susanne pfeffer entschwindet
: Nach oben gibt’s noch Luft

Da geht sie hin, oder besser: Da ist sie schon entschwunden. Als Susanne Pfeffer vor drei Jahren angefangen hat, als Kuratorin die Hinterhofgalerie im Bremer Künstlerhaus zu bespielen, hat jeder ihr gesagt: Du bleibst ohnehin nicht lange. Sie hat immer gekontert: Davon wisse sie nichts. An so etwas denke sie gar nicht.

Gestern hatte Pfeffer ihren ersten Arbeitstag in Berlin. Dort leitet sie die fast 20-mal so großen „Kunst-Werke“. Ihr Vorgänger dort, Klaus Biesenbach, ist gerade ans Museum of Modern Art gewechselt: Es gibt also noch Luft nach oben.

Wann Susanne Pfeffer die documenta kuratieren wird, ist noch offen. Sie sagt jedenfalls, dass sie „an so etwas gar nicht“ denkt. Geboren ist sie 1973 in Hagen. Bremen war ihr erster Chefinnen-Posten. Was sie dort bewiesen hat, war, dass selbst ein klitzekleiner Kunstraum nicht nur für platzsparende Hirngymnastik taugt. Sondern, dass echte Kunst auch auf 160 Quadratmetern Sprengkraft und Wirkung über die Stadtgrenzen hinaus entfalten kann. Abzulesen auch am Medien-Echo: FAZ, FR und Kulturspiegel haben eifrig berichtet. Und für monopol, eher kein Zimmergalerienfachblatt, hat schon ihre zweite Bremer Arbeit zu den „top 15“-Ausstellungen in Deutschland gezählt. Das war im Herbst 2004, die erste Werkschau von Matthias Weischer, den die New York Times gerade als einen der „Kunststars des Jahrzehnts“ ausgerufen hatte. Bei der Vorbereitung war das laut Pfeffer „nicht absehbar gewesen“. Und das soll heißen, dass sie da Glück gehabt habe. Aber was zeichnet eine Spitzenkuratorin aus, wenn nicht die Gabe, vor den anderen zu spüren, wo Interessantes entsteht?

Vielleicht noch das Talent, aus nichts etwas zu machen. In Bremen hatte Pfeffer einen Jahresetat von 20.000 Euro, Personalkosten inklusive. Und als die Hanseaten bei der Kulturhauptstadtbewerbung durchgefallen waren, froren sie noch zugesagte Projektmittel ein. Da sagt selbst Pfeffer, das sei „nicht in Ordnung“ gewesen. Sonst aber nur Gutes über die Stadt, ein wenig Abschiedsschmerz sogar, weil sich „echte Freundschaften“ entwickelt haben. Und: „Die Weser mag ich ja gern.“ BES