zu Sinnbildern einer majestätischen Natur, die sich nicht beherrschen lässt. Und dass die Abschottungsbemühungen der USA letztendlich vergebens sind, verleiht dem Eindringen extraterrestrischer Einwanderer eine zusätzlich politische Note.“ (Cinema) HH, HL

Morning Glory USA 2010, R: Roger Michell, D: Rachel McAdams, Harrison Ford

„Eine junge Fernsehproduzentin gerät in eine Lebenskrise, als sie ihren Job verliert. Das Angebot, eine erfolglose Frühstückssendung aus dem Quotentief zu holen, bietet ihr zwar ein neues Beschäftigungsfeld, birgt aber auch viele Herausforderungen. Ihre Vorstellungen von der Sendung als buntes Unterhaltungsformat kollidieren mit den Ideen eines altgedienten, aber anmaßend-arroganten Moderators. Mit einem Star-Ensemble aufwartende Komödie, die mehr Märchen als Mediensatire sein will; entsprechend oberflächlich sind die Auseinandersetzungen um den Konflikt zwischen seriöser Fernsehunterhaltung und deren Boulevardisierung.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

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Nichts ist besser als gar nichts Deutschland 2010, R: Jan Peters

“Hintergründig-ironischer Dokumentarfilm über den Selbstversuch des Regisseurs Jan Peters, als freiberuflicher Reisebegleiter im U-Bahngebiet von Frankfurt sein Auskommen zu finden. Der Film taucht dabei in die obskure Welt der Nebenjobs und prekären Existenzmodelle ein und erkundet humorvoll-pointiert die strukturellen Defizite einer Gesellschaft, der angeblich die Arbeit ausgeht. Ein dezidiert sanfter Film über eine harte Wirklichkeit, der seine Wirkung erst im Nachhinein entfaltet.“ (filmdienst) H

Nowhere Boy Großbritannien/Kanada 2010, R: Sam Taylor Wood, D: Aaron Johnson, Kristin Scott Thomas

„Die Jugend des späteren Beatle John Lennon in Liverpool, zwischen zielloser Rebellion und der Suche nach einem Ventil für seine Kreativität, zwischen Tante Mimi und Mutter Julia. Konventioneller, aber in sich stimmiger Film.“ (tip) HB

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Öffne meine Augen Spanien 2003, R: Iciar Bolain, D: Laia Marull, Nicalás Fernández Luna

“ ,Öffne meine Augen‘ beginnt mit einer Nacht-und-Nebel-Aktion: Nach gut zehn Jahren Ehe packt Pilar ihre Sachen, weckt Sohn Juan und flieht vor ihrem brutalen Ehemann Antonio aus der gemeinsamen Wohnung. Der verlassene Haustyrann bittet und bettelt, droht und gelobt Besserung: In einer Männertherapiegruppe will er seinen Jähzorn beherrschen lernen. Pilar kehrt zurück - vorerst. Aber für ihre langsame Emanzipation hat Antonio letzten Endes kein Verständnis. Mit viel psychologischem Feingefühl inszeniert die spanische Regisseurin Icíar Bollaín ein bedrückendes Drama um die Dynamik von Liebe und Gewalt.“ (Der Spiegel) HB

Otto‘s Eleven Deutschland 2010, R: Sven Unterwaldt Jr., D: Max Giermann, Otto Waalkes

„Intellektuelle mosern gern über den Stillstandskomiker Otto Waalkes, der seit Ottifantengedenken stets nur die gleichen Witze erzählen könne. In „Otto‘s Eleven“ werden sie widerlegt: Im Kampf gegen einen von Sky du Mont genialisch hölzern gespielten Oberschurken formt der Held Otto eine Helfertruppe von ganz neuer Durchschlagskraft. Die Trottelbande soll ihm ein wertvolles Gemälde wiederbeschaffen. Der gemächliche Witz dieser „Ocean‘s Eleven“-Parodie ist grundsympathisch, Darsteller wie Jasmin Schwiers und Mirco Nontschew lächeln nett und halten die Story nicht durch übertriebene Schauspielerei auf. Der Regisseur Sven Unterwaldt hat es geschafft, dem legendär erfolgreichen Kinoscherzbold Otto (“7 Zwerge“) ein paar verstörende Grimassen abzuluchsen: Das ist neu, der ewig infantile Humortitan witzelt nun über sein Alter.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

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Rapunzel: Neu verföhnt USA 2010, R: Nathan Greno & Byron Howard

„Anders als der Trailer vermuten lässt, ist „Rapunzel - Neu verföhnt“ kein freches Trickabenteuer à la „Küss den Frosch“ oder ein Anarchospaß wie „Shrek“ geworden. Stattdessen setzen die Regisseure Nathan Greno und Byron Howard (“Bolt - Ein Hund für alle Fälle“) auf klassische Disney-Motive wie einen drolligen Sidekick - in diesem Fall das Chamäleon Pascal - und eine liebevoll erzählte, aber überraschend unoriginelle Lovestory. Dafür peppen sie ihr märchenhaft schön animiertes 3D-Märchen mit rasanten, kindgerechten Actionsequenzen auf, in denen Rapunzels Mähne das Wort „haarig“ ganz neu definiert.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane Deutschland/Russland 2010, R: Jörn Röver

„Ein visuell atemberaubender Dokumentarfilm über Flora und Fauna sowie imposante Naturschauspiele in Russland, der von der Halbinsel Kamtschatka bis in den Kaukasus führt. Die Kinoversion einer sechsteiligen Fernsehserie vermittelt mit technisch brillanten Bildern dramaturgisch geschickt gestaltete Einblicke, krankt jedoch an einem substanzlosen, die Tiere vermenschlichenden Kommentar sowie an der allzu hymnischen Musik.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS

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Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen

„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) BHV, H, HB, HH, OS, SN

Santa Cruz por ejemplo... Der Mord von Santa Cruz Östereich/Spanien 2005, R: Günter Schwaiger / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Jahr 2003, 70 Jahre nach dem Massaker durch Franco-Schergen in dem kleinen Dorf Santa Cruz de la Saceda, wurde das Massengrab geöffnet, damit die Gebeine der Ermordeten nach einer Genanalyse einer ordentlichen Bestattung zugeführt werden konnten. Die Filmemacher und Ethnologen Günter Schwaiger und Hermann Peseckas machten sich auf, um Hintergründe zu den Geschehnissen aufzudecken, von denen sich in der spanischen Geschichtsschreibung nichts finden lässt.“ (Kino 46) HB

Satte Farben vor schwarz Deutschland/Schweiz 2009, R: Sophie Heldman, D: Senta Berger, Bruno Ganz

„Zwischen einem seit Jahrzehnten glücklich verheirateten Ehepaar tun sich Gräben auf, als die Frau herausfindet, dass sich ihr an Krebs erkrankter Mann heimlich eine Zweitwohnung gemietet hat. Drama um ein gutsituiertes Paar, das sich nach einem ausgefüllten, materiell sorgenfreien Leben mit dem Tod auseinander setzen muss. Der Film besticht durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, blendet aber die schmerzhaften Untiefen seines Themas weitgehend aus und konfrontiert allzu unvermittelt mit einem fragwürdigen Schluss.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL

Saw 3D - Vollendung Kanada/USA 2010, R: Kevin Greutert, D: Tobin Bell, Betsy Russell

„Selbst die Gewinnformel der „Saw“-Reihe um Ritualmörder „Jigsaw“ und dessen neo-mittelalterlichen Foltermaschinenpark hat ihre Halbwertzeit. Das Gore-Fest, das im Lauf der Jahre vor allem drastische Folterfantasien auf der Leinwand ausgemalt hat, schleppt sich nun seinem Ende zu - in 3D.“ (tip) GÖ, HB, HH, OL, OS, SN

Schlacht um Algier Italien/Algerien, 1965, R: Gillo Pontecorvo, D: Brahim Haggiag, Jean Martin

„Dokumentarisch gehaltene Rekonstruktion wichtiger Episoden des algerischen Unabhängigkeitskampfes zwischen 1954 und 1960. Mit Sympathie für die Aufständischen und Verständnis für die Lage der Franzosen analysiert der Film unter Aussparung des politischen Hintergrundes zwar packend, aber auch mit gewissen melodramatischen Akzenten die schmerzhafte Geburt einer Nation.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Das Schreiben und das Schweigen Deutschland 2009, R : Carmen Tartarotti

„Die 84-jährige Frederike Mayröcker, Grand Dame der österreichischen Experimentalliteratur und Lebensgefährtin von Ernst Jandl, spricht nicht gerne. Trotzdem schafft die Filmemacherin Carmen Tartarotti ein sehr intimes Porträt dieser einzigartigen Autorin. Über mehrere Jahre hinweg hat sie sie in ihren Wohnungen und auf ihren Lesereisen begleitet und geschafft, die so schweigsame Lyrikerin zum Erzählen zu bringen.“ (Kino 46) H, HB

Small World Frankreich/Deutschland 2010, R: Bruno Chiche, D: Gérard Depardieu, Alexandra Maria Lara

„Kriminalistisches Drama nach einem Roman von Martin Suter: Ein eng mit einer reichen Familie verbundener Mann erkrankt an Demenz. Während sein Kurzzeitgedächtnis leidet, kann er sich jedoch immer weiter in die Kindheit zurückerinnern. Und offenbar fürchtet man in der Familie genau dies. Regisseur Bruno Chiche entwickelt aus dieser Geschichte ein sehr gediegenes Panorama der Verwerfungen eines verdorbenen Großbürgertums.“ (tip) H, HB, HL

Die Superbullen Deutschland 2010, R: Gernot Roll, D: Axel Stein, Thomas Heinze

„Knapp eine Million Menschen sahen die Komödie „Voll Normaaal“ im Kino, gut zweieinhalb Millionen die Fortsetzung „Ballermann 6“. Ein Riesenerfolg. Dennoch ließ sich Comedian Tom Gerhardt dreizehn Jahre Zeit, bis er jetzt mit „Die Superbullen“ seinen Anhängern eine weitere Folge vorsetzt. Möglicherweise hat Gerhardt die Zeichen der Zeit erkannt und steuert deswegen mit „Die Superbullen“ jetzt einen etwas höheren Kurs. So ganz ohne Kotz- und Furzszenen geht es zwar auch hier nicht. Aber die Ekelabteilung hält sich im Vergleich erstaunlich zurück. Tatsächlich erzählt die Polizeikomödie so etwas wie eine Story und reiht nicht nur einen Schockgag an den anderen.“ (Cinema) DEL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

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The Kids Are All Right USA 2010, R: Lisa Cholodenko, D: Julianne Moore, Annette Bening

„Ein lesbisches Paar, das gemeinsam zwei Kinder großzieht, gerät in eine Krise, als die Tochter nach ihrem 18. Geburtstag von ihrem Recht Gebrauch macht, ihren biologischen Vater kennen zu lernen. Dessen Eindringen ins Leben der Familie bringt schlummernde Konflikte an die Oberfläche. Mit Sinn für Situationskomik und spitzem Wortwitz lässt die erfrischende und zugleich berührende Familien- und Liebeskomödie die teils paradoxen, stets aber menschlich glaubwürdigen Sehnsüchte und Bedürfnisse der Beteiligten aufeinander prallen. Vorzüglich gespielt, thematisiert der Film dabei ebenso unterhaltsam wie klug gutbürgerliche und „alternative“ Lebensmodelle.“ (filmdienst) FL

The Tourist USA/Italien/Frankreich 2010, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Johnny Depp, Angelina Jolie

„Er wollte einfach Schönheit, Eleganz, Venedig, Samt und Seide. Und dazu Angelina und Johnny, die beiden derzeit begehrtesten Filmstars der Welt. Das sagt Donnersmarck jetzt in jedem Interview. Der Rest war als Etüde in Leichtigkeit geplant. Ein altmodisches Gentleman-Gaunerstück, ein Identitäts-Verwirrspiel, eine Liebesgeschichte. Wozu man sagen würde: Aber bitte, ganz unbedingt, vollkommen richtiger Instinkt. Nur müsste man das eben handwerklich dann auch können. Daran fehlt es hier in erschreckenden Maße.“ (Die Süddeutsche) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Tron: Legacy USA 2010, R: Joseph Kosinski, D: Jeff Bridges, Garrett Hedlund

„Durch den Hilferuf seines verschollenen Vaters alarmiert, begibt sich ein begabter junger Hacker in einer virtuelle Welt. Dort treibt ein finsterer junger Doppelgänger des Vaters sein mörderisches Unwesen und trägt sich mit Eroberungsambitionen, die sich auch auf die reale Welt erstrekken. Weitgehend unterhaltsamer, flüssig inszenierter Actionfilm, der als zitatenreiches Potpourri visueller Einfälle mit einem mitreißenden Soundtrack punktet. Ansonsten offenbart sich hinter den aufwändigen, aber eher bescheidenen 3D-Effekten eine Geschichte, die angesichts der Sterilität der Figurenbeziehungen und der Einfallslosigkeit gegenüber dem Vorgängerfilm von 1981 nur wenig zu erzählen hat.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

22 Bullets Frankreich 2010, R: Richard Berry, D: Jean Reno, Kad Merad

„Ein ehemaliger Mafiaboss, der sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat und als Familienvater lebt, wird von einstigen Verbündeten schwer verletzt. Als auch noch sein bester Freund gefoltert und seine Familie entführt wird, reaktiviert dies in ihm noch einmal die alte kriminelle Energie, und er startet einen blutigen Rachefeldzug. Fulminant inszenierter Actionfilm, dessen stilistische Brillanz jedoch nicht über die Unreflektiertheit hinweg täuscht, mit der die archaische Rache-Geschichte serviert wird.“ (filmdienst) H

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Vergissmichnicht Frankreich 2010, R: Yann Samuell, D: Sophie Marceau, Marton Csokas

„Das Pendeln zwischen den Lebensaltern scheint Sophie Marceaus filmisches Schicksal zu werden: In „LOL“ sah sie sich als Mutter mit ihrer „La-Boum“-Vergangenheit konfrontiert, hier spielt sie eine gehetzte Karrierefrau, die widerwillig von ihren Kindheitsträumen in die Pflicht genommen wird. Eine kunterbunte Sinnsuche mit kitschig- erhebendem Ausgang.“ (tip) HB, KI

Vier Freunde USA 1981, R: Arthur Penn, D: Craig Wasson, Jim Metzler / Oriinalfassung ohne Untertitel

„In einem Arbeiterviertel von Chicago leben die Jugendlichen Danilo, Georgia, Tom und David. Die hübsche Georgia, ein temperamentvoller Freigeist, stellt in gewisser Weise den Mittelpunkt der Highschool-Clique dar, denn sowohl der wache Kopf Danilo, Sohn einer Einwandererfamilie aus dem ehemaligen Jugoslawien, als auch der muskulöse Charmeur Tom sowie der eher bodenständige Jude David sind in die junge Frau verliebt. Doch Georgia denkt gar nicht daran, sich für einen ihrer Verehrer zu entscheiden. Es gelingt Arthur Penn auf ganz bemerkenswerte Weise mit starken Bildern, einem filigranen Gespür für die sozialpolitische Atmosphäre und einer sanften Heiterkeit, ein ebenso differenziertes wie treffendes Stimmungsbild der US-amerikanischen Gesellschaft im Aufbruch zu skizzieren.“ (Metropolis) HH

14 Kilometer - Auf der Suche nach dem Glück Spanien 2008, R: Gerardo Olivares / Originalfassung mit Untertiteln

“Die Grenze zwischen Europa und Afrika ist zugleich eine natürliche und eine künstliche. Die natürliche bildet das Mittelmeer, dem südlich die Wüste vorgelagert ist, so dass Menschen aus dem Sahel und aus Schwarzafrika eine doppelte Barriere vor sich sehen (die künstliche Grenze sind die Zugangskriterien der „Festung Europa“). Der spanische Regisseur Gerardo Olivares erzählt in „14 Kilometer - Auf der Suche nach dem Glück“ von der künstlichen Grenze, indem er sich auf die natürliche konzentriert - drei junge Afrikaner stehen im Mittelpunkt einer Odyssee, die in Mali beginnt und in Tanger die Blickdistanz zu Europa erreicht. Olivares verbindet quasineorealistische Methoden mit den Konventionen des Arthauskinos. So stellt sich auf den Stationen der großen Fahrt immer wieder eine absurde Komik ein, und zwischendurch sorgt ein Soundtrack für Tempo, der deutlich an ein Publikum gerichtet ist, das auf der anderen Seite hinter der Grenze lebt.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Villa Amalia Frankreich/Schweiz 2009, R: Benoît Jacquot, D: Isabelle Huppert, Jean-Hugues Anglade

„Eine Frau lässt, nachdem sie herausgefunden hat, dass ihr Mann eine Geliebte hat, ihr altes Leben inklusive Beruf und Freunden hinter sich und bricht auf zu einer Reise, die sie letztlich nach Italien führt. Ein mit einer großartigen Hauptdarstellerin überzeugendes, vielschichtiges Psychogramm, das mit Auslassungen, dissonanter Musik und dem Spiel mit Zeit- und Wirklichkeitsebenen Innenansichten eines frappierenden Persönlichkeitswechsels bietet, wobei hintersinnig auch über den Schauspielerberuf nachgedacht wird.“ (Lexikon des internationalen Films ) H, OL

Von Menschen und Göttern Frankreich 2010, R: Xavier Beauvois, D: Lambert Wilson, Michael Lonsdale

„Im Jahr 1996 wurden im Altasgebirge in Algerien sieben Trappistenmönche ermordet, was den Islamisten zugeschrieben wurde, die das Land in den 1990er-Jahren mit fundamentalistischem Terror überzogen. Spirituelles Drama, das das Leben der Mönche und ihr intensives Ringen darum nachzeichnet, ob sie ihr Kloster aufgeben und fliehen oder aus Solidarität mit den Menschen bleiben und damit ihren Tod riskieren sollen. Obwohl in CinemaScope und mit ästhetischem Gespür gedreht, ordnet sich die Filmsprache dem Rhythmus des klösterlichen Lebens unter, gewinnt dadurch aber den Raum, sich auf die christlich-theologischen Dimensionen der Entscheidungsfindung einzulassen.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI,OL, OS

Vorstadtkrokodile 3 Deutschland 2011, R: Wolfgang Groos, D: Nick Romeo Reimann, Nora Tschirner „Der dritte und abschließende Film um die Ruhrgebietsjugendbande „Vorstadtkrokodile“ erweist sich als veritabler Kinderkrimi, in dem die Helden einen Gefängnisausbruch organisieren müssen. Gradlinig inszeniert, wird unter neuer Regie diesmal auf viele Mätzchen der Vorgänger verzichtet.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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We Want Sex Großbritannien 2010, R: Nigel Cole, D: Miranda Richardson, Sally Hawkins

„“We Want Sex““ heißt im britischen Original „Made in Dagenham“ - was viel besser passt, denn die Heldinnen in diesem nach einer wahren Geschichte von 1968 erzählten Erbauungsfilm von Nigel Cole (“Kalender Girls“) fordern keine körperliche Zuwendung, sondern schlicht bessere Bezahlung. Als Autositzenäherinnen im englischen Dagenham schuften die Frauen so hart wie die Männer, bekommen aber nur einen Bruchteil des Lohns. Damit sich das ändert, lehnen sie sich mit viel Leidenschaft und Arbeiterin Rita (zum Liebhaben: Sally Hawkins) an der Spitze gegen das Management, die männliche Kollegenschaft und die Gewerkschaft auf. Eine erfrischende Mischung aus Sozialdrama und Komödie, gekrönt vom Sieg der Gerechtigkeit.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS

Woher weißt du, dass es Liebe ist? USA 2010, R: Paul Rudd, Reese Witherspoon

„Woher weißt du, dass es Liebe ist?“ erzählt betulich und umständlich von den amourösen Wirrungen einer jungen Softballspielerin (Reese Witherspoon), die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss (Owen Wilson und Paul Rudd). Die romantische Komödie nimmt nie Fahrt auf, weil Drehbuchautor und Regisseur James L. Brooks (“Besser geht‘s nicht“) sein früher so sicheres Gespür für Timing verloren zu haben scheint und die Szenen ständig überdehnt. Jack Nicholson, der einen windigen Unternehmer spielt, sieht zum ersten Mal auf der Leinwand senil aus, weil die Pointen seiner Dialogsätze kaum einmal richtig zünden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Yogi Bär USA/Neuseeland 2010, R: Eric Brevig

„Der clevere Bär Yogi lebt zusammen mit seinem Freund Boo Boo glücklich im Jellystone Park. Sein einziges Lebensziel: das Erhaschen lukullischer Genüsse durch das Stehlen der Picknick-Körbe von Besuchern. Doch eines Tages droht die Schließung des Parks durch den Bürgermeister, einem korrupten Fiesling. Yogi, Boo Boo und der Parkranger müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um das zu verhindern. Bereits seit den 60er Jahren erfreuen die gezeichneten Abenteuer des Yogi Bär die kindliche Fangemeinde. Nun endlich darf der sympathische Yogi in einem gelungenen Mix aus digitaler Animation und Spielfilm sein Unwesen treiben. Auch die jüngsten Zuschauer werden ihre Freude an den vielen Streichen von Yogi haben, die amüsant in Szene gesetzt werden. Handlung und Sprache sind kindgerecht, die Erwachsenen sind ganz klar den schlauen Bären unterlegen.“ (fbw) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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72 Stunden - The Next Three Days USA 2010, R: Paul Haggis, D: Russell Crowe, Elizabeth Banks

„Thriller um einen von Russell Crowe verkörperten Lehrer, der versucht, seine zu lebenslanger Haft verurteilte Frau aus dem Gefängnis zu befreien. Die Spannung des Films gründet darin, dass hier kein Supermann zu Werke geht, sondern ein eher unbedarfter und nervöser Typ. Da am Ende dann aber doch ein kluger Plan her muss und sich der Lehrer nun plötzlich als geistesgegenwärtiger Stratege erweist, fühlt man sich als Zuschauer ein wenig betrogen.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN